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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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von sich aus auf diese Möglichkeit gekommen zu sein.
    Kämena mischte sich ein. „Wo waren Sie gestern abend zwischen zehn und elf?“
    „Da bin ich durch die Stadt gefahren, um…“
    „Um…?“
    „… um Automaten zu zerstören.“
    Kämena vergaß seine Zahnschmerzen. „Da sind Sie nicht zufällig durch die Knochenhauergasse gefahren?“
    „Wieso?“
    „Weil dort Fräulein Marciniak um ein Haar von einem Wagen zerquetscht worden wäre. Von einem alten Borgward. Von Ihrem alten Borgward!“ Es war ein Schuß ins Blaue; Katja hatte ja nichts erkennen können. Aber Magerkort besaß einen alten Borgward.
    Magerkort wurde bleich. „Nein!“
    Stoffregen bohrte weiter: „Sie kennen Fräulein Marciniak – sie wohnt in der Pension Ihrer Schwester, und Sie bringen ihr die Post. Für Sie ist Fräulein Marciniak noch schlimmer als Helmut Lemmermann: eine Soziologin, die links ist und das propagiert, was Sie verdammen… Da haben Sie eine zweite Front eröffnet, stimmt’s?“
    „Nein!“ schrie Magerkort.
    „Wann hat denn heute früh Ihr Dienst angefangen?“
    Magerkort war ziemlich durcheinander, mußte ein paar Sekunden lang überlegen. „Viertel nach fünf.“
    „Na bitte!“ rief Kämena. „Da konnten Sie vorher noch in der Knochenhauergasse vorbeifahren und Fräulein Marciniak die Scheibe einwerfen. Das hatten sie ja bei Lemmermann zur Genüge geübt.“
    „Die Scheibe, die Sie dann Ihrer Schwester für einen Zehn-Mark-Schein wieder einsetzen konnten, um Geld für Ihre Fische zu haben“, fügte Stoffregen hinzu. Dieser Magerkort ging ihm auf die Nerven.
    Magerkort resignierte fast. „Ich war’s nicht, aber ich nehm’s auch auf mich, wenn diese rote Hure endlich aus Bramme verschwindet – mitsamt den anderen Anarchisten, die uns hier für den Osten ausspionieren wollen.“
    „Rote Hure…“ Stoffregen nickte Kämena zu. „Wie in dem Anruf heute früh.“
    „Alles muß seine Grenzen haben“, sagte Kämena, während er mit der Zungenspitze den schmerzenden Zahn befühlte. „Und darum werden wir Sie so lange auf kleiner Flamme garkochen, bis Sie ein volles Geständnis abgelegt haben.“
    Magerkort war nicht mehr weit davon entfernt.

 
    11
     
     
     
    Von der Matthäi-Kirche schlug es zehn. Katja hatte von Frau Meyerdierks die Erlaubnis zum Telefonieren erhalten und sprach mit Biebusch.
    „Ich fühle mich nicht wohl – Sie wissen ja, was heute nacht hier los war…“ Sehr unglücklich formuliert, darum ein schneller Zusatz: „Der Wagen von Herrn Lemmermann… vor meiner Tür…“ Was geht den überhaupt mein Privatleben an, dachte sie wütend.
    „Es muß schwer für Sie sein, ja…“
    „Was muß schwer sein?“
    „Na, die Geschichte 1949.“
    „Das hat sich also auch schon rumgesprochen?“
    Biebusch zögerte einen Augenblick. „Lankenau hat es mir erzählt, und der weiß es wohl aus der Zeitungsredaktion.“
    „Ist ja auch kein Geheimnis.“
    „Haben Sie denn schon einen Verdacht?“
    „Lemmermann ist es jedenfalls nicht.“
    Biebusch hatte gar nichts begriffen. „Wieso?“
    „Nun…“
    Biebusch schien verärgert. „Wir sehen uns dann um eins zum Mittagessen im Wespennest.“
    „Ist recht.“
    Sie legte auf und dachte: Fachidiot! Zu weiteren Schmähungen kam sie nicht, denn neben ihr schrillte das Telefon. Um Frau Meyerdierks zu ärgern, nahm sie den Hörer hoch und meldete sich mit: „Grandhotel Meyerdierks!“
    „Hat es Lemmermann wegen dort verlebten schönen Stunden aufgekauft und aufgestockt?“
    Corzelius!
    Katja konnte nicht sogleich antworten, weil Frau Meyerdierks herbeistürmte.
    „Für mich?“
    „Nein, zufällig für mich!“
    Frau Meyerdierks zog sich beleidigt zurück. So einen Ton konnte sie nicht ab; da war sie wie angefaßt, wie sie oft und gern im heimatlichen Idiom zu versichern pflegte. Sie ließ die Küchentür einen Spalt weit offen.
    „Hallo, bist du noch da?“
    Sie gab sich formell, war wieder etwas hineingeschlüpft ins Schneckenhaus. „Es ist unmöglich, von Corzelius nicht gefesselt zu sein.“
    „Danke! Vielleicht ergibt sich’s mal, daß ich dich entfesselt kennenlerne.“
    Sie kam ihm zuvor. „Mach doch einen Sex-Shop auf.“
    „Wozu? Ich werde dich schon irgendwie auf die Idee bringen, ich könnte dein Vater sein. Dann kommt automatisch der Katja-Marciniak-Test zur Feststellung der Vaterschaft – spart jedes erbbiologische Gutachten…“
    Darauf wußte sie zunächst nichts zu erwidern, dann klang es ein wenig aggressiv: „Ein

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