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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Metern Länge. Wie im Laden stapelten sich die Käfige bis unter die Decke, und es roch noch schlimmer, saurer und stechender. Die Beleuchtung war ähnlich trüb.
    »Das ist der Schabenraum«, erklärte Erridge mit einem Anflug von Stolz. »Die liefern wir häufig als Versuchstiere an die Pharmaindustrie.«
    Grace hatte Küchenschaben immer verabscheut und spähte nun schaudernd in einen Käfig, in dem sich etwa zwanzig der braunen Krabbler tummelten.
    »Eines der widerstandsfähigsten Tiere auf dem Planeten«, sagte der Mann. »Wenn man einer Schabe den Kopf abtrennt, kann sie noch bis zu fünfzehn Tage leben. Sie kehrt immer zur ursprünglichen Futterquelle zurück, kann aber keine Nahrung mehr aufnehmen.«
    »Igitt.« Emma-Jane musste schlucken.
    »Das wusste ich nicht«, sagte Grace. Aber danke für die Information , hätte er beinahe hinzugefügt.
    »Sie würden sogar einen nuklearen Holocaust überleben. Ihre Evolution war schon vor mehreren hunderttausend Jahren abgeschlossen. Was man von Menschen nicht gerade behaupten kann.«
    Grace verzichtete auf einen Kommentar und folgte ihm in einen noch längeren Schuppen. Auf halbem Weg blieb Erridge stehen und deutete auf einen kleinen Käfig. »Bitte schön, Copris lunaris. «
    Roy musste genau hinschauen, bevor er einen der Käfer mit dem auffälligen Muster entdeckte.
    »Warum genau interessieren Sie sich für diese Käfer, wenn ich fragen darf?«
    Grace war versucht, es ihm zu sagen. »Nur so viel: Wir haben ein Exemplar an einem Tatort gefunden und hätten von Ihnen gern eine Liste aller Kunden, denen Sie in letzter Zeit solche Käfer verkauft haben.«
    George Erridge schwieg, doch seine Augenbrauen zuckten wild. »In letzter Zeit hatte ich nur einen Kunden, sie sind nicht sonderlich gefragt. Ein paar Sammler und Museen, das war’s schon.«
    »Wer war dieser Kunde?«
    Erridge stieß die Hände in die Taschen und drückte die Zunge von innen gegen die Unterlippe. »Hm, komischer Typ, klang irgendwie osteuropäisch. Er rief mich vor etwa zwei Wochen an und fragte ausdrücklich nach Copris lunaris. Er wollte sechs davon bestellen.«
    »Sechs?«, fragte Grace entsetzt und dachte sofort: Noch fünf Morde wie dieser?
    »Ja.«
    »Lebendig oder tot?«
    Erridge schaute ihn argwöhnisch an. »Natürlich lebendig.«
    »Wen beliefern Sie gewöhnlich?«
    »Wie gesagt, die Pharmaindustrie, naturgeschichtliche Museen, Privatsammler, Filmgesellschaften, hab letztens sogar eine Tarantel an die BBC geliefert. Ich verrate Ihnen ein Geschäftsgeheimnis: Insekten sind viel leichter zu kontrollieren als andere Tiere. Will man eine gehorsame Schabe, legt man sie vier Stunden in den Kühlschrank. Braucht man eine aggressive Schabe, gibt man sie ein paar Minuten lang bei schwacher Hitze in die Bratpfanne.«
    »Ich werd’s mir merken«, sagte Grace.
    »Ja, das sollten Sie«, erwiderte Erridge völlig ernst. »Sie leiden nicht, ihr Schmerzempfinden ist völlig anders als unseres.«
    »Haben die ein Glück.«
    »In der Tat.«
    »Was können Sie uns sonst noch über diesen Mann sagen?«
    »Nichts, ich führe nur bei Stammkunden Buch«, meinte Erridge abwehrend.
    »Also hatten Sie vorher noch nie mit dem Mann zu tun?«
    »Nein.«
    »Aber Sie sind ihm persönlich begegnet?«
    »Nein. Er rief an, ob ich sie hätte, und sagte, er wolle jemanden vorbeischicken, um sie abzuholen. Ein Taxifahrer kam vorbei und bezahlte in bar.«
    »Ein örtliches Taxiunternehmen?«
    »Weiß ich nicht, ich kann mir kein Taxi leisten.«
    Grace’ Handy klingelte und begann zu vibrieren. Er wandte sich mit einer Entschuldigung ab und meldete sich.
    Es war Branson. »Hallo, Oldtimer, wie geht’s?«
    »Bin gerade beim Einkaufen. Für deinen Geburtstag. Was gibt’s?«
    »Du erinnerst dich an den Typen, der sich während der Besprechung gemeldet hat, dieser Paranoiker, den ich in der Telefonzelle anrufen musste?«
    »Ja.«
    »Er hat gesagt, er hätte den Mord in seinem Computer gesehen – auf einer CD-ROM, die er im Zug gefunden hat.«
    »Lässt er uns an das Gerät ran?«
    »Bin gerade auf dem Weg zu ihm.«

37
    DER BLICK IN EINEN FREMDEN COMPUTER war wie ein Blick in eine fremde Seele, dachte Detective Sergeant Jon Rye immer, der Leiter der Abteilung Computerkriminalität, und er sprach aus Erfahrung. Er wusste nicht, wie viele Computer er in den letzten sieben Jahren geprüft hatte – vermutlich mehrere hundert, und heute hatte er es mit einem etwa ein Jahr alten Mac-Laptop mit 15-Zoll-Bildschirm zu

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