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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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abgeschlachtet? Nichts war unmöglich, das hatte Grace in den vielen Jahren bei der Polizei gelernt, aber Stretton hatte aufrichtig gewirkt, erschüttert und verzweifelt. Er sah einfach nicht aus wie ein Mann, der seine Tochter umgebracht hatte.
    Das Funkgerät erwachte knisternd zum Leben. Sie waren außerhalb des Sendebereichs von Sussex und hörten jetzt den Polizeifunk von Bromley, in dem ein Wagen für einen Verkehrsunfall angefordert wurde. Emma-Jane drehte die Lautstärke herunter. »Wir sind fast da. Am nächsten Kreisverkehr geradeaus und dann die zweite links.«
    Plötzlich öffneten sich die Schleusen des Himmels, Regen prasselte wie Hagel auf Motorhaube und Dach des Ford. Grace schaltete die Scheibenwischer ein, zuerst langsam, dann schneller. Sie verschmierten den Regen zu einem trüben Film, bevor die Sicht besser wurde.
    »Kommen Sie gut mit Insekten klar?«, fragte Grace.
    E-J verzog das Gesicht. »Eigentlich nicht. Und Sie?«
    »Bin nicht gerade scharf drauf«, gestand er.
    Er bog links ab in eine Straße mit Doppelhäusern aus den dreißiger Jahren, die ihn ein wenig an die Straße erinnerte, in der er wohnte. Es folgten eine Reihe von Geschäften und ein kleines Gewerbegebiet, hinter dem die Straße unter einer Eisenbahnbrücke verschwand.
    »Wir sind da«, sagte E-J.
    Grace suchte nach einem Parkplatz vor den Geschäften: einer Bäckerei, einer Apotheke und einem Kramladen mit alten Stühlen, einem Spielzeugauto, einem Kiefernholztisch und anderen so genannten Antiquitäten, die auf dem Bürgersteig ausgestellt waren. Daneben befanden sich eine ärztliche Gemeinschaftspraxis, ein Laden für Sportpokale und eine Art Tierhandlung, in deren Fenster kleine, leere Käfige standen. Darüber ein Schild: ERRIDGE AND ROBINSON – IMPORT UND VERKAUF.
    Sie parkten in der Nähe und liefen durch den Regen zum Haus, wobei sich Emma-Jane den braunen Umschlag über den Kopf hielt. Die Tür schwang mit einem lauten Klingelton auf.
    Der Gestank traf sie unvermittelt, stark säuerlich und nur unzureichend vom Geruch des Sägemehls überdeckt. Sie standen in einem dämmrigen Raum, in dem sich Käfige vom Boden bis zur Decke stapelten. Überall brannten ultraviolette Leuchten und gaben den Blick auf krabbelnde Insekten frei. Grace schaute in einen Käfig und entdeckte ein Paar zuckender brauner Fühler. Ein sehr großer Käfer, zu groß und zu nah für seinen Geschmack. Er wich zurück, wischte sich das Regenwasser aus dem Gesicht und schaute Emma-Jane stirnrunzelnd an.
    Dann entdeckte er die Spinne, besser gesagt ein gelb-schwarz behaartes Bein, dem ein weiteres und dann noch ein Bein folgten; sie schoss blitzschnell durch den Käfig. Eine Spinne von ungeheuren Ausmaßen, die mit ausgestreckten Beinen gut und gerne einen Pizzateller gefüllt hätte.
    Emma-Jane schaute ebenfalls hin und schien sich gleichfalls nicht wohl zu fühlen. Je länger Grace sich umsah, desto mehr winzige Augen und zuckende Fühler entdeckte er. Und der Gestank ließ ihn beinahe würgen.
    Eine Tür ging auf, aus der ein kleiner, dünner Mann auftauchte. Er trug einen braunen Overall und ein weißes, bis oben zugeknöpftes Hemd. Seine wachsamen Augen blickten unter buschigen Brauen hervor, die zwei dicken Raupen ähnelten. »Sie wünschen?«, fragte er mit schriller Stimme, die eindeutig feindselig klang.
    »Sind Sie George Erridge?«
    Seine Antwort kam sehr zögerlich. »Ja-a.«
    »Detective Constable Boutwood«, stellte sich Emma-Jane vor, »wir haben gestern miteinander telefoniert. Dies ist Detective Superintendent Grace von der Kripo Brighton.«
    Grace zeigte seinen Ausweis, den der Mann Wort für Wort zu lesen schien, wobei seine Augenbrauen seltsam zuckten. »Ja, gut.« Dann schaute er die Beamten erwartungsvoll an.
    E-J holte ein Farbfoto aus dem Umschlag und reichte es ihm. »Wir suchen nach jemandem, der einen Kunden in England mit diesem Tier beliefert haben könnte.«
    George Erridge warf nur einen flüchtigen Blick auf das Foto und sagte sofort: » Copris lunaris. «
    »Sie importieren tropische Insekten?«, erkundigte sich Grace.
    Der Mann wirkte beleidigt. »Nicht nur tropische, auch europäische, asiatische, australische Insekten, eigentlich aus aller Welt.«
    »Könnte es sein, dass der Skarabäus hier von Ihnen stammt?«
    »Gewöhnlich habe ich einige auf Lager. Möchten Sie sie sehen?«
    Grace war versucht, sofort abzulehnen, sagte aber pflichtbewusst: »Danke, gern.«
    Der Mann führte sie in einen Schuppen von gut dreißig

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