Stirb, Schätzchen, Stirb
du, ich hätte dir irgendwas von ihrem Besuch bei ihm erzählt, wenn auch nur die geringste Möglichkeit bestünde, dass er es war? Glaubst du, wenn ich mir nicht völlig sicher wäre, wenn die Tatsachen nicht eindeutig für seine Unschuld sprechen würden, hätte ich diese Angelegenheit auch nur mit einem Wort erwähnt? Dann hätte ich ganz einfach festgestellt, dass offenkundig jemand Unbekanntes über die Feuerleiter und durch das offene Fenster bei ihr eingebrochen ist und sie erschlagen hat, als sie*ihm in die Quere gekommen ist. Dann würde ich dir mein Beileid aussprechen und den Fall zu den Akten legen. Sieh mich an, Bobby.«
Sie wartete, bis er ihr in die Augen sah. »Das könnte ich problemlos tun. Schließlich bin ich ein hochrangiger Cop, der ein gewisses Ansehen genießt. Ich könnte den Fall zu den Akten legen, und niemand ginge dieser Sache weiter nach. Stattdessen werde ich herausfinden, wer deine Mutter ermordet und auf dem Boden ihres Zimmers liegen lassen hat. Du kannst dich darauf verlassen, dass mir das gelingt.«
»Warum? Warum tust du das? Du bist vor ihr davongelaufen. Du bist damals einfach abgehauen, obwohl sie sich alle Mühe mit dir gegeben hat. Du -«
»Du weißt, dass das nicht stimmt, Bobby«, widersprach ihm Eve mit leiser, ruhiger Stimme. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Du warst schließlich dabei.«
Er blickte wieder auf den Boden. »Sie hatte es damals nicht leicht, das war alles. Es war schwer für sie, ein Kind alleine großzuziehen und zu versuchen, über die Runden zu kommen.«
»Das mag sein. Aber ich werde dir sagen, warum ich tue, was ich tue, Bobby. Ich tue es für mich und vielleicht auch für dich. Für das Kind, das mir heimlich etwas zu essen ins Zimmer geschmuggelt hat. Aber ich garantiere dir, wenn ich herausfinde, dass du es warst, der sie ermordet hat, bringe ich dich dafür in den Knast.«
Er richtete sich auf, räusperte sich leise und erklärte in bestimmtem Ton: »Ich habe meine Mutter nicht ermordet. In meinem ganzen Leben habe ich nicht einmal die Hand gegen sie erhoben. In meinem ganzen Leben nicht. Wenn sie Geld von euch verlangt hat, war das falsch. Es war falsch, aber das hat sie dann für mich getan. Ich wünschte, sie hätte mir etwas davon erzählt. Oder - oder jemand hat sie dazu gezwungen. Jemand hat sie bedroht, oder mich oder -«
»Wer?«
»Ich habe keine Ahnung.« Seine Stimme wurde rau. »Ich weiß es einfach nicht.«
»Wer wusste von eurer Reise nach New York?«
»D. K., Marita, unsere Angestellten, ein paar von unseren Kunden, Gott, die ganze Nachbarschaft. Meine Güte, wir haben schließlich kein Geheimnis daraus gemacht.«
»Mach eine Liste von allen Leuten, die dir einfallen. Die gehen wir dann durch.« Als die Tür geöffnet wurde, stand sie wieder auf.
Peabody schleppte die bleiche, zitternde Zana Richtung Bett.
»Zana. Liebling.« Bobby sprang eilig auf, lief zu seiner Frau und fing sie auf. »Was ist passiert?«
»Ich weiß nicht. Ein Mann. Ich weiß es nicht.« Schluchzend schlang sie ihm die Arme um den Hals. »Oh, Bobby.«
»Ich habe sie einen Block östlich von hier gefunden«, sagte Peabody zu Eve. »Sie wirkte vollkommen verloren und sah völlig fertig aus. Sie sagt, ein Mann hätte sie überfallen und in ein Haus verschleppt.«
»Mein Gott, Zana, Schatz. Hat er dir etwas angetan?«
»Er hatte ein Messer in der Hand. Er hat gesagt, wenn ich schreie oder versuche wegzulaufen, sticht er mich damit ab. Ich habe gesagt, er könnte meine Tasche haben. Ich habe ihm gesagt, dass er sie nehmen soll. Ich weiß nicht. Ich glaube nicht - oh, Bobby, er hat gesagt, er hätte deine Mama umgebracht.«
Eve watete durch die nächste Tränenflut, machte Zana von Bobby los und schob sie auf einen Sessel zu. »Setzen Sie sich erst mal hin, und hören Sie auf zu heulen. Immerhin sind Sie nicht verletzt.«
»Ich glaube, er -« Mit einer zitternden Hand griff sie sich in den Nacken.
»Ziehen Sie den Mantel aus.« Eve bemerkte das kleine Loch in dem roten Stoff, den Riss in dem Pullover, den Zana darunter trug, und ein bisschen Blut. »Das ist nur ein Kratzer«, meinte sie, zog den Pullover hoch und sah sich den kleinen Schnitt genauer an.
»Er hat auf dich eingestochen?« Bobby schlug Eves Hände fort, um sich die Verletzung selber anzusehen.
»Es ist nur ein Kratzer«, wiederholte Eve.
»Ich fühle mich nicht wohl.«
Als Zanas Augen nach hinten rollten, packte Eve sie bei den Schultern und schüttelte sie wenig sanft. »Sie
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