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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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aber …
    Mitten in seine Überlegung hinein, erscheint sein Vater schon mit der fertig gepackten Tasche für Sabine. »Können wir?«
    Lukas nickt und folgt ihm zum Auto. Als er die Beifahrertür öffnet, zögert er.
    »Ist irgendwas?«, fragt sein Vater. »Hast du was vergessen?«
    »Nee, es ist nur … Alles okay.« Kopfschüttelnd steigt er ein.
    Wortlos fahren sie durch den Ort und an dem neuen Kreisverkehr weiter in Richtung Hildesheim. Als sein Vater beschleunigt, hat sich Lukas entschieden.
    »Halt mal bitte an«, sagt er. »Mir ist nicht gut. Ich glaube, mir wird gleich schlecht.«
    Sein Vater wirft ihm einen fragenden Blick zu, aber er sagt nichts, sondern fährt beim nächsten Feldweg rechts ran.
    Lukas steigt aus und holt tief Luft. Ihm ist tatsächlich ein bisschen übel, aber das kommt eher davon, dass er es selbst nicht gut findet, was er da gerade macht. Aber er muss dringend mit Hannah reden, und es scheint nicht besonders schlau zu sein, sie in den nächsten Tagen zu Hause zu besuchen. Er ist fest davon überzeugt, dass sie von Koschinski und seinem Kollegen beobachtet werden, deshalb ist es deutlich sicherer, sich mit Hannah auf der Apfelbaumwiese zu treffen. Vor allem jetzt! Nachdem sie vielleicht gesehen haben, wie er mit seinem Vater wegfährt. Und deshalb unmöglich etwas ahnen können.
    »Wieder besser?«, fragt sein Vater aus dem Auto.
    »Ich weiß nicht. Nicht so richtig.«
    »Wahrscheinlich hast du nur Hunger. Ich hab noch einen Apfel hier …«
    »Ich bin einfach nicht gut drauf. Der ganze Mist mit dem Einbruch und so, und was du dann von Karlotta erzählt hast, das ist mir irgendwie auf den Magen geschlagen. Weißt du was, ich glaube, das hat keinen Sinn, wenn ich jetzt mitfahre, ich besuch sie lieber morgen Nachmittag, ist das okay für dich?«
    »Soll ich dich zurückfahren?«
    »Nee, lass mal. Das kleine Stück kann ich auch laufen, tut mir vielleicht auch ganz gut. Und es ist besser, wenn du gleich weiterfährst, sonst wird es zu spät für den Besuch.«
    Er hat keine Ahnung, ob sein Vater ihm die Geschichte wirklich abkauft. Ich würde sofort wissen, dass da was nicht stimmt, denkt Lukas. Aber sein Vater nickt nur und sagt: »Ist ja auch nicht nötig, dass wir beide kommen. Wenn du morgen hinfährst, hat Karlotta mehr davon. Aber iss was, wenn du zu Hause bist!«
    Lukas nickt. »Fahr vorsichtig.«
    Nachdem sein Vater hinter der nächsten Kurve verschwunden ist, blickt Lukas sich um. Vom Dorf her nähert sich ein Auto, die Marke kann er noch nicht erkennen, aber er versteckt sich sicherheitshalber hinter einem Baum, bis der Wagen vorüber ist. Vielleicht bist du auch einfach nur paranoid, denkt er, als er wieder auf die Straße tritt. Verfolgungswahn! Allerdings lässt sich auch nicht leugnen, dass sie ja ganz offensichtlich verdächtigt werden, irgendwas zu planen. Und nachdem Koschinski und Müller, oder wer auch immer, jetzt das Material gesehen haben, dürfte der Verdacht sich endgültig bestätigt haben …
    Direkt vor Lukas erstreckt sich ein Maisfeld bis hinunter zum Fluss. Der Mais steht mehr als mannshoch, wenn er quer durch das Feld läuft, kann ihn niemand sehen. Und am Fluss braucht er dann nur wieder ein Stück nach rechts zu gehen, dann kommt schon der verwilderte Garten mit den Apfelbäumen.
    Der Mais ist zum Glück weit genug auseinander gepflanzt, sodass Lukas problemlos zwischen den Reihen entlanglaufen kann. Er pflückt im Gehen einen Kolben ab und schält ihn. Die Körner sind noch nicht richtig gelb, er probiert trotzdem, spuckt den Bissen aber gleich wieder aus. Letztes Jahr hat er für Karlotta eine Maiskolbenpfeife gebastelt, und dann haben sie unten am Fluss gesessen und Huckleberry Finn gespielt. Karlotta war Huck und Lukas der entlaufene Sklave, der gerade mit seinem Floß am Ufer gestrandet ist. Lukas hatte auch tatsächlich überlegt, ein Floß für seine kleine Schwester zu bauen, groß genug für ein kleines Zelt, in dem sie dann in einem flachen Seitenarm hätten übernachten können. Er hatte auch schon leere Plastikkanister als Schwimmer besorgt und die Latten und Bretter für das Deck zugesägt, aber dann war Karlotta von einem Tag auf den anderen immer antriebsloser geworden und hatte zu nichts mehr Lust gehabt …
    Als er am Ende des Maisfelds ankommt, steigt er über den verrosteten Stacheldrahtzaun auf die von Unkraut überwucherte Wiese. Ein Baum ist umgestürzt, die anderen hängen voll mit kleinen, schrumpligen Äpfeln. Eine Amsel fliegt

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