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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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kriegen, dass sie was zu den Leukämiefällen hier sagt. Vielleicht reicht es schon, wenn sie dem Redakteur noch mal was über die Ursachen erklärt. Ich geb ihm auf jeden Fall ihren Namen und ihre Telefonnummer. Er will das Ganze übrigens mit einer Zeitung aus Berlin machen, überregional, verstehst du? Und zwar so, dass der Artikel am Samstag erscheint, damit man sieht, dass ihre Party im AKW reine Show war.«
    Jannik grinst und hält den Daumen hoch. »Hammer«, sagt er nur.
    »Den Rest besprechen wir morgen in der Pause«, sagt Lukas. »Wie wir das mit der Übergabe machen. Wäre vielleicht ganz gut, wenn einer von uns ein bisschen darauf achtet, dass uns nicht ausgerechnet die Sicherheitstypen in die Quere kommen.«
    »Ist gebongt«, sagt Jannik. »Wenn sie kommen, lenke ich sie ab. Da fällt mir schon was ein. Schade, dass ich das Moped im Moment nicht nehmen kann. Aber es geht auch mit dem Fahrrad. Schön Hoodie und schwarzer Schal vorm Mund, dann sind sie so schnell hinter mir her, so schnell kannst du gar nicht gucken.«
    »Vielleicht haben sie ja auch schon aufgegeben«, meint Lukas. »Jedenfalls habe ich sie nach gestern nicht noch mal gesehen.«
    »Trotzdem, Alter. Ich hätte nichts dagegen, ein kleines Spiel mit ihnen zu machen. Stell dir mal vor, ich krieg sie irgendwie auf den Weg zum alten Steinbruch oben im Wald. Du weißt schon, die Zufahrt zum Förderband, wenn du dich nicht auskennst, machst du voll den Abgang über die Kante. Und dann schön im Sturzflug nach unten!«
    »Mann, du guckst echt zu viel Fernsehen!«
    »Yep«, grinst Jannik. »Bildung satt, Alter. Übrigens müssen wir uns keine Sorgen mehr machen«, setzt er plötzlich unvermittelt hinzu. »Das Megafon ist weg, für immer!«
    »Hä? Aber das wissen wir doch, ich meine, darum ging es doch die ganze Zeit, dass es verschwunden ist, was …«
    »Du hörst nicht richtig zu: Für immer, habe ich gesagt. Und ich weiß auch, wo es ist.«
    Lukas blickt ihn nur irritiert an.
    »Okay, hör zu«, setzt Jannik zu seiner Erklärung an. »Als ich heute Mittag aus der Scheune kam, war mein Alter gerade dabei, den Hänger mit Schrott zu beladen, für die Müllkippe. Abfall von seiner Baustelle und so was, und vergammeltes Holz und jede Menge Scheiß aus dem Schuppen. Auch den Kühlschrank! Ich hab also nur genauer hingeguckt, weil ich Schiss hatte, dass er auch irgendwas von meiner Sammlung mit wegschmeißt. Du weißt schon, die Radkappen oder den Kühlergrill von dem alten Citro ë n. Und dann hab ich das Teil von dem Megafon gesehen, wo der Akku reinkommt, mit dem roten Kippschalter. Den Trichter hab ich auch noch entdeckt, der lag platt gehämmert zwischen dem anderen Zeug …«
    »Wie jetzt? Willst du behaupten, dass dein Vater …?«
    »Ich will sogar behaupten, dass er nur deswegen auf die Müllkippe gefahren ist.«
    »Und er hat nichts gesagt?«
    »Null. Kein Wort. Aber ich auch nicht.«
    »Schon klar. Aber das heißt, er weiß Bescheid. Was soll das bedeuten? Ich meine, wenn er …«
    »Ist doch egal. Ich glaube ja sowieso schon länger, dass er eigentlich ein verkappter Atomkraftgegner ist. Aber er hat eben auch eine Macke, mit seinem Bunker und so, wissen wir ja.«
    »Eigentlich ganz cool. Die Nummer mit dem Megafon, meine ich«, sagt Lukas. Er weiß nicht, ob sein Alter so was auch machen würde. Vielleicht. Aber dass Janniks Vater nichts weiter gesagt hat, das passt wieder irgendwie. Keiner sagt was. Jeder hat Angst, dass er dann Stellung beziehen müsste. Trotzdem cool von Janniks Vater. Nur leider reicht das nicht.
    Lukas und Jannik gehen noch ein Stück zusammen die Hauptstraße runter. Im Schaufenster vom Postkartenladen hängt bereits ein Plakat, das den Tag der offenen Tür im AKW ankündigt.
    »Mit Kinder-Hüpfburg!«, liest Jannik laut vor. »Na klasse, das ist ja echt mal eine Idee, auf die sonst keiner kommt.«
    »Lies mal weiter«, fordert Lukas ihn auf. »Am Abend Grillfest mit Open-Air-Rockkonzert. Hast du eine Ahnung, wen sie da einladen wollen?«
    »Hannahs Band ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlich irgendeine Oldie-Band aus Hildesheim oder so was. Kannst du jetzt schon vergessen.«

Dreizehn
    Als Lukas nach Hause kommt, trifft er seinen Vater gerade noch im Flur an.
    »Ich fahre mit dem Bus ins Krankenhaus«, sagt er, während er sich die Schuhe anzieht. »Ich hab eben mit Sabine telefoniert. Für die Rückfahrt nehme ich das Auto. Ich weiß, Lukas, wir müssen dringend miteinander reden! Aber du siehst ja selbst, wie es

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