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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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auch die wissenschaftliche Neugier: Warum hat er es getan? Wie hat er es verarbeitet? Wie reagiert er auf mich? Vielleicht konnte sie eine Fall-Studie daraus machen, wenn sie mit einem Tiefen-Psychologen zusammenarbeiten würde… Kam wohl auch hinzu – sie gestand es sich ein – , daß sie interessanter wurde, daß sie mit dieser Story Mittelpunkt aller Gespräche und Parties wurde, Profil gewann, Farbe bekam, gleichsam Forschungsobjekt für andere wurde.
    Das alles sprach dafür, in Bramme zu bleiben und die Suche ganz systematisch zu beginnen.
    Nun gerade!
    Sie war eben ein wenig eingenickt, als es draußen schellte. Sie schreckte hoch und ärgerte sich; wieder einer dieser Vertreter, die Frau Meyerdierks einen Superstaubsauger oder eine neue Geschirrspülmaschine andrehen wollten. Oder ein neuer Gast. Noch einer, der die Toilette blockierte. Zu vernehmen war nur ein undeutliches Stimmengewirr.
    Sie wälzte den Kopf auf die linke Seite und fiel wieder in ihren Dämmerzustand. Aber diese Kopfschmerzen!
    Sie stand auf, ließ eine Tablette aus dem blau-weißen Röhrchen in ihr Zahnputzglas gleiten, füllte Wasser auf, schüttelte das Glas, um die Tablette aufzulösen, und trank die milchige Flüssigkeit. Brrr! Aber NEDO-Med half ihr meistens. Wenn’s schlecht dir geht, nimm NEDO-Med.
    Es klopfte.
    Nanu!? Corzelius? Biebusch?
    Sie steckte die Bluse in den Rock, schlüpfte in die Sandalen, strich die Haare glatt. „Ja, bitte…“
    Frau Meyerdierks klinkte die Tür auf; Katja sah einen untersetzten Mann im grauen Flanell: breites Gesicht, hervorstehende Backenknochen, etwas abgeplattete Nase, glänzend schwarze Haare mit grauen Strähnen darin.
    Er kam ihr bekannt vor. Einer aus Bramme, er war ihr schon öfter begegnet… Richtig: im Wespennest. Der Hotelchef. Der Wahlkampfmanager.
    Da sagte Frau Meyerdierks auch schon: „Herr Kossack hätte Sie gern gesprochen…“
    Kossack, richtig. Der hatte ja Lankenau zur Tür begleitet. Jetzt bei Tage sah er ganz anders aus als im vornehm abgedunkelten Wespennest. Das war doch der Idiot, der ihr das mit den Baader-Meinhof-Leuten angedichtet hatte. Blödmann!
    Sie war eisig. „Um was geht es?“
    Kossack sah Frau Meyerdierks an: „Wenn wir vielleicht…“
    Frau Meyerdierks war pikiert. Katja sah ihr an, daß sie sagen wollte: Dies hier ist kein Stundenhotel! Sie hatte das mit Lemmermann mitbekommen, nun hielt sie Kosack für den nächsten… Der gute Ruf! Katja schluckte eine patzige Bemerkung herunter: Schalten Sie doch die Wechselsprechanlage ein, dann kriegen Sie alles mit… Aber sie unterließ es. Frau Meyerdierks zog sich gekränkt zurück. Katja schloß die Tür hinter ihr.
    Kossack hatte seine Aktentasche auf den Tisch gestellt. Er besah sich das gezackte Loch in der Fensterscheibe, wischte sich den Schweiß von der Stirn, rückte den Knoten seiner orangeroten Krawatte zurecht, räusperte sich und wußte nicht, wohin mit seinen Händen.
    Katja merkte sofort, daß er nicht als starker Mann gekommen war; eher sah er verlegen aus, fast schon jämmerlich… Nanu?
    „Geht’s schnell oder wollen Sie sich setzen?“ fragte sie kühl.
    „Ich möchte schon gerne…“ Kossack zog sich einen der wackligen Stühle zurecht und setzte sich vorsichtig hin.
    Katja kehrte zu ihrem Sessel zurück, ließ sich langsam hineingleiten, schlug die Beine übereinander, gab sich hochmütig und machte auf Dame, was Kossack noch mehr verunsicherte.
    „Worum dreht sich’s denn?“ fragte sie.
    Kossack holte tief Luft, versuchte ein Lächeln, das mißglückte, und hatte Mühe, den Verschluß seiner Aktentasche zu öffnen; irgendwie hatten sich die Messingteile verklemmt. Er wirkte auf sie wie ein abgehalfterter Zauberkünstler, der beim letzten Zirkusdirektor vorspricht und mit einem uralten Trick imponieren will… Aber dann zauberte er nur ein Bündel Briefe aus der Aktentasche; zwei Dutzend vielleicht.
    Die Briefe vielleicht, die man Magerkort gestohlen hatte?
    „Sie werden vieles nicht verstehen…“ begann Kossack.
    Womit er recht hatte. Was für eine sanfte, wohlklingende Stimme! Gar nicht norddeutsch, gar nicht Bramme.
    „Ich habe mit Herrn Dr. Trey gesprochen“, fuhr er fort, machte aber sogleich wieder eine kleine Pause, suchte nach Worten, hätte wohl gerne was getrunken.
    Katja tat nichts, um ihn aufzumuntern. Sie war nicht einmal gespannt. In den letzten Tagen hatte es soviel Spannung gegeben; sie konnte keine mehr aktivieren.
    Ihr leerer Blick schien Kossack noch

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