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Stirb

Stirb

Titel: Stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Hendrik, der plötzlich hinter ihm stand.
    »Sehen wir lieber zu, dass wir hier rauskommen«, sagte Arne schnell, »Torben muss schließlich nicht erfahren, dass wir hier drin waren!«
    »Erst will ich wissen, was in der Tüte ist!«
    »Junge, das ist Sache der Polizei … Ich verspreche dir, ich erzähl’s dir – irgendwann, aber nicht jetzt, okay?«
    »Und warum nicht jetzt?«, fragte Hendrik beharrlich nach und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Komm schon, Kumpel – ich hab dir doch gesagt, dass ich’s dir noch erzähle!« Nicht viel später kniete Arne auf dem Boden. Er schien etwas unter dem Bett zu suchen, als Hendrik unvermittelt fragte:
    »Was ist das Rote da an deinen Schuhsohlen?«
    Überrascht sah Arne auf. »Wovon redest du?«
    »Das ist rote Kreide«, stellte Hendrik fest.
    »Keine Ahnung, bin wohl wo reingetreten.«
    Hendrik sah sich im Bus um. »Aber hier ist nirgendwo rote Kreide – ich kenne nur einen Ort auf der Insel, an dem diese Kreide vorkommt: die rote Höhle. Aber die ist eigentlich streng geheim!«
    »Jetzt schau mich nicht so an, ich war in keiner Höhle.«
    »Aber irgendwie muss diese Kreide ja an deine Stiefel gekommen sein!«
    Arne stöhnte auf.
    »Mensch, Kumpel, ich versteh ja, dass dir dieser ganze Wahnsinn hier mächtig an die Nieren geht, trotzdem hab ich keine Ahnung, wovon du da sprichst!«
    »Ich spreche von einem Versteck! Einem, das so gut ist, das es selbst die Polizei nicht finden würde!«, sagte Hendrik und blickte Arne eindringlich an.
    Arne legte eine Hand auf die Schulter des Jungen.
    »Pass mal auf, ich werde jetzt im Revier anrufen, und dann erklärst du denen ganz genau, wo sich diese Höhle befindet, klar?« Er manövrierte Hendrik aus dem Bus und zog sein Handy hervor. Dem Wind abgewandt, tippte er eine Nummer ein, musste aber feststellen, dass er kein Netz hatte. »Dieser verfluchte Sturm!« Er eilte Hendrik hinterher, als dieser im Hauseingang plötzlich stehen blieb.
    »Hast du nicht gesagt, du bist mit dem Katamaran hergekommen? Liegt der irgendwo in der Nähe vertäut?«
    »Tja, weißt du, was diesen Katamaran angeht …«, begann Arne herumzudrucksen und fuhr sich durch die vom Wind zerzausten Haare. »Der, der war nur geliehen.«
    Enttäuscht nickte Hendrik, als ob er so etwas inzwischen schon geahnt hätte.
    »Wozu willst du das überhaupt wissen?«, fragte Arne und folgte ihm in die Pension. Hendrik rannte durch den Flur und nahm einen großen Zündschlüssel vom Schlüsselbrett.
    »Ich weiß, wie man übers Meer zu der Stelle bei den Klippen kommt, wo der Eingang der Höhle ist!«
    »Du willst nicht allen Ernstes bei dem Sturm raus aufs Meer?«
    Der Junge zog die Schultern hoch. »Mit ’nem Katamaran hätte ich nicht so viel Schiss wie mit dem alten Kahn der Burlachers, aber vielleicht schaffen wir’s ja trotzdem.«
    »Vergiss es!«, rief Arne, doch Hendrik war bereits aus der Tür und ließ ihm keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    ***
    Die Straßen waren an diesem Morgen wie leer gefegt, und Lara brachte den Wagen vielleicht eine halbe Stunde nachdem sie in Lohme losgefahren war an einem asphaltierten Rondell unweit der Klippen zum Stehen. Weiter draußen schaukelten einige Fischerboote auf der rauen See. Der Leuchtturm lag etwas abseits und schien der einzige Ort auf der Insel zu sein, an dem es nicht von Polizisten wimmelte.
    Laras zügige Schritte knirschten auf dem feinen Sand, den der Wind über den zerborstenen Betonweg trieb. Kaum zehn Meter vom Leuchtturm entfernt entdeckte sie Torbens Gästefahrrad. Es lehnte an einem verrosteten Maschendrahtzaun hinter einer schief stehenden, von Unkraut überwucherten Bank, an der ein Benutzung-auf-eigene-Gefahr- Schild hätte hängen müssen.
    Lara blieb kurz stehen und ließ ihren Blick die verwitterte Fassade des einst postkartenverdächtigen Leuchtturms hinaufgleiten, an dem Wind und Wetter mit den Jahren ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Sie ging auf die rostige Metalltür zu, die eine Hand-breit offen stand. Davor lag auf dem Boden eine Kette mit einem aufgebrochenen Vorhängeschloss. Es bedurfte einiger Anstrengung, die schwere Tür, die an allen Ecken und Enden klemmte, so weit aufzustemmen, dass Lara sich hindurchzwängen konnte.
    »Torben? Bist du da oben?« Das Echo ihrer Stimme hallte im Innern des Turms wider, doch zurück kam nichts als die hämischen Schreie einiger Möwen.
    »Torben? Ich komm jetzt hoch! Hörst du?«
    Vielleicht war es ein Fehler, allein herzukommen, dachte Lara

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