Stirb schön
hinter ihm. Er trug eine Lederjacke, die wie ein Spiegel glänzte.
»Schön.«
» Schön? Ist das alles?« Er betrachtete forschend das Gesicht seines Freundes.
Grace kaute und lächelte scheu. »Na ja, vielleicht auch ein bisschen mehr als schön.«
»Willst du damit sagen, du weißt es nicht?«
»Ich kann mich nicht genau erinnern, hab zu viel getrunken.«
»Hat sie dich flachgelegt?«
»Es war nicht diese Art von Verabredung.«
Branson schaute ihn eigenartig an. »Manchmal bist du ganz schön verdreht! Ich dachte, dazu sind Verabredungen da.« Er grinste breit. »Später hätte ich gern einen detaillierten Bericht. Hat sie deine Klamotten bewundert?«
Grace sah auf die Uhr. Zeit für die Besprechung. »Sie hat nur gesagt, mein Schneider habe einen wunderbaren Sinn für Humor.« Er öffnete die Tür und trat zusammen mit Branson ein.
»Das hat sie nicht wirklich gesagt, oder? Mensch, Oldtimer, na komm schon!«
Das ganze Team saß bereits im Arbeitsbereich. Alle waren lässig gekleidet, bis auf Norman Potting, der die Sonntagnachmittag-Ausgehuniform zu tragen schien. Frisch gebügelter beigefarbener Anzug mit bunter Krawatte und noch bunterem Einstecktuch.
Grace hatte sich nicht die Mühe gemacht, etwas Förmliches herauszusuchen, außerdem war er später noch mit seiner Patentochter Jaye verabredet, für die er nicht wie ein alter Langweiler aussehen wollte.
Also hatte er schnell ein paar von den Sachen angezogen, die er gestern gekauft hatte – weißes T-Shirt, Jeans, die im Schritt zu eng saß, laut Glenn Branson aber unheimlich cool aussah, Schnürschuhe, die an Fußballstiefel erinnerten und ebenfalls cool sein sollten, und eine superleichte Baumwolljacke.
Erster Punkt der Besprechung war der Fall des Sexualstraftäters Reginald D’Eath, dessen Computer man beschlagnahmt hatte. Grace berichtete, dass DS Rye von der Abteilung Computerkriminalität dort die gleichen Routings wie im Laptop von Tom Bryce gefunden hatte. Womöglich hatten sie Bryce auf die Website geführt, wo er den Mord mit angesehen hatte. Davon war Branson nach einer ausführlichen Befragung jedenfalls überzeugt.
Grace teilte seinem Team mit, dass er um zehn Uhr einen Anruf vom Zeugenschutzprogramm erwarte und hoffe, dabei die Adresse von D’Eath zu erfahren. Er wies Norman und Nick an, ihn dorthin zu begleiten; aus irgendeinem Grund hatte er ein schlechtes Gefühl bei diesem Verhör und dachte, mit drei Leuten auf der sicheren Seite zu sein.
Nick Nicholas meldete, dass er bis spät in die Nacht die Nachtlokale von Brighton durchkämmt, aber keinerlei Hinweise auf Janie Stretton gefunden hatte.
Norman berichtete von seiner Überprüfung der Kunden von BCE-247. Bislang hatte niemand zugegeben, Janie zu kennen, und auf keinen von ihnen passte die Beschreibung von Anton. »Aber ich habe trotzdem etwas entdeckt. Wie es scheint, war Ms Stretton noch bei einem zweiten Begleitservice registriert.«
Er hielt ein noch anzüglicheres Foto von Janie Stretton hoch, auf dem sie nichts trug außer Troddeln an den Brustwarzen, schenkellangen schwarzen Lederstiefeln und ledernen Nietenarmbändern. Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestützt und hielt in der anderen eine neunschwänzige Katze.
Grace überlegte schon, ob er Potting womöglich unterschätzt hatte. »Woher haben Sie das?«
»Aus dem Internet. Ich habe sämtliche Mädchen der örtlichen Agenturen überprüft und sie erkannt.«
Grace hatte angenommen, das Internet sei zu modern für einen Ermittler der alten Schule. »Ich bin beeindruckt, Norman.« Insgeheim fragte er sich allerdings, ob die Suche aus rein beruflichen Gründen stattgefunden hatte.
Der Detective Sergeant errötete leicht. »Danke, Roy, der alte Hund ist noch am Leben, was?« Er zwinkerte Emma-Jane lüstern zu, die ihre Augen umgehend auf den Schreibtisch heftete.
»Tolle Titten«, sagte er und reichte das Foto an DS Nicholas weiter, der den Kommentar geflissentlich ignorierte.
Emma-Jane berichtete, dass sie sämtliche Taxiunternehmen in Bromley und Umgebung abtelefoniert hatte, um den Fahrer zu ermitteln, der eine Ladung Skarabäen bei Erridge und Robinson abgeholt hatte. Bislang ohne Erfolg.
Irgendwo erscholl plötzlich laute Rap-Musik. Bransons neuer Klingelton. Er blickte entschuldigend in die Runde.
»Tut mir Leid, das hat mein Nachwuchs installiert. DS Branson.«
Er entfernte sich aus dem Arbeitsbereich. »Mr Bryce, was kann ich für Sie tun?«
Er hörte schweigend zu. Dann: »Ihre Frau, sagen Sie?
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