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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gefragt, ob er nicht bremsen wolle, bevor sie die Rechtskurve erreichten, die nur wenige hundert Meter vor ihnen im 90°-Winkel abknickte, fürchtete aber, Branson vom Fahren abzulenken. Er schaute aus dem Fenster. Zwei Männer zogen ihre Caddies über eine windgepeitschte Anhöhe des Golfplatzes.
    Er fragte sich, ob er die letzten Sekunden seines Lebens im zermalmten Wrack eines Polizeiwagens verbringen würde, der nach alten Burgern, Zigaretten und fremdem Schweiß stank, während zwei alte Käuze mit Golfwägelchen durchs Fenster glotzten und ein Rapper ihn wüst aus dem Radio beschimpfte.
    »Also, zu meiner Vorahnung«, sagte Branson mitten in der Kurve, als der schwere Laster nur noch wenige hundert Meter entfernt war.
    Grace klammerte sich an den Sitz.
    Entgegen aller physikalischen Gesetze schaffte der Wagen die Kurve und fuhr immer noch geradeaus. Nur noch die eine gefährliche Kurve, dann wären sie in einem Tempo-60-Gebiet und damit in Sicherheit.
    »Ich bin ganz Ohr!«
    »Ich höre nur deinen Herzschlag«, meinte Branson grinsend.
    »Ein Glück, dass es noch schlägt.« Er drehte das Radio leiser, worauf Branson tatsächlich den Fuß vom Gas nahm.
    »Teresa Wallington wohnt mit ihrem Verlobten zusammen. Sie planen für Dienstagabend eine Verlobungsfeier im ›A1 Duomo‹. Sie muss unter der Woche stattfinden, weil er seltsame Arbeitszeiten hat. Sie laden Freunde und Verwandte aus dem ganzen Land ein.«
    Grace sagte nichts. Die Gefahr war nicht vorüber, obwohl sie sich nun in ruhigerem Fahrwasser befanden. Branson redete, fummelte am Radio herum und merkte nicht, wie er auf einen entgegenkommenden Bus zufuhr. Gerade als Grace ins Steuer greifen wollte, lenkte Branson völlig gelassen nach links zurück.
    »Sie taucht nicht auf. Kein Anruf, keine SMS, nada.«
    »Also hat der Verlobte sie ermordet?«
    »Ich habe ihn für heute Nachmittag vorgeladen, wir sollten ihn im Vernehmungsraum mal unter die Lupe nehmen.«
    In Sussex House gab es einen kleinen Vernehmungsraum, den man vom Nebenzimmer aus mit einer Kamera überwachen konnte, um die Aussagen zweifelhafter Zeugen aufzuzeichnen. Die Beamten konnten so die Körpersprache bewerten und auf die Glaubwürdigkeit der Zeugen schließen. Manchmal nutzte Grace den Raum auch, um eine Erstbefragung von Personen durchzuführen, die sich später als Verdächtige entpuppen konnten – nicht selten der Ehemann oder Liebhaber eines Mordopfers.
    Die absichtlich bequem gehaltenen roten Sessel des Raums täuschten eine gewisse Gemütlichkeit vor und brachten Leute dazu, Informationen preiszugeben, die sie auf den harten Stühlen der Polizeiwache von Brighton vielleicht für sich behalten hätten. Die Aussagen wurden auf Video aufgezeichnet und in manchen Fällen an psychologische Gutachter weitergegeben.
    »Du bist also von deiner Jurareferendarin abgekommen? Ich dachte, auf die stehst du«, zog Grace ihn auf.
    »Hab mit ihrer besten Freundin gesprochen. Sie sagt, das sei schon öfter vorgekommen – dass sie mal für ein paar Tage verschwindet, ohne etwas zu sagen. Nur sei sie sonst immer zur Arbeit erschienen.«
    »Du meinst, sie ist unzuverlässig?«
    Branson fummelte wieder am Radio herum. »Hört sich ganz so an.«
    Grace fragte sich, ob Branson bemerkt hatte, dass sich vor ihnen der Verkehr an einer roten Ampel staute, während sie mit überhöhtem Tempo auf ein Müllauto zudonnerten. Diesmal rief er warnend: »Glenn!«
    Branson trat auf die Bremse, hinter ihnen kreischten Reifen. Grace drehte sich um und sah, wie ein kleines rotes Auto knapp vor ihrer Stoßstange zum Stehen kam.
    »Was war das für ein Fahrkurs? Habt ihr die Anweisungen in Blindenschrift bekommen?«
    »Ach, Scheiße, du Weichei. Solltest nur auf dem Rücksitz mitfahren.«
    Grace war der Ansicht, dass er sich dort auch sehr viel sicherer gefühlt hätte.
    Der Motor soff ab, Branson ließ ihn wieder an. »Kennst du noch den Anfang von Charlie staubt Millionen ab , in dem er mit dem Ferrari in den Tunnel rast und – bumm!«
    »Meinst du das Remake?«
    »Nein, du Banause, das war doch Scheiße. Das Original mit Michael Caine.«
    »Ich weiß noch, wie der Bus am Ende über der Klippe hängt. Daran erinnert mich übrigens auch dein Fahrstil.«
    »Und du fährst wie ein altes Weib.«
    Grace holte sein Männermagazin aus der Aktentasche. »Kannst du kurz mal anhalten, ich brauche deinen Rat.«
    Als die Ampel auf Grün sprang, fuhr Branson noch ein kleines Stück und hielt dann an einer Bushaltestelle. Grace

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