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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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in Brüssel aber nur in groben Umrissen informiert war.
    Wätjen gähnte. „Was macht denn unser junger Vater?“
    Trey steckte sein Notizbuch wieder ein. „Sie feiern noch immer; jetzt bei Kossack zu Hause.“
    „Ich wußte ja, daß sich Kossack schon immer eine Tochter gewünscht hat“, lachte Buth. „Nun hat er sie – und noch ein paar Tausend-Mark-Scheine dazu…“
    „Corzelius schreibt gerade eine zu Herzen gehende Geschichte fürs Tageblatt“, sagte Trey. „Dabei wird er unter anderem auch betonen, daß Marianne Marciniak im Jahr 51 Kossack mitgeteilt hat, die Tochter wäre an Lungenentzündung…“
    „… gestorben, ja. So daß Kossacks politische Karriere nicht gefährdet ist und wir keine Stimmenverluste haben“, ergänzte Buth. „Seine Vorstrafen werden heute auch keine negativen Folgen haben – über nichts ist der gute Bürger froher, als wenn ein Saulus zum Paulus geworden ist, was er selber gar nicht nötig gehabt hat…“
    „Gott sei Dank, daß alles überstanden ist!“ rief Wätjen. „Ich glaube, meine Frau hätte sich trotz der beiden Kinder scheiden lassen!“
    „Jens-Uwe, der treue Familienvater!“ spottete Buth. Er selbst lebte getrennt von seiner Frau; da gab es keine Probleme.
    Wätjen sah Trey an. „Ich möchte mal wissen, was deine Frau gemacht hätte… Du zitterst ja schon vor Sieglinde, wenn du mal mit deiner Sekretärin nach Bremen fahren mußt!“
    „Kümmere du dich mal um deinen eigenen Kram! Du hättest man lieber aufpassen sollen! Das war doch eine idiotische Idee – ihren Wagen in die Luft zu sprengen! Einfach hirnverbrannt! Und dann auch noch den falschen…“
    Wätjen fiel ihm ins Wort. „Es war so dunkel, daß…“ Er suchte vergeblich nach Worten. „Lemmermann lebt ja noch.“
    „Und wenn dich nun einer gesehen hat?“
    „Mich hat keiner gesehen.“
    „Mit Kanonen auf Spatzen!“ Trey schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    „Das sollte ein Schreckschuß sein“, verteidigte sich Wätjen. „Ein Schuß vor den Bug.“
    Buth beendete die Diskussion. „Schluß damit! Und schreit nicht so… Es war ein bedauerlicher Irrtum.“
    „Allerdings!“ nickte Wätjen heftig. „Der Zeitzünder war auf drei Uhr nachts eingestellt – wer fährt denn da noch Auto? Mir tut das leid mit Lemmermann; meinst du denn, ich wollte jemand verletzen!?“
    „Schon gut!“ Buth klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt haben sie ja den Mann festgenommen, der bei Lemmermann die Scheiben eingeschmissen hat. Dem kreiden sie dann auch den Anschlag auf den Wagen an; da sind wir aus dem Schneider.“
    „Ja – ausgerechnet!“ Trey fühlte sich sichtlich unwohl. „Ein Briefträger. Ein gewisser Magerkort; ein armer Irrer, der…“
    „Das juckt uns doch wenig.“ Buth zuckte die Achseln. „Das kann man doch so drehen, daß er den Überfall vorgetäuscht hat, um Pornos aus dem Verkehr zu ziehen.“
    „Irgendwie…“ Trey schluckte. „Das ist irgendwie schäbig…“
    „Stell dich doch auf den Marktplatz und posaune alles aus!“ schnauzte Buth ärgerlich. „Ich versteh dich nicht – sei doch froh, daß alles so glimpflich abgelaufen ist! Durch die Kossacksche Love-Story haben wir sogar noch ein paar Punkte gewonnen.“
    Trey wandte sich ab und ging mit müden Schritten zu seinem Wagen hinüber.

 
    13
     
     
     
    Ein ganz gewöhnlicher Sonnabend in Bramme, vormittags elf Uhr. Biebusch saß im Rathaus und studierte die Ergebnisse der letzten Gemeinderatswahlen, Frau Haas interviewte draußen in Barkhausen den Leiter der Harm-Clüver-Freilichtbühne, Kuschka schlief seinen dritten Brammer Rausch aus, Katja lag im Bett und spielte mit Alfons Mümmel, der vor ihr auf dem Teppich lag, alle viere von sich gestreckt.
    Frau Meyerdierks klopfte zwar hin und wieder und fragte, ob sie das Bett schon machen könne, aber Katja ließ sich weder von ihr noch von Corzelius stören, der schon gekommen war, um sie zu einer Fahrt nach Worpswede abzuholen, jedoch auf zwölf Uhr vertröstet worden war.
    Katja reckte und streckte sich, ihr war so kannibalisch wohl wie Goethes fünfhundert Säuen. Ein Gefühl wie nach dem bestandenen Abitur: Erleichterung und Aufatmen. Morgens um elf war die Welt immer noch in Ordnung.
    Sie naschte aus der Marmeladenschale. Frau Meyerdierks hatte ihr das Frühstück von sich aus ans Bett gebracht, o Wunder! Offensichtlich war sie von der Katja-Marciniak-Story so gerührt, daß sie ihrer Untermieterin alles verziehen hatte.
    Vielleicht war es auch

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