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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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Ernst, jetzt denk das Ganze doch mal zu Ende: Am Freitag spielt die Band sowieso da auf dem Gelände. Und ich kenne inzwischen auch das gesamte Programm der Veranstaltung. Draußen machen sie ein bisschen Volksbelustigung. Und im Konferenzraum gibt es zur gleichen Zeit eine Presseveranstaltung, nur für ausgewählte Journalisten, auch von Radio und Fernsehen. Mein Vater soll da auch was sagen, deshalb weiß ich das. Aber sie wollen das richtig fett aufziehen, mit kaltem Buffet und allem. Hinterher dann auch noch für die Leute, die die Führungen mitmachen, Sekt und Häp pc hen für alle. Aber das macht nicht die Werkskantine, sondern dazu kommt extra eine Cateringfirma, die das alles anliefert. Verstehst du? Es rennen also sowieso schon mal genug Leute rum, die da nicht hingehören, aber die fallen auch nicht wirklich auf, weil sie zur Cateringfirma gehören, und die können sich auch gut mal verlaufen auf den Gängen. Der Konferenzsaal ist im Verwaltungstrakt, und in den Büros wird keiner sein, weil ja Party ist, und das Büro von meinem Vater …«
    »… ist ganz hinten am Ende vom Gang, weiß ich. Du meinst das ernst, oder?«
    Hannah nickt. »Zwei Leute in Cateringuniformen, du und ich. Ich hacke den Computer von meinem Vater und du stehst Schmiere. Die Pressekonferenz fängt um vier an, unser Auftritt ist um halb fünf, vorher kommt noch irgendeine Clownsnummer auf der gleichen Bühne. Aber zu unserem Auftritt wird es gar nicht mehr kommen. Wir holen uns das Material und platzen dann damit gleich in die Konferenz. Irgendjemand wird es schon haben wollen, sind ja dann genug Presseleute da, die nur darauf warten, dass sie was kriegen, woraus sich eine Schlagzeile basteln lässt. Und das werden sie! Hab ich schon gesagt, dass unser Schlagzeuger den Sohn von dem Inhaber der Cateringfirma kennt? Ist ein Schulfreund von ihm. Und die suchen immer Leute, die bei größeren Veranstaltungen als Bedienung einspringen. Alles klar?«

Fünfzehn
    Die nächsten zwei Tage schleppen sich endlos dahin. Lukas und Hannah haben entschieden, dass sie sich vor Freitag nicht noch mal treffen. Und auch nicht mehr telefonieren oder sonst irgendwas. Nur in der Pause reden sie ein paarmal miteinander. Aber immer nur so kurz, dass es gerade für die wichtigsten Informationen reicht.
    Der Caterer stellt Lukas und Hannah tatsächlich als Aushilfen ein. Hannah hat sich bei ihm vorgestellt und für Lukas gebürgt. Dass er jede Menge Erfahrung als Kellner von irgendwelchen Ferienjobs habe und dass er mit schwarzem Hemd und langer Schürze echt eine gute Figur abgebe. Was sie von sich selbst behauptet hat, erzählt sie nicht. Sie sollen beide am Freitag im AKW sein, wenn das Essen angeliefert wird. Pünktlich. Um 15 Uhr. Da kriegen sie dann auch ihre Klamotten. Und die Anweisungen, was sie zu tun haben.
    Jetzt muss Lukas nur noch irgendwie an die Chipkarte von seinem Vater kommen, damit sie die Sicherheitsschleusen zu den Büros passieren können. Hannahs Vater wird seine Karte selbst brauchen, weil er ja bei der Veranstaltung was sagen soll. Aber Lukas’ Vater hat ab mittags frei, wenn er überhaupt zu der Veranstaltung geht, dann nur als Besucher. Lukas weiß, wo er die Chipkarte aufbewahrt. In seiner Brieftasche, in einem Extrafach, um sie immer gleich zur Hand zu haben, weil man ohne die Karte noch nicht mal den Fahrstuhl im Verwaltungstrakt benutzen kann. Sollte also kein Problem sein.
    Wer aber ein Problem ist, ist Jannik. Der war so stinksauer, nachdem ihm Lukas von seinem Aushilfsjob erzählt hat, dass er fast ausgeflippt ist: »Klasse. Ich bin echt begeistert von dir! Cool, Alter, gestern wolltest du das ganze Werk am liebsten noch in die Luft jagen und jetzt spielst du den Lakaien da für die, wenn sie die Leute mit ihrer Party für dumm verkaufen wollen. Das nenn ich echt mal Gewissen! Aber ich versteh schon, Hauptsache, die Kohle stimmt. Jeder ist käuflich, weiß ich ja von meinem Alten. Aber der hat wenigstens eine runde Million kassiert, während du dich für ein paar Käsecracker verkaufst!«
    Danach hat er nicht mehr mit Lukas geredet und ist ihm aus dem Weg gegangen. Aber Hannah und Lukas fanden es besser, ihn nicht einzuweihen. »Das ist eine Sache von uns beiden«, hat Hannah gesagt. »Wir wissen, warum wir das tun. Und das gilt auch für den Fall, dass irgendetwas schiefgeht.«
    Lukas erscheint der ganze Plan nach wie vor völlig hirnrissig. Was heißt überhaupt »Plan«? Das Ganze ist kein Plan. Das ist bestenfalls eine

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