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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Onkel und Tante – hatten sie ebenfalls gesehen.
    Im Publikum war es jetzt still; ein Handy kündigte piepsend eine SMS an, worauf die Erdmutter in ihrer Makramee-Tasche wühlte und mit schamrotem Gesicht das Telefon ausschaltete.
    Dann schlenderte der Hellseher herein. Er sah aus wie ein Mann, der im Pub das Pissoir sucht. Um die vierzig, groß, orangenes Schlabber-T-Shirt, Perlenkette, rehbraune Hose und glänzend weiße Turnschuhe. Kurz rasiertes Haar, Dreitagebart, Boxernase und ansehnlicher Bierbauch. Einen Moment lang schien er gar nicht zu bemerken, dass er einen überfüllten Raum betreten hatte, denn jetzt richtete Brent Mackenzie den Blick auf die Jalousien und begann zu sprechen. Seine Stimme klang dünn, viel zu hoch für einen Mann seiner Statur, dabei aber würdevoll. »Heute Abend arbeite ich nicht mit meinem Gedächtnis. Ich möchte für Sie alle mein Bestes geben. Heute Abend habe ich für jeden von Ihnen eine Botschaft, das verspreche ich.«
    Grace sah sich um und blickte in ein Meer schweigender, hingerissener Gesichter.
    »Meine erste Botschaft ist für eine Dame namens Brenda bestimmt.« Er drehte sich um. Die puddinggesichtige Mutter hob die Hand.
    »Brenda, Liebes, da sind Sie ja! Ist es richtig, wenn ich sage, dass in Ihrem Leben eine Veränderung ansteht?«
    Die Frau überlegte kurz und nickte dann begeistert.
    »Genau das sagen mir auch die Geister. Eine große Veränderung, nicht wahr?«
    Sie schaute nacheinander ihre Töchter an. Beide runzelten die Stirn. »Nein«, antwortete sie mit Blick auf den Hellseher.
    Unbehagliche Stille. Mackenzie fuhr fort: »Wie ich höre, ist diese Veränderung einschneidender, als Sie glauben. Aber keine Sorge, Sie tun das Richtige.« Er nickte beruhigend, schloss die Augen und trat einen Schritt zurück.
    Ein typischer Trick, um das, was nicht zutraf, entsprechend anzupassen. Grace fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    »Ich habe eine Botschaft für eine Margaret«, sagte Brent Mackenzie und öffnete die Augen. Eine mausgraue Frau Ende dreißig hob die Hand.
    »Sagt Ihnen der Name Ivy etwas?«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    »Na gut. Und was ist mit Irland?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    »Die Geister sind sich sehr sicher, was Irland angeht. Ich glaube, Sie werden bald dorthin fahren, auch wenn es Ihnen noch nicht bewusst ist. Die Rede ist von Cork. Jemand in Cork wird Ihr Leben verändern.«
    Sie schaute ihn ausdruckslos an.
    »Ich komme später noch einmal auf Sie zurück, Margaret«, sagte der Hellseher. »Man hat mich unterbrochen – in der Geisterwelt geht es mitunter ziemlich grob zu. Sie werden ungeduldig, wenn sie für jemanden eine Botschaft haben. Hier kommt eine für Roy.«
    Grace fuhr zusammen, als hätte er den Finger in die Steckdose gehalten. Brent Mackenzie kam mit funkelndem Blick auf ihn zu. Er spürte, wie er rot wurde und die Fassung verlor. Als der Hellseher vor ihm stehen blieb, kam er sich auf einmal sehr klein vor.
    »Bei mir ist ein Herr, der Ihr Vater sein könnte. Er zeigt mir ein Abzeichen, das er getragen hat. Hat das etwas zu bedeuten?«
    Kann sein , dachte Grace, aber von mir bekommst du keinen Hinweis. Ich bezahle dich, damit du mir etwas sagst.
    Er schaute ihn ungerührt an.
    »Er zeigt mir seinen Helm. Ich glaube, er war Polizist, bevor er starb. Ist er tot?«
    Grace nickte zögernd.
    »Er sagt, er sei sehr stolz auf Sie, aber Sie machten eine schwere Zeit durch. Jemand steht Ihrer Karriere im Weg. Er zeigt mir eine Frau mit kurzem blonden Haar. Heißt sie zufällig Vespa, so wie der Motorroller?«
    Grace war wie gebannt. Alison Vosper! Er wollte unbedingt mit dem Mann sprechen, ihm den Namen Sandy nennen, doch ihm fehlte der Mut. Außerdem wollte er Brent Mackenzie nicht in die Hände spielen. Würde er ihm etwas über Sandy verraten können, hatte sein Vater vielleicht eine Botschaft, die sie betraf?
    »Ihr Vater zeigt mir etwas, Roy. Ein kleines Insekt. Sieht wie ein Käfer aus. Er ist erregt wegen dieses Käfers. Ich höre ihn sehr undeutlich …« Der Hellseher legte die Hände an den Kopf, wandte sich ab und schaute dann wieder nach vorn. »Tut mir Leid, ich verliere ihn. Er sagte, er könne etwas retten.«
    Grace fand endlich den Mut, sich zu äußern. »Was genau kann er retten?«
    »Tut mir Leid, Roy, ich habe ihn verloren.« Das Medium schaute jemand anderen an. »Ich habe eine Nachricht für Bernie.«
    Grace hörte kaum noch hin. Zwei Treffer, sein Vater und der Käfer. Er sagte, er könne etwas retten.
    Am

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