Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Schwarzen Brett.“
    Buth nickte und sah zu Trey hinüber. „Einer deiner Lokalreporter – nach Möglichkeit nicht dieser zwielichtige Corzelius – soll sich mal umhören. Vielleicht hat Taschenmacher den Fall auch bei der Kripo gemeldet.“
    Trey kaute auf der Unterlippe. „Ich weiß nicht…“
    „Aber ich!“ Buth richtete sich auf. „Gehen wir davon aus, daß sie nichts weiß – und das scheint mir doch ziemlich sicher zu sein… Aber hier in der Stadt gibt es ein Dutzend Leute, die ihr liebend gern auf die Sprünge helfen würden. Ihretwegen, aber auch um uns in die Pfanne zu hauen. Was folgt daraus?“ Buth machte eine kleine, rhetorische Pause. „Daraus folgt, sie muß aus Bramme verschwinden, ehe sie Gelegenheit hat, mit diesen Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich habe da vier, fünf Personen im Auge, die Biebuschs Leute todsicher interviewen werden. Keine Spitzenleute – die übernimmt Biebusch selber. Zweite Garnitur. Auf die setzt er seine Mitarbeiter an.“ Er nannte einige Namen. „Stellt euch mal vor, diese Katja taucht bei denen auf. Wenn die zehn Minuten mit ihr gesprochen haben, dann fällt doch bei denen der Groschen. Und dann wird zur Jagd geblasen. Auf uns!“
    Trey war etwas vom Tisch abgerückt und starrte auf seine Schuhspitzen.
    „Wir können Sie doch nicht zwingen, Bramme zu verlassen.“
    Buth lachte. „Wir haben sie bald mürbe – verlaß dich drauf! Die geht ganz von selber… Und wenn das nicht hilft: Ich bin sicher, daß Biebusch eher eine seiner Mitarbeiterinnen fallenläßt, als daß er auf die ganze Untersuchung verzichtet. Die Information aus Berlin war Gold wert; sie hat nun mal mit einigen Baader-Meinhof-Leuten Tür an Tür gewohnt und mit ihnen verkehrt…“
    Wätjen grinste. „Richtig verkehrt?“
    Buth reagierte unwirsch. „Weiß ich doch nicht… Jedenfalls, das ist unser größter Trumpf. Erst protestieren wir mit allen Mitteln gegen diese soziologische Untersuchung und dann handeln wir mit Lankenau einen Kompromiß aus: die Studie – in Gottes Namen. Aber nur ohne Fräulein Marciniak!“
    Trey lächelte, vielleicht überzeugt, vielleicht resigniert. „Und wenn das immer noch nichts nützt?“
    „Dann werden uns schon noch andere Mittel einfallen, sie aus Bramme zu vertreiben.“
    Trey wurde ärgerlich. „Wir können sie schließlich nicht ermorden!“
    Buth, der seinen linken Arm auf die Stuhllehne gestützt hatte, drehte die Handfläche nach oben; eine vielsagende Geste.
    Trey fuhr hoch. „Und das sagst du!?“
    Buth lächelte. „Ich hab gar nichts gesagt.“
    „Wir können ja auch einen Unfall…“ murmelte Wätjen.
    Sie schwiegen.
    „Wir müssen handeln“, sagte Buth schließlich, „denn sie kann uns fertigmachen – so oder so. Und sie hat einigen Grund dazu, es zu tun. Ganz zu schweigen von ihren politischen Freunden, für die es ein gefundenes Fressen wäre. Ich sehe gar nicht so sehr den rechtlichen Aspekt – den auch, ja – , sondern vor allem den politischen. Ihr wißt doch selbst, wie die Bürger hier reagieren.“ Und, etwas spöttisch: „Besonders, wenn sie zu achtzig Prozent das Brammer Tageblatt lesen. So kurz vor der Wahl.“
    „Je mehr wir unternehmen, desto gefährlicher wird sie für uns“, meinte Trey müde. „Wir wecken doch nur schlafende Hunde!“
    „Unsinn!“ Buth sprang auf. „Es gibt doch todsicher eine Katastrophe, wenn wir nichts unternehmen. Und wir haben nur noch eine Chance: Sie muß verschwinden, ehe es bei ihr oder irgend einem unserer werten Mitbürger Klick macht… Uns bleibt doch gar nichts weiter übrig! Ja – wenn du diesen verdammten Brief nicht geschrieben hättest – aber so… Der Briefträger ist überfallen worden; wir haben A gesagt, wir müssen nun wohl oder übel auch B sagen.“
    „B wie Buth.“ Wätjen grinste.
    Trey stöhnte nur.
    „Macht euch mal keine Sorgen“, sagte Wätjen. „Mir fällt schon noch was ein, was sie das Fürchten lehrt. Die wird noch mal froh sein, daß sie lebendig hier rausgekommen ist.“

 
    6
     
     
     
    16 Uhr 30. Katja ging auf Corzelius zu, der lässig auf der untersten Schale des Harm-Clüver-Brunnens saß. Er hatte sich zu einem kleinen Ausflug ans Brammer Meer eingeladen: sein Wagen sei in der Werkstatt und er suche einen Chauffeur, der ihn zum Baden fahren würde.
    Er stand auf, faßte sie an den Schultern, sah sie aufmerksam an: „Stimmt – Sie sehen tatsächlich ein wenig klüger aus als vorher.“
    „Klüger?“ Katja war verblüfft.

Weitere Kostenlose Bücher