Stoer die feinen Leute nicht
nach Bramme zurück, um hier seinen Schweinkram zu verkaufen? Der hätte ruhig in Berlin bleiben…
Es klopfte.
„Herein!“
In der Tür stand Helmut Lemmermann.
Kämena starrte ihn an. Wenn man vom Teufel sprach…
„Ich darf doch wohl…?“ Lemmermann machte die Tür hinter sich zu und nahm auf einem der Besucherstühle Platz.
Kämena war baff. So was von Frechheit! Ein richtiger Playboytyp, dieser Lemmermann. Scheußlich!
„Hat Ihnen meine Sekretärin nicht gesagt, daß ich nicht gestört werden will?“ grunzte Kämena.
„Wenn Sie man woanders auch so energisch wären, Herr Kommissar! Dann hätten Sie sicherlich auch die Leute gefaßt, die mir dreimal in der Woche die Scheiben einschmeißen und meine Auslagen in Brand stecken… Ganz abgesehen vom Kuhmist.“
„Ganz schöne Reklame für Sie.“
„Wollen Sie damit sagen, daß ich…“
„Ich will gar nichts sagen. Ich sage auch nicht, daß bei uns in Bramme keiner gezwungen wird, einen Sex-Shop aufzumachen, und ich sage auch nicht, daß manche Leute das, was Sie anbieten, zu Recht abscheulich finden…“ Kämena geriet langsam in Fahrt. „Nein, Herr Lemmermann, ich sage nur: Sie haben ein Recht auf den Schutz Ihres Eigentums, so wie jeder andere Bürger auch, und wir tun unser Bestes, um den oder die Täter zu fassen. Es ist uns aber leider nicht möglich, Nacht für Nacht einen Beamten vor Ihrem Laden zu postieren. Und im übrigen – “ er warf einen Blick auf Lemmermanns Maßanzug – „scheinen Sie ja ganz gut versichert zu sein.“
„Ich halte durch, da können Sie sich darauf verlassen!“
Kämena hatte plötzlich bessere Laune, die kurze Auseinandersetzung mit Lemmermann wirkte auf ihn, als hätte er schnell hintereinander zwei Gläser Sekt getrunken. Jetzt mußte er Lemmermann nur noch kurz einen mitgeben. „Ich kann Ihnen nur einen guten Rat geben, Herr Lemmermann“, sagte er ganz ernsthaft. „Schlafen Sie im Laden und fassen Sie die Leute auf frischer Tat.“
Lemmermann wußte nicht gleich, wie er reagieren sollte, dann fühlte er sich doch veräppelt. „Sie kommen auch noch mal runter von Ihrem hohen Roß!“
Kämena konnte nichts mehr erwidern, denn das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und bellte: „Ja…?!“ Dann hellte sich sein Gesicht schlagartig auf, schwappte fast über vor Freundlichkeit. Buth war am anderen Ende der Leitung. „Pardon, Günther, ich… Ja… Ja… Geht in Ordnung… Nein, nein… Natürlich bin ich einverstanden… Verlegt auf Freitag abend… Meine Frau? Ach, Sie macht gute Miene zum bösen… Klar doch. Alles kann sie mir verbieten, aber der Skatabend ist tabu… Ja, bis Freitag dann. Mach’s gut!“
5
Das Hotel-Restaurant Zum Wespennest war ein renommiertes Haus; und auch heute mußten verschiedentlich Touristen wie Einheimische die beiden großen Speisesäle wieder verlassen, weil sie keinen freien Tisch mehr fanden.
Trotz dieses Andrangs, der auch jetzt, als es auf 14 Uhr ging, nicht geringer wurde, saßen Trey und Buth allein im Clubzimmer.
Buth hatte sein Jägerschnitzel bis zum letzten Rest gegessen, sein Teller sah aus, als hätte er ihn – was bei seiner stadtbekannten Sparsamkeit durchaus denkbar war – abgeleckt.
Dr. Trey dagegen hatte sein Hühnerragout kaum angerührt; es schien, als ekle er sich davor. Er hatte die mächtige Hornbrille abgenommen und wischte sich mit einem zusammengefalteten Taschentuch die Augen aus. Er sah blaß und übernächtigt aus.
Buth spielte mit seinem Bierglas. „Ich denke, mich trifft der Schlag, als mich Lankenaus Sekretärin um meine Zustimmung zur Untersuchung bittet und mir die Liste mit Biebuschs Mitarbeitern gibt, damit ich mir die einzelnen Lebensläufe mal ansehen kann: Katja Marciniak aus Bramme…“ Buth leerte sein Glas. „Wenn sie die Wahrheit erfährt, dann ist es aus mit uns. Mit uns allen… Zwanzig Jahre Arbeit umsonst!“
„Und wenn sie nun schon alles weiß?“ Trey setzte die Brille wieder auf. „Wenn sie nur gekommen ist, um uns…“
„Du willst dich bloß verteidigen!“ Buth kippte einen Klaren hinunter. „Es war idiotisch, ihr diesen Brief zu schreiben und alles aufzudecken.“
„Ich wollte reinen Tisch machen – Tabula rasa.“
„Du kannst ja machen, was du willst, solange keiner weiter davon betroffen ist. Wenn ich aber dadurch hopsgehen soll – und noch ein paar andere – , dann hört’s bei mir auf!“
„Ist ja schon gut“, sagte Trey besänftigend. „Sie hat den Brief
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