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Stoer die feinen Leute nicht

Titel: Stoer die feinen Leute nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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wach, und spüre Deine Hände… Na so was! Wo denn?
    Sentimentales:… was ist schon ein Weihnachtsfest ohne Dich, mein süßer Zottelbär, mein kleiner Mandarin! Mutter hat mir einen Pelzmantel geschenkt, denk nur! Aber ich habe trotzdem geweint. Sie geben nicht nach. Es ist furchtbar! Aber es ist auch schön. Ich habe immer gedacht, wie es wäre, wenn erst einmal unser Sohn den Tannenbaum sehen könnte. Wenn er Deine dunklen Augen hätte… Ach du grüne Neune!
    Sexuelles:… habe zum Glück keine Beschwerden mehr, so daß der schreckliche Gang zum Gynäkologen nicht not tut. Gott sei Dank! Dir, mein kleiner Tenno, bin ich in keiner Weise böse!!!… Hat sie also mit ihm geschlafen. Mit neunzehn. Ganz schön für damals. Gerade ein Jahr später als ich…
    Lyrisches:… habe ich Dir ein Gedicht von Novalis – das haben wir beide von Großmutter! – beigelegt, über das ich einen Vortrag halten muß. Was für Dich bestimmt ist, habe ich dick unterstrichen…
     
    Wenige wissen
    Das Geheimnis der Liebe,
    Fühlen Unersättlichkeit
    Und ewigen Durst.
     
    Verabredungen:… Ich werde um 13 Uhr am Bahnhof auf Dich warten, mein exotischer Prinz! Dann…
    Eltern:… Vater läßt nicht mit sich reden, Mutti kann nicht anders als ihm beizupflichten. Beide haben sie Angst vor dem Augenblick, wo ich volljährig werde und reden dauernd von Enterbung. Vater sagt, er habe nicht sein ganzes Leben lang… um dann… Er kennt Dich ja nicht! … Was hat er bloß gegen Kossack gehabt? Großmutter hat nie was von Kossack erzählt, komisch, Großvater auch nicht.
    Bramme:… Du wirst Bramme nicht mehr wiedererkennen, der Ostflügel des Rathauses ist jetzt wieder aufgebaut. Unsere Klasse hatte vor zwei Jahren beim Enttrümmern geholfen… Wie volksverbunden!
    Unterricht:… in Latein leider nur eine IV geschrieben, dafür aber in Mathe eine II und in Englisch sogar eine I – . Da werde ich Dir später gut helfen können… Das könnten meine Zensuren sein.
    Katja hatte Kossack während der flüchtigen Lektüre vollkommen vergessen. Fast erschrak sie, als sie ihn jetzt in anderthalb Meter Entfernung sitzen sah. Mit der Festlegung ihrer Prämisse, Kossack habe ihre Mutter damals verlassen und versuche nun, nach anfänglicher Verwirrung über ihr Auftauchen, eine Art Wiedergutmachung zu leisten – damit hatte sie ihre Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung programmiert, so daß sie jetzt automatisch ein reumütiges Geständnis von ihm erwartete und anschließend die Frage, was er für sie tun könne.
    Aber Kossack lächelte ihr nur freundlich-aufmunternd zu.
    Das irritierte sie. War er vielleicht gekommen, um ihr die Briefe zu verkaufen? Wenn ihr Erzeuger ein reicher und angesehener Mann war und diese Briefe einen Hinweis auf ihn als Täter enthielten, einen Beweis womöglich, dann konnten sie ein kleines Vermögen wert sein. Wollte Kossack nur das Geld für die Briefe, oder wollte er mit ihrer Hilfe jemand erpressen?
    Er lächelte nur geheimnisvoll.
    Sie wurde nun ungeduldig. „Wo steht denn nun der Hinweis auf den Täter?“
    „Es gibt keinen Täter…“ Er betonte den Satz ganz merkwürdig.
    „… keinen Täter, so. Also waren es mehrere?“
    „Ach, wissen Sie… Es war alles ganz anders…“
    „Herrgott, nun reden Sie doch endlich!“
    Kossack starrte auf seine Schuhspitzen, zögerte. Dann: „Ich bin Ihr Vater.“
    Katjas Herzschlag setzte aus. Mein Gott! Dieser… Sie hatte Angst vor ihm. Sie wollte schreien. „Dann haben Sie…?“ würgte sie hervor.
    „Nein, nein!“
    „Wie denn…?“
    „Verstehen Sie… Verstehst du denn nicht?“ Er wies auf die Briefe.
    „Sie hatten ein Verhältnis mit ihr, und dann kam der Überfall, bei dem sie…“
    „Es hat nie einen Überfall gegeben!“
    Katja fiel das Atmen schwer; in ihren Schläfen hämmerte das Blut. „Ich hab doch selbst in der Zeitung…“
    „Das hatten wir uns ausgedacht…“
    „Was!?“
    „… deine Mutter und ich. Das war die einzige Möglichkeit, die wir hatten.“
    Katja nahm die Briefe abermals zur Hand, blätterte sie durch, fand auch Zeilen, die Kossacks Behauptung bestätigten. Hier:… wenn ich wirklich ein Kind von Dir erwarte, müssen wir uns etwas einfallen lassen… Oder hier:… wenn Vater erfährt, was passiert ist, schickt er mich sonstwo hin. Diese Schande würde er nicht überleben. Und Mutti mit ihrem Herzleiden…
    Kossack war also ihr Vater. Eberhard Kossack, Hoteldirektor in Bramme und Parteifunktionär… Was sollte sie nun tun? Ihm

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