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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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mit Abstand klügste Kopf im ganzen Team. Er sprach sieben Sprachen fließend, darunter Russisch, und kein Passwort hatte ihm je widerstanden.
    Im Grunde brauchten sie keine Passwörter, um in einen Computer vorzudringen, weil die Software ihnen eine Hintertür öffnete, doch einige gezippte Dateien verursachten Probleme. Andy arbeitete seit einigen Tagen an einer besonders hartnäckigen Datei, die von einem Verdächtigen in einem großen Phishing-Skandal stammte, bei dem die Websites von Online-Banken geklont wurden. Doch Andy wollte nicht klein beigeben und die Maschine an eine spezielle Dekodiereinrichtung schicken.
    Jon mochte Gidney nicht besonders, bewunderte aber dessen Ausdauer und Fähigkeiten. Er hatte längst begriffen, dass die Leute in dieser Abteilung nichts mit den üblichen Verkehrspolizisten gemein hatten, mit denen er zehn Jahre lang zusammengearbeitet hatte. Bei der Verkehrspolizei erlebte man entsetzliche Szenen und erschütternde Tragödien, doch die wirklich dunkle Seite der menschlichen Natur entdeckte man erst bei den Computerverbrechen.
    Er trug den Computer in den verschlossenen Beweismittelraum, in dessen hölzernen Regalen sich die beschlagnahmten Computer stapelten. Jeder Rechner galt als potenzieller Tatort und war in einer Klarsichthülle verpackt und gekennzeichnet. Auf dem Boden standen große Mülleimer aus Plastik, die von weiterem Computerzubehör überquollen.
    Rye stellte den Laptop von Tom Bryce auf einen Arbeitstisch, schraubte das Gehäuse auf und entfernte die Festplatte, die er an einen hohen, rechteckigen Stahlkasten mit Glasfront anschloss. Dieser enthielt das Programm Fastbloc , mit dem sich forensische Klone der Festplatte erstellen ließen und diese gleichzeitig mit einem Schreibschutz sicherten. So konnte die Festplatte unversehrt als Beweismittel erhalten werden.
    Danach baute er den Computer wieder zusammen, trug ihn zurück an seinen Schreibtisch und schaltete ihn ein. Aus Gewohnheit gab er als ersten Suchbegriff Buffy ein. Keine Rückmeldung. Der zweite lautete Star Trek. Wieder nichts. Kein schlüssiger Beweis, aber immerhin ein Anhaltspunkt dafür, dass Tom Bryce vermutlich nicht pädophil war. Laut Statistik ihrer Abteilung waren neunzig Prozent der Pädophilen Fans von Buffy – Im Bann der Dämonen und Star Trek. Fand man in einem Computer Hinweise auf beide Serien, musste man zumindest die Augen offen halten.
    Jon arbeitete rasch und methodisch. Er ging das Fotoalbum durch, in dem häufig eine attraktive Frau mit welligem blonden Haar, ein Junge und ein Mädchen zu sehen waren. Es waren Babyfotos dabei und aktuelle Bilder, auf denen das Mädchen etwa vier und der Junge so um die sieben zu sein schienen. Normale Familienfotos eben.
    Dann ging er zu den Lesezeichen im Browser über, die ebenfalls keine Hinweise lieferten. Er überprüfte sämtliche Web-Adressen, die der Mann im vergangenen Jahr aufgerufen hatte. Dutzende von Pornoseiten, doch das war nicht weiter ungewöhnlich. Einige Lesbenseiten, aber ansonsten nichts, das irgendwie aus dem Rahmen fiel.
    Plötzlich entdeckte er aber doch etwas. Zuerst tippte er auf Spuren eines Virus, merkte dann aber, dass es sich um den Quellcode für eine sich selbst installierende Spyware handelte. Der Aufbau kam ihm irgendwie bekannt vor. Er verfolgte den Code sorgfältig und ließ sich durch die Links leiten. Er stellte fest, dass jemand mit dieser Software erst kürzlich einen Benutzernamen und ein Passwort festgelegt hatte. Er gab beide ein, doch sie waren ungültig geworden, sodass er an dieser Stelle nicht weiterkam.
    Er drehte sich um. Andy Gidney saß hinter ihm, iPod in die Ohren gestöpselt, während seine Finger mit dem Tempo und der Anmut eines Konzertpianisten über die Tasten glitten. Der Detective Sergeant stand auf und tippte seinem Kollegen auf die Schulter.
    »Andy, ich brauche mal deine Hilfe. Kannst du ein paar Minuten rüberkommen und nach einem Passwort und einem Benutzernamen suchen, die mich durch eine Firewall bringen?«
    Der Freak stand wortlos auf und setzte sich an Ryes Schreibtisch. Jon holte sich unterdessen einen Kaffee, und als er fünf Minuten später zurückkam, war Andy bereits wieder an seinem eigenen Tisch.
    »Hast du’s geschafft?«
    »Herrgott, das Passwort besteht aus acht Ziffern«, sagte Gidney zu Rye, als spräche er mit einem Schwachsinnigen. »Das kann Tage dauern.«
    Rye setzte sich hin, nahm den Plastikdeckel vom Becher und stellte diesen in sicherer Entfernung vom Computer

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