Stirb
war und in verschiedene Richtungen wuchs. Doch kurz bevor Hausmann die Stelle erreichte, geriet sie ins Straucheln. Ihre Beine rutschten im Schlamm weg, und sie schlitterte einige Meter den Hang hinab. Frank hetzte mit dem Spaten auf sie zu, stützte sich darauf ab und reichte ihr eine helfende Hand. Trotz des Spatens hatte auch er alle Mühe, auf dem glitschigen Hang die Balance zu halten.
»Danke, es geht schon«, keuchte Hausmann, nachdem er ihr aufgeholfen hatte. Über und über voll Schlamm, stolperte sie weiter auf die Buche zu, während Frank den sumpfigen Boden nach etwas absuchte, indem er die Spitze des Spatens immer wieder in die Erde stieß.
Plötzlich war er auf einen stahlharten Untergrund gestoßen. »Die Falltür – ich glaube, ich habe sie gefunden!« Er machte sich sofort daran, das Moos und die schlammige Erde beiseitezuschaufeln. Hausmann traute ihren Augen kaum, als kurze Zeit später eine Stahlplatte mit einer Hakenkreuz-Prägung zum Vorschein kam.
Die beiden wechselten Blicke und gingen auf die Knie, um die rostige Falltür, kaum größer als ein Gullydeckel, mit bloßen Händen von Laub und Erde zu befreien. Bei drei zogen sie gemeinsam an dem großen Eisenring, der am unteren Ende der Platte befestigt war. Die Falltür hob sich keinen Millimeter.
»Verdammt, die Scharniere sind mit den Jahren eingerostet!«, rief Frank. »Los, gehen Sie beiseite!« Er nahm den Spaten in beide Hände und holte aus. Voller Wucht schlug er mit der Spatenkante immer wieder auf die verrosteten Verankerungen ein, bis sich diese Stück für Stück von der Platte lösten. »Zu lange! Das dauert zu lange!«, brüllte er unentwegt und schlug fester zu. Der schrille Klang der aufeinandertreffenden Metalle verklang im prasselnden Regen, und nach einer Weile hatte Frank es endlich geschafft, eines der Scharniere so weit zu lockern, dass es ihm gelang, die flache Kante des Spatens an der Stelle unter die Platte zu schieben. Indem er ein Bein auf den Spaten stellte und sein ganzes Gewicht darauf verlagerte, hebelte er die Platte auf, bis das zweite Scharnier mit einem lauten Knall aus der Halterung platzte.
Hausmann duckte sich, um nicht von den durch die Luft schnellenden Metallstücken getroffen zu werden. Schließlich konnte Frank die schwere Platte etwas mehr als einen halben Meter anheben.
»Los, kommen Sie!«, forderte er Hausmann ächzend auf. »Wir haben keine Zeit zu verlieren – ich halte die Platte hoch, damit Sie vorgehen können! Dann komme ich nach!«
Sylvia Hausmann zögerte einen Augenblick, als ein plötzliches Unbehagen Besitz von ihr ergriff. Konnte sie Frank Burlacher wirklich trauen?
Doch alles, worauf es jetzt ankam, war, Emma, Lara und Hendrik rechtzeitig aus dieser gottverdammten Höhle zu befreien, wenn es nicht längst schon zu spät war. Und so wischte sie sich mit dem Handrücken den Regen aus dem Gesicht und stieg in die Dunkelheit hinab, die sich zu ihren Füßen unter der Falltür aufgetan hatte.
***
Lara hielt den Atem an, als sich die Klinge des Messers näherte. Er stand jetzt dicht vor ihr. Obwohl Lara sich damit abgefunden hatte, in dieser Höhle zu sterben, schnürte ihr eine Mischung aus Irritation und Entsetzen regelrecht die Kehle zu. Entsetzen darüber, dass ausgerechnet derjenige, dem sie ihr Leben anvertraut hatte, es nun auf grauenhafte Weise beenden würde.
Er hatte seine Taschenlampe auf einem Felsvorsprung abgelegt und sie so positioniert, dass er die Angst in ihren Augen sehen konnte.
»Keinen Schritt weiter, oder ich schieße!«, schallte es plötzlich durch die Höhle. Es war Sylvia Hausmann, die keine Sekunde zu früh wie aus dem Nichts in einem der oberen Stollen aufgetaucht war und jetzt vorsichtig über die Felsen hinabgestiegen kam.
Bis zuletzt hatte Hausmann noch gehofft, dass sie sich irrte. Doch als sie ihren Kollegen mit dem Messer in der Hand sah, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie sich schon viel zu lange hatte täuschen lassen.
»Messer fallen lassen und schön langsam die Hände hoch!«
Magnus Kern wandte sich mit überraschter Miene zu ihr um.
»Sylvia? Was soll das? Wie hast du in die Höhle gefunden?«
»Das sollte ich wohl eher dich fragen«, gab Hausmann zurück und erneuerte ihre Drohung.
»Ich meine es ernst, Magnus – du lässt jetzt sofort das Messer fallen oder ich schieße!«
»Sylvia, spinnst du? Du machst einen gewaltigen Fehler! Ich war gerade auf dem Rückweg vom Sana-Krankenhaus, als mich über Funk ein Notruf
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