Stirb, Schätzchen, Stirb
zu.
»Ich fürchte, ich bin heute Abend ein bisschen neben der Spur.«
»Was kein Wunder ist.« Mira nahm eins der Gläser in die Hand. »Nehmen Sie erst mal Platz und entspannen sich. Ich würde gerne mein Geschenk auspacken, wenn das in Ordnung ist.«
»Oh. Ja. Sicher. Hm ...« Sie hielt auch Dennis sein Päckchen hin. »Das habe ich zufällig entdeckt und dachte, dass Sie es vielleicht brauchen können.«
Er strahlte wie ein zehnjähriger Junge, der unter dem Weihnachtsbaum auf ein leuchtend rotes Luftbike gestoßen war. Das Blitzen seiner Augen nahm auch nicht ab, als er den Schal aus der Verpackung zog. »Sieh nur, Charlie. Der hält mich auf meinen Spaziergängen ganz sicher warm.«
»Und er passt zu dir. Oh! Sieh nur.« Mira zog die antike Teekanne aus ihrem Paket. »Die ist einfach wunderschön. Veilchen«, murmelte sie, während sie mit einem Finger über die winzigen, handgemalten Blüten auf der weißen Kanne strich. »Ich liebe Veilchen.«
Sie säuselte so wie andere Frauen, wenn sie in fremde Kinderwagen sahen, überlegte Eve.
»Ich dachte, Sie trinken gerne Tee, und deshalb -«
»Die Kanne ist wunderbar. Einfach wunderbar.« Mira stand wieder auf, trat vor Eve, küsste sie auf beide Wangen und sagte strahlend vielen Dank.
»Nichts zu danken.«
»Ich glaube, ich probiere mein Geschenk sofort bei ei nem kleinen Spaziergang aus.« Auch Dennis erhob sich von seinem Platz, beugte sich über Eve und klopfte ihr gegen das Kinn. »Sie sind ein braves Mädchen und auch eine kluge Frau. Reden Sie mit Charlie, ja?«
»Ich wollte ihn ganz sicher nicht vertreiben«, meinte Eve, nachdem Dennis in den Flur hinausgetreten war.
»Das haben Sie auch nicht. Bei aller Zerstreutheit ist Dennis ein guter Beobachter, er hat einfach gemerkt, dass wir ein bisschen Zeit alleine brauchen. Wollen Sie Ihr Geschenk Vielleicht auch aufmachen?« Sie nahm eine kleine Schachtel von dem Tablett und reichte sie ihrem Gast.
»Sie ist hübsch.« Eve wusste nie, was man in solchen Augenblicken sagte, dieser Satz jedoch erschien ihr durchaus passend, denn sie hielt eine in Silber und in Gold gewickelte Schatulle mit einer großen, roten Schleife in der Hand.
Sie hatte keine Ahnung, was sie aus der Schachtel zog - etwas Rundes, Verschnörkeltes mit kleinen Glitzersteinen. Da es an einer Kette hing, dachte sie zuerst, dass es sich um ein Schmuckstück handelte, obwohl die Scheibe größer als ihre Handfläche war.
»Keine Panik«, stellte Mira lachend fest. »Das ist kein Schmuck. Auf diesem Gebiet kann kein Mensch mit Ihrem Gatten konkurrieren. Es ist eine Art Sonnenfänger, etwas, was Sie sich ins Fenster hängen können. Vielleicht in Ihrem Büro.«
»Es ist wirklich hübsch«, sagte Eve noch einmal und machte, als sie genauer hinsah, ein Muster in den Schnörkeln aus. »Ist das etwa keltisch? Es sieht aus wie die Gravur in meinem Ehering.«
»Ja. Obwohl meine Tochter mir erzählt hat, dass das Symbol in Ihrem Ring Sie schützen soll. Das hier und auch die Steine sollen Ihnen Ruhe bringen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass die Scheibe von meiner Tochter gesegnet worden ist.«
»Sagen Sie ihr bitte vielen Dank. Ich werde es wirklich in meinem Büro aufhängen. Vielleicht nützt es ja etwas.«
»Die Arbeit hat Sie schon wieder eingeholt, nicht wahr?« Roarke hatte ihr erzählt, was in dem Hotel geschehen war.
»Sieht so aus.« Eve blickte auf die Scheibe und strich vorsichtig mit dem Daumen über das keltische Symbol. »Ich schätze, ich bin eben einfach kurzfristig in Selbstmitleid versunken, als Ihr Mann mich in den Arm genommen hat. Als ich dort mit ihm stand, den Baum betrachtet, die Gerüche und die Lichter des Hauses in mich aufgesogen habe. Ich dachte, ach hätte ich doch nur einmal - ein einziges Mal in meinem Leben - jemanden wie ihn gehabt... Aber das war eben nicht der Fall.«
»Nein, Sie hatten niemals einen solchen Menschen, aber die Schuld daran liegt nicht bei Ihnen, sondern beim System.«
Eve hob den Kopf und atmete tief ein. »Wie auch immer, ist es nun mal so gelaufen, wie es gelaufen ist. Jetzt ist Trudy Lombard tot, und das sollte sie nicht sein. Ich war gezwungen, meinen Mann von meiner Partnerin vernehmen zu lassen, und ich muss bereit sein, persönliche Fragen zu beantworten und hinzunehmen, dass die Antworten, wenn sie die Ermittlungen betreffen, in die Akten eingehen. Ich muss mich daran erinnern, wie es mit ihr war, weil mir dieses Wissen bei der Suche nach dem Mörder hilft. Ich bin
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