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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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Gelegenheit nutzen wollt, um mal was klarzustellen. Und dann ein paar Fakten, vielleicht erst mal nur die Nummer mit der Filteranlage und den Kostenvoranschlägen. Vielleicht auch noch gar nicht auf Wendburg bezogen, sondern eher so ganz allgemein, wie so was läuft. Alles nur angedeutet, aber das sollte reichen, um sie ein bisschen schwitzen zu lassen. Und am nächsten Tag geht die Bombe dann richtig hoch, wenn der Artikel in der Zeitung steht …«
    Hannah grinst und gibt Lukas einen Kuss.
    »Warte, ich bin noch nicht fertig«, wehrt er sie ab. »Weißt du schon, wo die Bühne stehen soll?«
    »Auf der Wiese dirket vor dem Zaun wahrscheinlich. Auf dem Gelände selbst wollen sie nichts haben. Auch die Hüpfburg und ihre Würstchenbude und der Bierstand kommen nach draußen.«
    »Das hatte ich gehofft. Also kriegt ihr den Strom von einem Generator. Und dann braucht ihr jemanden, der bei dem kleinen Vortrag aufpasst, dass sie euch nicht den Saft abdrehen. Zwei oder drei Leute müssten reichen, die einfach nur zufällig im Weg stehen, wenn sie an den Schalter wollen. Ich frag Jannik, ob er mitmacht, und ich bin mir sicher, dass er dabei ist.« Lukas hält kurz inne und überlegt. »Erst mal werden sie einen Moment brauchen, bis sie kapiert haben, was du da sagst. Zwei, drei Minuten mindestens, schätze ich. Dann schicken sie bestimmt sofort einen Techniker zum Generator. Aber Jannik und ich halten ihn mit ein bisschen Gerangel auf, bis der Werkschutz dazukommt. Das sollte dir noch mal etwa zwei oder drei Minuten verschaffen. Macht insgesamt fünf, in denen du reden kannst. Gut?«
    »Nachhilfe-Prüfung bestanden«, lacht Hannah. »Gut gemacht, mein Kleiner. Dafür kriegst du eine Eins mit Sternchen.«
    »Aber ich will noch nicht nach Hause«, antwortet Lukas mit weinerlicher Stimme.
    »Musst du auch noch nicht. Die Lehrerin kümmert sich erst noch ein bisschen um dich. Damit du nachher auch schön müde bist und einschlafen kannst.«
    Erst jetzt merkt Lukas, dass Hannah den Player auf Repeat gestellt hat. Während sie mit der Zunge eine Schneckenspur über seinen Bauch zieht, singen Razika wieder: »Love is all about the timing, all about the timing, yes, it is …«
    Als er fast zwei Stunden später wieder nach Hause kommt, ist er tatsächlich so müde, dass er nur noch ins Bett will. Sein Vater sitzt vor dem Fernseher und schläft, den Kopf zur Seite gekippt, ein dünner Spuckefaden läuft ihm übers Kinn. Er sieht alt aus, denkt Lukas wieder, alt und echt kaputt. Lukas lässt ihn schlafen und stellt nur den Fernseher etwas leiser. Dann schleicht er die Treppe hinauf.
    Kurz vorm Einschlafen schreckt er noch einmal auf, weil ihm ein Gedanke durch den Kopf schießt. Im ersten Moment weiß er nicht, ob er nicht doch schon träumt, aber der Gedanke ist vollkommen klar: Was werden die anderen aus der Band machen, wenn Hannah mit ihrer Ansage anfängt? Sie einfach machen lassen? Oder wieder anfangen zu spielen, um sie zu übertönen? Oder sogar versuchen, ihr das Mikro wegzunehmen? Aber niemand nimmt Hannah das Mikro weg, wenn sie es nicht will, denkt Lukas, nicht meiner Hannah mit ihren tollen Augen und Händen und dieser Wahnsinnsstimme … Und dann ist er schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen hat er den Gedanken völlig vergessen.
    »Ich bin doch gestern Abend tatsächlich vorm Fernseher weggedämmert«, begrüßt ihn sein Vater, als er in die Küche kommt.
    »Shit happens«, antwortet Lukas. Er nimmt sich einen Apfel aus der Obstschale und schiebt ihn in seinen Rucksack.
    »Kein Frühstück?«, fragt sein Vater irritiert.
    »Ich hol mir in der Schule was, bin spät dran.«
    Und weg ist er. Er fühlt sich nicht gut dabei, seinen Vater einfach sitzen zu lassen, aber er hat immer noch keine Lust auf ein Vater-Sohn-Gespräch. Nicht morgens um kurz nach sieben, denkt er. Und es würde sowieso nichts bringen. Es ist zu spät. Und es ist auch nicht seine Schuld. Sein Vater hätte einfach schon längst mal den Mund aufmachen können.
    Das erste Strahlenzeichen sieht er, als er an der Bushaltestelle vorbeikommt. Schwarz, die drei Flügel um den runden Mittelpunkt, schön fett auf die Glasscheibe des Wartehäuschens gesprayt. Ungefähr einen Meter mal einen Meter groß. Und darunter der Schriftzug: » SOFORT ABSCHALTEN ! « In Großbuchstaben und nicht zu übersehen. Auf der Mauer vom Getränkemarkt prangt das nächste Zeichen. Und dann wieder eins auf der Litfaßsäule am Rathausplatz, auf dem Warnschild »Vorsicht

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