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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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sie hat es genau so gemacht.
    Umso mehr haut es ihn jetzt um, Hannah wieder auf der Bühne zu sehen. Wenn er ehrlich ist, bereitet es ihm Magenschmerzen. Es war vollkommen idiotisch, hier aufzutauchen, denkt er. Und noch idiotischer zu glauben, dass ich sie einfach ansprechen könnte. Nicht nachdem ich mich ihr gegenüber benommen habe wie der letzte Arsch.
    Er dreht sich um und schiebt sich durch die tanzenden Leute in Richtung Theke. Der Saal ist gerammelt voll, jeder aus Wendburg ist da, und offensichtlich auch noch eine ganze Menge Leute aus den Nachbarorten. Auf dem Parkplatz stand auch ein schwarzer Audi, aber Lukas ist sich nicht sicher, ob es wirklich der Wagen von diesem Koschinski und seinem Kollegen ist. Er ist absichtlich zu spät gekommen, weil er vermeiden wollte, Hannah noch vor dem Auftritt über den Weg zu laufen, und dann hat er sich gleich an einen Pfeiler am Rand der Tanzfläche gestellt, von wo aus er einen ganz guten Überblick hatte. Aber er konnte bisher weder Koschinski noch Müller irgendwo entdecken, nur Jannik hat ihm von der Theke aus kurz zugewunken. Alex war auch da, und Lukas hat gesehen, wie er Jannik irgendwas erzählt hat. Jannik hat sich eine Cola bestellt und immer wieder zu Lukas rübergeblickt, als gäbe es etwas, was er ihm dringend sagen müsste. Aber dann hat die Musik Lukas kalt erwischt. Und er hat nichts mehr mitgekriegt. Außer Hannah …
    Als er sich jetzt seinen Weg zur Theke bahnt, sagt Hannah gerade eine neue Nummer an.
    »Ein echt abgefuckter Rock-’n’-Roll-Titel«, hört Lukas ihre Stimme über die Lautsprecher, »aber trotzdem gut, Leute, verdammt geil, ihr werdet es zu schätzen wissen. Boney Moroney! Und zwei, drei, vier …«
    Nur Hannah kann es sich leisten, mit so einem Song zu kommen und trotzdem nicht ausgebuht zu werden, denkt Lukas noch, als sie auch schon voll loslegt: »I got a girl named Boney Moroney, she’s as skinny as a stick of macaroni, but I love her, and she loves me, making love underneath the apple tree …«
    Und als der Refrain dann zum zweiten Mal kommt und Hannah plötzlich singt »I love him and he loves me«, ist ihm klar, dass das nur für ihn bestimmt ist, Hannah muss ihn trotz der Menschenmasse gesehen haben! Lukas hat das Gefühl, als würden seine Beine ihn kaum noch die paar Meter bis zur Theke tragen können. Er greift sich einen leeren Barhocker und gibt dem Wirt ein Zeichen, dass er gerne eine Cola hätte.
    Noch bevor die Cola kommt, schiebt sich Jannik neben ihn. Seine Augen huschen nervös hin und her, als er Lukas kumpelhaft umarmt und dabei flüstert: »Komm mal gleich nach aufs Klo, es ist was passiert.« Dann stellt er sein leeres Glas auf die Theke und brüllt dem Wirt über die Musik hinweg zu: »Für mich auch noch eine, bitte! Ich muss nur mal eben pinkeln, bin gleich wieder da!«
    Lukas wartet, bis die beiden Gläser vor ihm stehen. Dann trinkt er einen Schluck und blickt sich dabei unauffällig um. Aber soweit er sehen kann, beobachtet ihn niemand. Alle Blicke sind auf die Bühne gerichtet, wo der Gitarrist gerade ein gemeingefährlich schnelles Solo abliefert. Lukas nimmt sein Glas und rutscht vom Hocker. Am anderen Ende der Theke hockt Alex und verdreht die Augen, als wolle er signalisieren, dass die Soße gewaltig am Dampfen ist. Lukas boxt ihm im Vorübergehen gegen den Arm, wie man das so macht, wenn man auf dem Weg zum Klo zufällig jemanden sieht, den man aus der Schule kennt. Dann tritt er in den dunklen Gang, der zu den Toiletten führt. Ein Pärchen steht wild knutschend in der Ecke, Lukas erkennt das Mädchen, sie ist eine Klasse unter ihm, der Typ mit den Dreadlocks ist nicht aus Wendburg. Er hat seine Hände unter ihrem T-Shirt, und sie guckt schnell weg, als sie Lukas sieht.
    »Lasst euch nicht stören«, sagt Lukas und macht die Tür zum Herrenklo auf.
    Jannik steht am Waschbecken, die Kabinen sind alle leer. Lukas stellt sein Glas aufs Fensterbrett.
    »Was ist los?«
    »Das Megafon ist weg.«
    »Was?!«
    »Ich wollte nur mal gucken, ob ich nicht doch noch ein besseres Versteck finde. Aber es ist weg.« Janniks Stimme klingt, als würde er gleich durchdrehen.
    »Das kann nicht sein«, sagt Lukas und bemüht sich, ganz ruhig zu bleiben. »Ich war doch dabei, als du es letzte Nacht in den Kühlschrank gelegt hast. Wer sollte es da wieder rausgenommen haben? Das macht keinen Sinn. Meinst du, es hat auch irgendjemand das Moped untersucht?«
    Jannik schüttelt den Kopf. »Nee, das stand noch genauso da,

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