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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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nicht bekommen. Wir haben ihn wieder.“
    „Und der Preis dafür? Wätjen mußte den Briefträger überfallen!“
    „Wenn das rauskommt…“ Es klang fast weinerlich.
    „Das kommt nicht raus. Das hat nicht rauszukommen!“ Buth knallte sein Bierglas auf den Tisch. „Reiß dich zusammen, Menschenskind! Es geht um unsere Existenz! Und du fällst schon beim ersten Windstoß um.“
    Trey atmete tief durch. „Diese verdammte stadtsoziologische Untersuchung… Und wenn Lankenau das alles eingefädelt hat, um die Marciniak nach Bramme zu holen?“
    Buth dachte nach. „Kann sein, kann auch nicht sein…“
    „Lankenau ist ein alter Fuchs.“
    Buth schlug mit der Faust auf den Tisch und lachte dröhnend. „Und ich bin ein gerissener Hund!“
    Sie schwiegen.
    Buth verfluchte Treys Schwäche. Dieser Brief hätte ihnen allen zum Verhängnis werden können. Nur gut, daß Wätjen den Briefträger noch erwischt hatte. Was wäre wohl passiert, wenn Trey nicht gegen acht Uhr morgens in der Firma angerufen und ihm alles gebeichtet hätte? Nicht auszudenken! Die Frage war, wie er Trey an ähnlichen Kurzschlußhandlungen hindern konnte.
    Trey spielte mit seinem Kugelschreiber, drückte die Mine heraus, ließ sie wieder hineinschnellen. Hätte er Buth nicht angerufen, wäre schon alles überstanden. Die Euphorie, nun alles hinter sich zu haben, von aller Last befreit tu sein, hatte ihn zum Hörer greifen lassen.
    „Ich habe 50000 Mark geboten für ihr Schweigen“, sagte Trey.
    „Und wer garantiert dir, daß sie wirklich den Mund gehalten hätte? Bei ihrer politischen Einstellung… Und wenn sie wirklich schon alles weiß, dann wäre das ein herrliches Beweisstück gewesen… Nein, nein – der Brief war Wahnsinn!“
    Wieder das drückende Schweigen.
    Kossack kam herein, der Direktor des Hotel-Restaurants Zum Wespennest. Klein, drahtig, schwarzhaarig, mit einem Schuß japanischen Bluts; sein Urgroßvater hatte sich seine Frau aus Osaka mitgebracht. Ein sehr wendiger, alerter und rhetorisch äußerst begabter Mann in ihrem Alter, also Mitte der Vierzig. Buth hatte ihn aus gutem Grund zu seinem Wahlkampfleiter gemacht.
    „Schon eine Antwort von Biebusch?“ fragte Buth.
    „Nein. Sie sitzen noch immer vorn im Lokal und beraten.“
    „Du hältst uns auf dem laufenden, ja?“
    „Natürlich!“ Kossack blieb an der Tür stehen. „Ach, und… Ich hab Lemmermann angerufen und ihm gesagt, daß du ihn heute nach Ladenschluß hier treffen willst.“
    „Und?“
    „Er kommt natürlich. Er wollte sowieso mal wieder hier essen.“
    „Unser alter Freund Helmut Lemmermann – Lemmy…“
    Als sich Kossack umdrehte, um das Clubzimmer wieder zu verlassen, stieß er mit Jens-Uwe Wätjen zusammen.
    „Hoppla!“ Wätjen hielt ihn fest.
    „Nicht so stürmisch, junger Mann!“ Kossack nickte Buth und Trey noch einmal zu und schloß dann die Tür hinter sich.
    „Setz dich“, sagte Buth.
    Wätjen setzte sich auf den lederbezogenen Stuhl neben Buth. Er sah genauso aus, wie man sich landläufig einen Ostfriesen vorstellt: massig und etwas ungeschlacht der Körper, kantig der Schädel, weizenblond das Haar, blau die Augen und rosig das Gesicht. Obgleich ebenso alt wie Buth und Trey, wirkte er noch jungenhaft und ein wenig linkisch. Er war von Hause aus Betonfacharbeiter, im Augenblick jedoch zweiter Mann beim Werkschutz der Buth KG.
    Wätjen zog einen länglichen weißgrauen Briefumschlag aus der Brusttasche und ließ ihn über den Tisch rutschen. „Hier: Absender Dr. Hans-Dieter Trey. An Fräulein Katja Marciniak, Bramme, Knochenhauergasse, Pension Meyerdierks.“
    Trey fing den Brief ab und wollte ihn einstecken.
    „Zerreiß ihn!“ sagte Buth.
    Trey tat es und steckte die Papierfetzen in die linke Jackettasche.
    Buth wandte sich wieder Wätjen zu. „Was hast du mit den anderen Briefen gemacht?“
    „Das Bündel, in dem der hier gesteckt hat, das hab ich zu Hause verbrannt.“
    Buth grinste. „Da wird sich der eine oder andere unserer lieben Mitbürger aber wundern. Na, vielleicht haben wir auch einiges Unheil verhütet…“
    „Ich wollte noch das Geld mitnehmen, das er bei sich hatte, damit’s nach einem Raubüberfall aussieht, aber da kam einer die Wendeltreppe runter.“
    „Hat dich jemand erkannt? Ich meine, gesehen?“
    „Nö. Weder der Briefträger noch der Mann aus dem Büro.“
    „Okay… Und dein Trick im Supermarkt?“ Buth klopfte ihm auf die Schulter.
    Wätjen strahlte. „Hat geklappt! Aber sie steht noch nicht am

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