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Stoerfall in Reaktor 1

Stoerfall in Reaktor 1

Titel: Stoerfall in Reaktor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Hänel
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zeternd davon, Schmetterlinge torkeln scheinbar ziellos über die Wiese, an einem verfaulten Apfel hängt eine ganze Traube von Wespen. Frieden, denkt Lukas, wie in einer anderen Welt, als gäbe es nichts Böses oder Bedrohliches. Vor hundert Jahren muss es hier wie im Paradies gewesen sein, vielleicht auch noch vor fünfzig, vor zwanzig. Als Lukas hochblickt, sieht er hinter den Baumkronen die Kühltürme aufragen.
    Hannah lehnt an einem Stamm und lächelt, als er näher kommt.
    »Making love underneath the apple tree«, sagt Lukas, ebenfalls grinsend. »Nicht schlecht als Code. Ich hab nur einen Moment gebraucht, bis ich die Uhrzeit raushatte.«
    »Aber du bist pünktlich. War es schwierig wegzukommen?«
    »Ging so. Bei mir waren sie übrigens auch«, setzt er hinzu. »Dasselbe Spiel: PC aufgeschraubt und Festplatte entfernt. Genauso wie bei Jannik.«
    »Ich dachte mir schon so was, nachdem die Bullen gefragt haben, ob wir Jannik kennen. Sie haben Panik, so viel ist sicher. Aber sie stochern nur rum, sie wissen nicht wirklich, wer mit drinhängt. Ich hab vorhin zufällig Alex getroffen, da war bisher niemand. Aber halt dich fest – dafür waren sie bei Tom.«
    »Bei wem?«
    »Tom aus der 12. Mann, du kennst doch Tom! Der Typ, der überall seine Tags hinterlässt, der Tom! Dein Lieblingsfeind, seit er versucht hat, mich abzuschleppen …«
    »Klar weiß ich, wer Tom ist! Ich meine nur, wieso bei dem? Und wie jetzt überhaupt, wurde da auch eingebrochen, oder was?«
    Hannah nickt. »Und die Festplatte haben sie auch wieder mitgehen lassen. Bleibt nur zu hoffen für ihn, dass er seine Sketches woanders speichert und nicht ausgerechnet alles am Computer gemacht hat. Aber wahrscheinlich wäre es ihnen auch egal, die suchen ja was anderes.«
    »Und wieso dann bei ihm? Ich kapier’s nicht …«
    »Sie stochern rum, das ist alles. Völlig wahllos, keine Ahnung, wie sie ausgerechnet auf ihn gekommen sind.«
    Lukas überlegt einen Moment.
    »Egal«, sagt er dann. »Wie groß ist das Risiko …«
    »Dass sie uns was anhängen können?« Hannah zuckt mit der Schulter. »Euch sowieso nichts. Bei mir wissen sie, dass ich in ihrem System war, und sie haben den Stick, aber sie werden nichts machen. Können sie nicht, wenn sie nicht wollen, dass die ganze Sache auffliegt. Pattsituation, würde ich sagen. Es steht 1:1 im Moment. Ist die Frage, wer als Nächstes am Zug ist.«
    »Aber wir können auch nichts machen, nur das mit deiner Rede beim Auftritt, das geht habe ich mir überlegt, aber mehr auch nicht. Für alles andere bräuchten wir das Material, das wir nicht mehr haben.«
    »Wir können schon …« Hannah stößt sich vom Stamm ab und blickt zum AKW hinüber. »Wir müssen ins Werk. Das ist die einzige Chance, die uns noch bleibt.« Sie dreht sich wieder zu Lukas. »Pass auf, ich hab auch nachgedacht. Die Liste, die mein Vater da angelegt hat, das sind alles nur Stichpunkte, wie eine Zusammenfassung, die er für sich selbst gemacht hat. Was immer er damit wollte, aber die Infos muss er ja irgendwoher haben …«
    »Klar, er arbeitet ja im Werk«, unterbricht Lukas sie. »Und als leitender Ingenieur kriegt er ja wohl als Erster mit, wenn was passiert.«
    »Genau. Und darüber muss es Protokolle geben. Das ist wie in jedem anderen Betrieb auch, es gibt für jeden Furz irgendeine Aktennotiz, intern wird da alles protokolliert. Und genau da müssen wir rankommen! Aber hacken geht nicht mehr, das können wir vergessen, jedenfalls nicht von außen. Wir müssen direkt an den Computer meines Vaters und deshalb müssen wir ins Werk.«
    Lukas schüttelt den Kopf. »Das klappt nicht. Da kommen wir doch nie rein. Mann, ich war da, für mein Praktikum, und das war nur in der Verwaltung, aber selbst da ging nichts ohne irgendwelche Chipkarten! Und der Werkschutz ist überall, da kannst du nicht einfach so reinlatschen, die kriegen dich sofort!«
    »Es sei denn, du bist ganz offiziell da. Schön mit Namensschild und allem. Du weißt, dass Leute es schon geschafft haben, irgendwelche Banken oder Juweliergeschäfte auszurauben, indem sie einfach als Klempner oder Elektriker aufgetreten sind, oder?«
    »Im Film, ja, aber doch nicht in echt!« Lukas tippt sich an die Stirn. »Das läuft nicht, glaub mir, wir kommen da nicht rein. Oder willst du euren Bandbus mit irgendeiner Reklame von einer Reinigungsfirma bekleben und wir spielen alle Putzkolonne, oder was?«
    »Gar nicht so doof. Mit dem Bandbus, meine ich.« Hannah grinst. »Aber im

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