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Stirb schön

Stirb schön

Titel: Stirb schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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geantwortet, dass ein Antrag in Beachy Head angesichts dieser Drohung sehr viel eindrucksvoller gewesen wäre.
    Er trank ein Glas Leitungswasser und verzog das Gesicht, weil es an diesem Morgen besonders stark nach Fluorid schmeckte. Mehr Wasser trinken , lautete der Rat seines Trainers lan, der ihn im polizeieigenen Fitnessstudio betreute. Er gab sich alle Mühe, aber das Zeug schmeckte einfach nicht so gut wie ein Café Latte von Starbucks. Oder ein Glenfiddich on the rocks. Eigentlich schmeckte alles besser als Wasser. Bisher hatte ihn sein Erscheinungsbild auch gar nicht weiter interessiert.
    Bis Cleo kam.
    Die Jahre ohne Sandy hatten an ihm gezehrt. Die Polizeiarbeit war hart, doch die meisten Kollegen kehrten nach Feierabend wenigstens zu einer Familie zurück, hatten eine Frau, mit der sie sprechen konnten. Marlon hingegen war kein sonderlich guter Gesellschafter.
    Er zog seine Joggingausrüstung an, fütterte den Goldfisch und trat auf die verlassene Straße. Ein herrlich kühler Sommermorgen mit klarem Himmel, der tolles Wetter versprach. Und plötzlich spürte er trotz Kater und Schlafmangel, wie ihn neue Energie durchflutete. Mit frohem Herzen lief er los.
    Roy Grace lebte in Hove, einem Wohnbezirk, der vor einiger Zeit eingemeindet worden war, wodurch die Stadt Brighton and Hove entstand. Der Name »Hove« stammte aus dem Griechischen und bedeutete so viel wie Begräbnisplatz.
    Was nicht ganz unzutreffend war, da Hove sehr viel ruhiger war als die ehemals laute und grelle Schwesterstadt. Ein Kriegerdenkmal in Form eines Obelisken und eine bunte Linie, die quer über die Promenade verlief, markierten die frühere Grenze, doch im Laufe der Zeit waren die Städte ohnehin zusammengewachsen.
    Grace’ bescheidene Doppelhaushälfte lag in einer Straße, die direkt auf den vierspurigen Kingsway am Meer führte. Er überquerte die Straße und lief am Spielplatz und den beiden Bootsteichen der Hove Lagoon vorbei, auf denen sein Vater mit ihm selbst gebaute Modellboote hatte fahren lassen.
    Roy lief um die Teiche herum und gelangte auf die Promenade, die ebenso verlassen dalag wie am Vortag.
    Wenige Minuten später erreichte er die Grenze von Brighton and Hove, wo zu seiner Rechten rostige Pfeiler aus dem Wasser ragten, die traurigen Überreste des ehemaligen West Pier. Er war früher ebenso lebendig und grellbunt gewesen wie sein Pendant, der Palace Pier, genau achthundert Meter weiter östlich.
    Sein Dad, ein leidenschaftlicher Angler, war oft mit ihm zum Palace Pier gegangen. An Samstagnachmittagen außerhalb der Fußballsaison oder an Tagen, an denen Albion auswärts spielte, konnten sie dort einen guten Fang machen. Merlane, Brassen, Schollen und – wenn sie Glück hatten, das Wetter und die Gezeiten mitspielten – ab und an auch Seezungen oder Barsche.
    Doch nicht das Angeln hatte Roy als Kind zum Pier gelockt, sondern die anderen Attraktionen, Autoscooter und Geisterbahn und vor allem die Automaten mit den bewegten Bildern hinter den Glasscheiben. Er holte sich bei seinem Vater ständig Münzen, damit er sein Lieblingstableau, das Spukhaus, zum Leben erwecken konnte. Zahnräder setzten sich knarrend in Gang, Flaschenzüge setzten sich stöhnend in Bewegung, Türen flogen auf, das Licht ging an und aus, Skelette und Geister erschienen und auch der Tod persönlich als schwarze Kapuzengestalt mit einer Sichel in der Hand.
    Er sprintete die Stufen zur oberen Promenade hinauf, überquerte die Straße, auf der um diese Zeit kaum Autos fuhren, und lief am Old Ship Hotel vorbei zur Tiefgarage. Er schaute auf die Uhr.
    Scheiße, er hatte sich ganz schön verschätzt. Wenn er es noch rechzeitig zur Besprechung schaffen wollte, was für die Moral seines Teams eigentlich unerlässlich war, blieb ihm nicht mal eine halbe Stunde, um nach Hause zu fahren, zu duschen und ins Büro zu düsen.
    Roy schob den Parkschein in den Automaten, die Kreditkarte hinterher und eilte die Betontreppe hinunter zur Parkebene. Es stank nach Urin, und er fragte sich, warum alle Tiefgaragen, die er je benutzt hatte, vollgepisst waren.

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    UM 8.29 UHR ERREICHTE GRACE die Soko-Zentrale 1, stopfte sich die Reste eines Marsriegels in den Mund, in der Hand einen Becher kochend heißen Kaffee.
    Er schob einen Kaugummi hinterher, um eine eventuelle Fahne zu überdecken, und wollte gerade den Raum betreten, als sich Schritte von hinten näherten.
    »Hallo, Oldtimer, wie war dein Rendezvous?«
    Glenn Branson stand mit einem Cappuccino in der Hand

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