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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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bedeutet, oder?«
    »Darf ich schon, ich sollte nur nicht unbedingt damit hausieren gehen. Denk mal drüber nach.«
    »Brauche ich nicht«, hat Lukas das Gespräch beendet und die Tür zu seinem Zimmer zugeknallt. Er ist nicht nur sauer gewesen, sondern vor allem enttäuscht. Er fand, dass sein Vater einfach nur feige war. Und in derselben Nacht noch hat er einen Entschluss gefasst: Er würde sein Praktikum im AKW bis zum Ende durchhalten, ohne auch nur irgendwas zu sagen oder noch mal aufzufallen. Aber das hieß ganz bestimmt nicht, dass er aufgeben würde. Im Gegenteil. Jetzt erst recht. Sein Entschluss stand fest: Er würde so was wie einen kleinen Privatkrieg gegen das verdammte AKW anzetteln! Er und wer auch immer noch mitmachen würde. So ist dann auch die Aktion von letzter Nacht entstanden. Jannik und Alex waren sofort dabei, als er sie gefragt hat. Und Jannik ist auf die Idee mit dem gefakten Störfall gekommen. Und, ja, sie haben das Ding doch sauber durchgezogen! Allerdings hat Lukas nicht damit gerechnet, dass die Gegenseite so schnell reagiert, und sie keinen halben Tag später schon die Polizei am Hals haben. Oder den Staatsschutz oder für wen auch immer diese beiden Typen arbeiten …
    »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«, reißt ihn sein Vater aus seinen Gedanken, fasst ihn am Arm und dreht ihn zu sich.
    »Was? Nee, sorry, aber …«
    »Wir müssen reden, Lukas! Hast du irgendwas mit dieser Aktion letzte Nacht zu tun? Ich muss das wissen. Weshalb waren diese beiden Leute bei uns? Was weißt du über die Geschichte mit dem Strahlenalarm und den Lautsprecherdurchsagen?«
    »Auch nicht mehr als du, echt nicht! Wahrscheinlich irgendwelche Greenpeace-Typen, oder von Robin Wood oder so. War doch aber gut. Irgendwie müsst ihr doch begreifen, dass noch lange nicht alles okay ist, jedenfalls nicht, so lange das verdammte Teil da noch am Netz ist!«
    Die letzten Sätze hat er fast gebrüllt. Und sein Vater weiß ganz genau, dass auch er damit gemeint ist. Mit den Leuten, die zu allem immer nur schweigen, obwohl sie genau wissen, was los ist …
    Aber er hört nicht mehr hin, was sein Vater jetzt erwidert. Ihm ist gerade ein Gedanke durch den Kopf geschossen. Die Frage, die dieser Müller ihm vorhin gestellt hat und die er in seiner Aufregung und Angst nur halb mitgekriegt hat, ohne sie wirklich zu begreifen. Als Müller ihm den Kopf zurückgerissen hat, da hat er etwas gesagt, was nicht passte: »Woher habt ihr von dem Störfall gewusst?«

Vier
    »Ich bring mal eben die leeren Flaschen zum Container«, sagt Lukas und ist schon weg, bevor sein Vater sich noch wundern kann, woher plötzlich Lukas’ unerwartete Hilfsbereitschaft kommt. Normalerweise reißt sich Lukas nicht gerade darum, freiwillig irgendwelche Hausarbeiten zu übernehmen, aber jetzt kommt ihm die Sammlung leerer Flaschen im Flur gerade recht.
    Ganz langsam fährt er mit den beiden Plastiktüten am Lenker die Hauptstraße entlang und hält dabei möglichst unauffällig Ausschau nach dem schwarzen Audi. Er ist sich fast sicher, dass er beobachtet wird. Aber er kann den Wagen nirgends entdecken, und auch, als er dann am Container anhält, ist nichts Auffälliges zu sehen. Auch kein anderer Wagen, der ihm irgendwie verdächtig vorkommt. Nur eine ältere Frau, die er vom Sehen kennt und die ihren Hund spazieren führt.
    Der Flaschencontainer steht genau an der Mauer von Janniks Zuhause. Jannik hat irgendwann mal erzählt, dass seine Eltern schon öfter versucht haben, den Gemeinderat dazu zu kriegen, den Container woanders aufzustellen. Weil sie das Geklirre nervt, wenn die Leute manchmal auch spätabends noch ihre leeren Flaschen entsorgen. Aber bisher ist nichts weiter passiert, als dass ein Schild an der Mauer angebracht wurde: Flaschen bitte nicht in der Mittagszeit und nach 20 Uhr einwerfen! Und Lukas hat gerade erst die eine Tüte zur Hälfte geleert, als prompt Janniks Vater am Tor erscheint.
    »Kannst du nicht lesen? Das ist doch nicht wahr, das Schild ist doch wohl groß genug! – Ach, du bist es«, sagt er, als er Lukas erkennt. Er dreht sich um und brüllt über den Hof: »Jannik! Vielleicht kannst du deinem Freund mal erklären, dass wir Mittagszeit haben und er seine Flaschen nicht unbedingt jetzt wegbringen muss!«
    Als Jannik aus der Scheune kommt, wo er irgendwas gearbeitet hat, stapft sein Vater kopfschüttelnd davon.
    »He!«, sagt Jannik. »Was ist los?«
    Lukas blickt sich schnell um und zeigt dann mit dem Kopf zum Wald

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