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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Ernst!«
    »Mein voller Ernst«, entgegnete Hausmann, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Aber, wie … wie stellen Sie sich das denn vor!« Lara sprang vom Stuhl auf. »Ich kann hier doch nicht alles einfach so stehen und liegen lassen und irgendwo neu anfangen! Ich habe mich abgerackert und mir mein Leben hier mühsam aufgebaut – das lasse ich mir doch nicht von irgendeinem dahergelaufenen Irren kaputtmachen!« Sie riss die Arme hoch und ließ sie wieder fallen, während ihr hilfloser Blick durch die Jalousien zu Torben schnellte, der auf dem Korridor nervös auf und ab ging. »Ich meine, was … was, wenn es sich bloß um einen Irrtum handelt?«
    Die Beamten schüttelten die Köpfe.
    »Aber wieso sollte er es ausgerechnet auf mich abgesehen haben? Ich bin rein zufällig in dieses Taxi gestiegen – er konnte wohl kaum wissen, dass ausgerechnet mein Reifen …« Ihre Stimme verlor sich, als Lara plötzlich begriff, dass dies bereits Teil seines Plans gewesen war. Sie kam sich vor wie ein Idiot.
    Kern schlug die Beine übereinander und knackte mit den Fingern.
    »Wir gehen davon aus, dass die Tat von langer Hand geplant war. Kriminelle seines Kalibers gehen äußerst planvoll vor. Angefangen bei der Wahl des Opfers und des Tatorts bis hin zur Tatzeit und der Tatwaffe – sie überlassen nichts dem Zufall.«
    Lara fehlten die Worte.
    »In einem Zeugenschutzprogramm würde alles dafür getan, dass dieser Serienmörder Sie nicht aufspürt«, setzte Hausmann abermals an. »Sie bekämen eine neue Identität, angefangen mit einem anderen Namen und einem neuen Wohnort bis hin zu einem stark veränderten Lebenslauf samt Geburtsurkunde, Führerschein und was Sie sonst noch für Papiere brauchen«, zählte sie an ihren Fingern auf.
    Lara strich sich nervös die Haare zurück. Derartiges kannte sie bislang nur aus Mafia-Filmen oder von spektakulären Gerichtsprozessen, in denen V- Männer oder Kronzeugen geschützt werden mussten.
    »Und Emma?«, fragte sie, noch immer baff. »Was geschieht mit Emma?«
    »Da Sie das Sorgerecht haben, trifft auf Ihre Tochter selbstverständlich das Gleiche zu«, redete Hausmann in bemüht mildem Tonfall auf sie ein.
    Lara hatte das Gefühl, in diesem Raum zu ersticken. Tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Emma hatte sich so schwer damit getan, in der Schule Anschluss zu finden – sie konnte das Kind doch nicht einfach aus seinem vertrauten Umfeld reißen!
    Und dann das Café – sollte ihr Traum nun einfach so geplatzt sein? Sie hatte ja noch nicht einmal offiziell eröffnet!
    Lara legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Die Polizisten sollten die Tränen in ihren Augen nicht sehen. Niemand sollte das, so war es immer schon gewesen. Sie, Lara Simons, hatte bislang doch alles im Leben irgendwie gemeistert, den Tod ihrer Eltern, die Trennung von Raffael.
    Wieder sah sie zu Torben, wie um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Während sie bis vor wenigen Minuten noch überzeugt gewesen war, den grausamen Höhepunkt ihres Lebens erreicht zu haben, hatten die Polizisten sie soeben eines Besseren belehrt. In ihrem Kopf begann sich alles drehen.
    »Glauben Sie mir, Frau Simons, wenn Sie weiterhin in der Stadt bleiben, können wir weder für Ihre Sicherheit noch für die Ihrer Tochter garantieren«, fasste Hausmann in aller Deutlichkeit zusammen.
    Lara ging mit weichen Knien zum Fenster und starrte mit leerem Blick auf den Parkplatz der Mordkommission. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und versuchte krampfhaft, ihre Gedanken zu ordnen, um eine Entscheidung zu treffen, die den Rest ihres Lebens beeinflussen würde. Unendlich lange Momente später nickte sie schließlich, wandte sich zu den Polizisten um und erklärte mit fester Stimme:
    »Um nichts in der Welt riskiere ich, dass meiner Tochter etwas zustößt oder sie ohne Mutter aufwächst. Treffen Sie alle nötigen Vorkehrungen, ich werde mich mit Emma schnellstmöglich in die Obhut eines Zeugenschutzprogramms begeben.«
    ***
    Hellwach starrte Lara an die Schlafzimmerdecke, auf der Schatten tanzten.
    Die zuständigen Beamten des Zeugenschutzprogramms hatten sie den ganzen Tag auf Trab gehalten. Sie hatte eine Vielzahl an Sicherheitsinstruktionen erhalten, hatte sich durch unzählige Verträge gequält und eine Reihe von Verschwiegenheitsabkommen unterzeichnet.
    Zu ihrer eigenen Sicherheit hatte man sie im Unklaren darüber gelassen, wohin sie mit Emma, die die letzte Nacht bei ihrem Vater

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