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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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den Rücken hinunterrieselte, während sie versuchte, gegen die aufsteigende Panikattacke anzukämpfen. Ganz ruhig bleiben, tief ein- und ausatmen – es gibt für alles eine Erklärung.
    »Darf ich mal?« Sie schob Vanessa ein Stück weit beiseite, schloss mit zitternden Händen die Tür zur Sattelkammer auf und stürmte hinein. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als ihre Augen den muffigen Raum absuchten. Neben Turnierkisten und Pferdedecken entdeckte sie Emmas Reitstiefel. Sie war hier. Erst auf den zweiten Blick fiel Lara auf, dass die Tür zum Metallschrank, in dem Emma ihr Sattelzeug aufbewahrte, einen Spalt offen stand. Emma weiß, wie kostspielig eine Reitausrüstung ist, sie hätte ihren Schrank niemals offen stehen lassen!
    Lara konnte ihr Herz in doppelter Geschwindigkeit schlagen hören, als sie auf den Spind zuging. Ruckartig riss sie die Schranktür auf, bevor sie wie von einem Peitschenhieb getroffen zusammenzuckte. Im Schrank hing Emmas grüner Seidenschal. Darunter stand eine Botschaft, deren Anblick Laras Herzschlag kurzzeitig aussetzen ließ.
    »Ich krieg dich, Nutte! Und dieses Mal entkommst du mir nicht.«
    Laras Gesicht war aschfahl, und sie hatte das Gefühl, in einen tiefen Abgrund zu stürzen, der sich soeben in ihrem Innern aufgetan hatte.
    Und während ihr Gehirn noch immer zu verarbeiten versuchte, was in diesen Momenten vor sich ging, tasteten ihre Finger nach dem Blackberry in ihrer Handtasche.
    Sie wählte die Nummer von Sylvia Hausmann.
    Doch die Verbindung kam nicht zustande, und ein weiterer Blick auf das Display verriet Lara, dass sie im Reitstall keinen Empfang hatte. Sie schnappte sich Emmas Seidenschal und hetzte an Vanessa vorbei hinaus. Kaum war sie auf dem Hof angelangt, da erreichte sie auch schon die Mitteilung über die fehlgeschlagenen Anrufe von Hausmann, Kern, Torben, Arne und Petzold – sie alle schienen bereits zu wissen, was Lara noch immer nicht wahrhaben wollte.
    Doch die Warnungen waren vergebens und kamen ebenso zu spät wie die Einsatzfahrzeuge der Polizei und die Rettungswagen, die Momente später mit Sirenen und Blaulicht auf den Hof des Reitstalls fuhren.
    ***
    Es war bereits nach Mitternacht, als Sylvia Hausmann und Magnus Kern in die Pension zurückkehrten. Nachdem sie die schockierende Nachricht am frühen Nachmittag ereilt hatte, hatten sie ihre Rückreise nach Berlin sofort abgebrochen. Wenige Stunden später war die Information von Emmas Entführung bereits an die Presse gelangt. Zunächst hatten sich nur die Regionalzeitungen auf das Thema gestürzt, dem Vorfall jedoch kaum halb so viel Bedeutung beigemessen wie dem Mord an der Haushälterin wenige Tage zuvor.
    Als an einer undichten Stelle der Rügener Polizei jedoch durchgesickert war, ein graphologisches Gutachten habe per Schriftabgleich die Handschrift des Trancheurs bestätigt, hatte sich die Nachricht bundesweit wie ein Lauffeuer verbreitet. Und noch ehe die ersten Druckpressen auf Hochtouren gelaufen waren, hatte die Meldung bereits im Internet für Schlagzeilen gesorgt. Sämtliche Nachrichtenseiten im Netz hatten getitelt: ›Die Bestie von Berlin schlägt auf Rügen zu‹  – jener bis vor kurzem noch friedlichen Insel, auf der dann Hundertschaften aus Polizisten und freiwilligen Helfern die Wälder rund um den Reitstall und den »Burlacher Hof« mit Hundestaffeln durchkämmt hatten. Darüber hinaus war jeder Hafen, jeder Flugplatz und jeder Bahnhof nach Hinweisen auf Emma durchsucht worden. Hubschrauber mit Wärmebildkameras waren ausgeschwärmt, um jeden noch so verlassenen Winkel der Insel zu überfliegen. Die Küstenwache war bis zum Einbruch der Dunkelheit im Einsatz gewesen.
    Alles ohne Erfolg.
    Die Ernüchterung war Kern und Hausmann von den Gesichtern abzulesen, als sie die verrauchte Küche der Pension betraten. Lara, die mit Arne und Torben am Tisch saß, sah mit vom Weinen geschwollenen Augen auf. Ihr fragender Blick sprach Bände.
    »Noch nichts«, sagte Kern und schüttelte den Kopf. Er legte seine Hand auf Laras Schulter und schaute sie mit zusammengepressten Lippen an. »Die Suche wird im Morgengrauen fortgesetzt, und ich versichere Ihnen, dass so gut wie jeder Polizist in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz sein wird, um Ihre Tochter zu finden.«
    Lara starrte wie gelähmt durch ihn hindurch und brachte kaum ein Nicken zustande.
    »Wenn ich die Herren kurz rausbitten dürfte«, wandte sich der Polizist mit einem Räuspern an Torben und Arne, »wir möchten gerne alleine mit

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