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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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halten.

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    DAS MIT UNGELENKER HAND geschriebene Plakat, welches mit Klebeband an der Tür befestigt war, verkündete: BRENT MACKENZIE – DER WELTBERÜHMTE HELLSEHER. NUR HEUTE ABEND! Darüber klebte ein neongelber Streifen: LEIDER AUSVERKAUFT!
    Von außen wirkte das Gebäude nicht sonderlich viel versprechend. Grace hatte einen größeren Rahmen erwartet, doch das ganzheitliche Zentrum Brighton schien nur aus einem kleinen Eckladen zu bestehen, der in schrillem Rosa gestrichen war.
    An der Tür stand eine Frau, die eine schwarze Tunika über grauen Leggings trug und die Eintrittskarten entwertete. Grace hatte seine bereits vor mehreren Wochen gekauft.
    Er war nervös und spürte ein beunruhigendes Kribbeln, das ihn um sein übliches Selbstvertrauen brachte. So war es immer, bevor er ein Medium oder einen Hellseher traf. Die gespannte Erwartung. Die tief sitzende Hoffnung, dass es diesmal anders wäre, dass man ihm diesmal nach so langen Jahren endlich einen Hinweis liefern würde.
    Eine Botschaft, einen Ort, irgendein Zeichen.
    Etwas, das ihm sagen würde, dass Sandy noch lebte. Das war das Allerwichtigste. Gewiss, es würden viele weitere Fragen folgen, doch zuerst einmal brauchte er diese eine grundlegende Information.
    Vielleicht bekam er sie ja heute.
    Er folgte drei plappernden Mädchen die schmale Treppe hinauf. Sie sahen aus wie Schwestern. Er kam an einer unlackierten Tür vorbei, auf der RUHE BITTE, THERAPIE LÄUFT zu lesen stand, und betrat ein Zimmer, in das man etwa zwanzig zusammengewürfelte Plastikstühle gequetscht hatte. Blaue Jalousien, Blumentöpfe in Regalen, ein Kunstdruck mit einer provenzalischen Landschaft an der Wand.
    Die meisten Plätze waren bereits besetzt. Zwei junge Mädchen mit ihrer Mutter, einer puddinggesichtigen Dame in schlabbrigem Stricktop, die den Tränen nahe schien. Daneben eine langhaarige Erdmutter um die siebzig, die ein geblümtes Oberteil, einen Jeansrock und eine Brille von der Größe einer Tauchermaske trug.
    Grace setzte sich neben zwei Männer Ende zwanzig. Einer war stark übergewichtig und starrte Kaugummi kauend geradeaus. Der andere war zwar viel dünner, schwitzte aber übermäßig und hielt eine Dose Pepsi wie eine Trophäe in der Hand.
    Ein weiteres Mutter-Tochter-Paar betrat den Raum und nahm auf den beiden freien Stühlen links von ihm Platz. Die Tochter hatte sich mächtig aufgetakelt und roch nach einem Parfum, das Grace an Toilettenreiniger erinnerte. Die Mutter hatte sich ähnlich herausgeputzt und sah aus wie ein am Computer erstelltes, künstlich gealtertes Bild der Tochter. Grace kannte diese Technik, die man häufig bei der Suche nach Vermissten einsetzte. Vor einem Jahr hatte er ein Foto von Sandy behandeln lassen und war vollkommen erschüttert gewesen, wie sehr sich ein Mensch in nur acht Jahren verändern konnte.
    Erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. Grace schaute in die Gesichter der Fremden und fragte sich, aus welchen Gründen sie hier sein mochten. Vermutlich hatten sie kürzlich einen Menschen verloren, manche mochten auch verlorene Seelen sein, die sich einfach nach geistiger Führung sehnten. Und sie alle hatten zehn Pfund bezahlt, um sich von einem Wildfremden ohne medizinische oder psychologische Vorbildung Dinge erzählen zu lassen, die ihr Leben verändern konnten.
    Brent Mackenzie würde natürlich behaupten, dass die Geister durch ihn sprachen. Grace kannte das alles zur Genüge.
    Und doch kam er immer wieder.
    Es war wie eine Droge. Noch ein Schuss, dann wollte er aufhören. Doch er würde natürlich nie aufhören, nicht bevor er die Wahrheit über Sandys Verschwinden erfahren hatte.
    Roy Grace wusste, dass er seinen Ruf aufs Spiel setzte, indem er sich mit Medien und Hellsehern abgab; andererseits war er bei weitem nicht der einzige britische Polizeibeamte, der so etwas tat. Und ungeachtet aller zynischen Stimmen glaubte er fest an übernatürliche Kräfte. Er konnte nicht anders, denn er selbst hatte als Kind mehrfach zwei Geister gesehen.
    Damals hatte er jeden Sommer seine Tante und seinen Onkel besucht, die in Bembridge auf der Isle of Wight lebten. Aus dem eleganten Stadthaus gegenüber pflegten ihm zwei reizende alte Damen von einem Erkerfenster im obersten Stock zuzuwinken. Erst Jahre später fand er zufällig heraus, dass das Haus seit über dreißig Jahren leer stand.
    Die beiden winkenden Damen hatten 1947 Selbstmord begangen. Und er hatte sich das alles keineswegs eingebildet, denn andere Leute – darunter

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