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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Frau Simons sprechen.«
    Die beiden drückten mit betretenen Mienen ihre Zigaretten im Aschenbecher aus und erhoben sich.
    »Wenn du mich brauchst, weißt du ja, wo du mich findest«, sagte Torben, als er zur Tür hinausging und diese hinter Arne und sich schloss.
    Lara hatte seine Worte kaum wahrgenommen. Sie saß zusammengesunken da, hielt Emmas Seidenschal in den Händen und schaute ins Leere. Sie sah aus wie eine Porzellanfigur, die umkippt und zerbricht, sobald man sie antippt. Gerade so, als ob sie gar nicht mehr existierte.
    »Ich war es … ich habe sie gerufen, nicht wahr?«, sprach sie unvermittelt und ohne die Lippen merklich zu bewegen. In ihrer tonlosen Stimme lag ein leichtes Lallen, als läge ihr der Schnaps noch auf der Zunge.
    »Wen gerufen?«, fragte Sylvia Hausmann irritiert und setzte sich ihr mit Kern gegenüber.
    »Na, die Geister …«, flüsterte Lara. »Und das alles nur wegen dieser dämlichen Baseballkappe, die bloß irgendeinem dahergelaufenen Anhalter gehörte.« Auf einmal lachte sie bitter auf. »Und ich blöde Kuh hatte nichts Besseres zu tun, als deshalb gleich eine riesige Welle loszutreten – und somit alles dafür zu tun, dass er mich spätestens jetzt finden musste. Und das nach all den Jahren.«
    Hausmann rieb sich die Stirn.
    »Frau Simons, uns ist es ebenfalls ein Rätsel, wie er Sie hier aufspüren konnte. Auf Ihrer polizeilichen Akte ist ein Sperrverweis – als Normalsterblicher daranzukommen ist etwa so schwer, wie mit einer Ladung Sprengstoff in den Bundestag zu spazieren.«
    Leise seufzend zog sie einen DIN-A4-Umschlag aus ihrer Handtasche, nahm die Ausdrucke der Fotos heraus, die Gregor Russbach ihr aus Berlin gemailt hatte, und breitete diese neben den überquellenden Aschenbecher auf dem Tisch aus.
    »Was Sie hier sehen, ist die Kammer, die sich in dem besagten Loft befindet, in dem unter anderem die Karten und die Schnappschüsse von den Opfern sichergestellt worden sind.«
    Lara drehte den Kopf zu der Kommissarin, die Augen müde, die Lippen leicht geöffnet. Und ohne die Bilder eines Blickes zu würdigen, sagte sie:
    »Damals in Berlin meinten Sie, die ersten Morde hätten vor über dreißig Jahren stattgefunden – das würde bedeuten, diese Bestie müsste inzwischen ungefähr fünfzig Jahre alt sein …«
    Hausmann holte tief Luft.
    »Ja, davon gehen wir aus.«
    »Es sei denn, er hätte einen Partner oder –«, Magnus Kern zögerte, »einen Schüler.«
    ***
    Lara wagte gar nicht erst daran zu denken, dass es da draußen möglicherweise mehrere dieser Psychopathen gab. Kern knackte mit den Fingern.
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass –«
    »Das halte ich jedoch nicht für sehr wahrscheinlich«, meinte Hausmann und brachte ihren Kollegen mit einem Blick zum Schweigen. »Anstatt uns mit wilden Spekulationen aufzuhalten, sollten wir uns lieber dem widmen, was wir bereits haben.« Während sie das sagte, tippte sie mit dem Zeigefinger auf ein weiteres Foto, das ein gerahmtes Schwarzweißporträt zeigte. Lara kniff die Augen zusammen. Bei dem Anblick der lächelnden Frau auf dem Foto spürte sie, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, fragte Hausmann und holte tief Luft. »All die Opfer sind nichts als Wegweiser – der Pfeil zeigt direkt auf Sie, Frau Simons.« Die Kommissarin beugte sich leicht vor und sie sah eindringlich an. »Frau Simons, kann es sein, dass Sie uns etwas verschweigen?!«
    Mit geröteten Augen sah Lara auf.
    »Das auf dem Foto … das bin ich nicht.« Sie schloss einen Moment lang die Augen, und als sie sie wieder öffnete, sagte sie: »Die Frau auf dem Foto ist meine Mutter.«
    Sylvia Hausmann rutschte auf dem Stuhl zurück.
    »Ihre Mutter?«
    Zaghaft nickte Lara.
    »Was hat Ihre Mutter mit den Morden zu tun?«, fragte die Polizistin. »Warum ist sie die Einzige, deren Foto er gerahmt hat – und das, obwohl sie nicht mal zu seinen Opfern zählt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wieso glaube ich Ihnen nicht?«, fragte Kern, der ihre Reaktionen die ganze Zeit über genau beobachtet hatte. »Immerhin sind Sie die einzige Schnittstelle zwischen Ihrer Mutter, den getöteten Frauen und diesem Wahnsinnigen!«
    »Ich habe keine Ahnung, Herrgott!«
    Sylvia Hausmann musterte Lara eine Zeitlang und zog die Brauen zusammen.
    »Wie ist Ihre Mutter damals genau gestorben?«
    »Sie ist ertrunken, aber das habe ich Ihnen doch längst gesagt.«
    »Und wie ist sie ertrunken?«
    »Sie ist mit fast vier

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