Stoer die feinen Leute nicht
und meinen Mörder dazu.“
Buth nickte; er schien das ebenfalls zu glauben. „Darum mein Vorschlag… Wir beide können nur gewinnen, wenn wir zu einer Einigung kommen. Sie halten den Mund, und ich sehe zu, daß Sie alle Ihre Ziele erreichen.“
Sie waren am Bungalow angekommen.
Katja schwieg. Sie fühlte sich unsagbar hilflos. Hier oder woanders – in meinem Alter ist Sterben immer irrsinnig…
„Es ist doch alles wieder im Lot!“ sagte Buth eindringlich. „Kossack wird Sie wie seine eigene Tochter behandeln – muß er schon der Leute wegen. Ich werde Sie fördern, wo ich nur kann – und unterschätzen Sie meinen Einfluß in Bonn und anderswo nicht. Und ich selbst, ich kann mein Leben weiterhin so leben, wie ich’s möchte; ich verliere nicht alles, was ich mir aufgebaut habe. Wenn’s aber Stunk gibt, ernstlich Stunk, wenn ich womöglich pleite mache – was glauben Sie, mal so ganz am Rande, wie viele Menschen dann auf der Straße liegen? Nein – hier geht es nicht nur um meine Person.“ Er machte eine kleine Pause.
Katja zögerte. „Wer garantiert mir denn, daß Sie mich nicht reinlegen?“
„Das erbbiologische Gutachten, daß Kossack nicht Ihr Vater ist.“
„Nein, ich…“
„Sie haben die Wahl. Und ich habe die Pistole.“
17
Bramme in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag.
Im Café am Schwarzen See spielten die FOUR FLASHS zum Tanz; Paare, die es nicht erwarten konnten, entfernten sich nicht allzu weit vom lichterhellen Saal; Mädchen, die keinen Anschluß gefunden hatten, gingen zu dritt oder zu viert zur Bushaltestelle hinüber.
Biebusch war eben vom Bremer Flughafen gekommen und duschte sich im Wespennest. Lankenau formulierte mit seinen Parteifreunden einen fairen Nachruf auf Dr. Trey und verdrängte nur mühsam seine Freude über die somit gesicherte Wiederwahl; Kuschka saß mit zwei ausgeflippten Philosophiestudenten in einer Kneipe und versuchte sich an einem neuen Halbe-Liter-Rekord; Frau Haas diskutierte mit ihrem Mann über die Folgen der schichtspezifischen Sozialisation und die Chancen der kompensatorischen Erziehung; Frau Meyerdierks las den Brief ihres in Australien erfolgreich operierten Sohnes zum achtzehntenmal und hatte immer noch Tränen in den Augen; Magerkort hockte auf seiner Pritsche im Brammer Stadtgefängnis und träumte vom Tauchen an den Korallenbänken des Roten Meeres, Wätjen schlief zehn Meter weiter in seiner Einzelzelle und träumte nichts; Bernharda Behrens lag im Bett und las Thomas Mann; Erich Taschenmacher feierte im Kreise seiner Freunde Geburtstag; Eberhard Kossack spielte mit seiner Frau Räuberschach und dachte an den toten Trey; Günther Buth versuchte sich im Bett einer mehr oder minder von ihm ausgehaltenen dreiundzwanzigjährigen Friseuse von seinen Ängsten zu befreien und hatte heute wenig Freude an allem; Lemmermann konnte wegen seiner Schmerzen nicht einschlafen und tröstete sich mit der Erinnerung an Katjas Körper; Dr. Hans-Dieter Trey lag in der städtischen Leichenhalle und hatte keine Schmerzen mehr; Kriminalkommissar Kämena litt unter einer verkühlten Blase und verfaßte gemeinsam mit Stoffregen ein ausführliches Protokoll über den Selbstmordfall Dr. Hans-Dieter Trey.
Katja Marciniak lief durch ihr Zimmer und warf ihre Sachen ohne jedes System in den abgeschabten Koffer, der vor dem Waschbecken stand. Carsten Corzelius saß auf der Kante ihres Tischs und redete auf sie ein.
„Du darfst nicht fortgehen!“
„Ich kann nicht mehr…“
„Trey hat nie und nimmer Selbstmord begangen. Und wenn der Schußkanal zehnmal darauf hindeutet – die Sache muß anders gewesen sein! Und ich ahne auch, wie alles zusammenhängt. Ich weiß es sogar.“
„Bloß beweisen kannst du’s nicht.“
„Katja, ich bitte dich… Bleib hier und mach diesem ganzen Spuk ein Ende.“
„Dazu hab ich die Kraft nicht mehr.“
„Ich helfe dir. Du mußt deine Aussage widerrufen!“
„Was willst du gegen die Anwälte machen, die da aufmarschieren? Was willst du mit deinen paar Pfennigen anfangen?“
„Also hab ich recht?“
Katja schrie: „Kossack ist mein Vater. Trey hat Selbstmord begangen, weil Buth ihn feuern wollte. Ich bin mit Buth zusammen in den Bungalow gekommen und habe Trey tot am Boden liegen sehen… Das ist die Wahrheit!“
„Deine Wahrheit?“
„Die Wahrheit, mit der man leben kann.“
„Die Lüge, mit der du leben mußt!“
„Ach, laß mich doch in Ruh!“
„Wenn du die Wahrheit sagst, können wir ihn
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