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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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klammerte sich am Lenkrad fest. Es atmete Angst aus jeder Pore.
    „Ganz ruhig“, bat Laine. Ein Nervenzusammenbruch hatte ihr gerade noch gefehlt. „Wo ist er?“
    „Ich weiß es nicht. Sie haben ihn in einem anderen Auto weggebracht.“
    Verdammt. Sie hatten ihn immer noch. Wenn sie ahnten, dass er der Prophezeite war, dann konnte sie ihren Plan in den Wind schreiben, ebenso wie Jamian den seinen.
    „Er war bewusstlos“, jammerte das Mädchen, ein paar Tränen liefen ihr übers Gesicht. „Und da war überall Blut.“
    Laine entfuhr ein Seufzen. Dieser blutjunge Mensch machte sie nervös. Sie wusste mit der Situation nicht umzugehen. „Lass mich ans Steuer.“
    Die Kleine wischte sich das Gesicht am Ärmel ab und kletterte über die Mittelkonsole auf den Beifahrersitz. Laine glitt hinters Lenkrad.
    „Ich bin Amy.“
    Schön. Und Laine war uninteressiert an Konversation. Was sollte sie dem Mädchen auch sagen ? Sie saugte aus Prinzip keine Kinder aus, aber normalerweise machten diese auch einen Bogen um sie. Das Mädchen setzte mehrmals an, noch mehr zu sagen. „Du … du weiß es auch, oder?“, fragte sie schließlich. „Du weißt, dass Junias und Jamian … Du weißt schon.“
    „Was sie sind? Ja, ich weiß es.“
    „Bist du wie sie?“
    Das wäre ja noch schöner. „Nein, definitiv nicht.“
    „Aber“, fuhr Amy mit zittriger Stimme fort, „du kannst Junias helfen.“
    „Ich habe es seinem Bruder versprochen. Versprechen müssen.“ Laine drückte das Gaspedal durch, verbot sich jeden Blick zur Seite. „Aber ich kann im Moment ebenso wenig tun wie du. Was haben die überhaupt mit ihm gemacht?“
    „Ich weiß es nicht.“ Amy gab ein Geräusch von sich, hinter dem sie ein Schluchzen zu verstecken versuchte. „Ich weiß überhaupt nicht, wer die sind und was die von uns wollten. Sie haben uns gegen Mittag abgefangen und gezwungen, mit ihnen zu fahren. Dann haben sie uns in einer Villa in ein Zimmer gesperrt. Da ging es Junias schon schlecht.“ Ihre Stimme wurde ein dünnes Flüstern. „Und dann haben sie ihn abgeholt und ich hab ihn erst wiedergesehen, als sie uns Stunden später in die Autos verfrachtet haben. Er war bewusstlos. Ich … dachte, er wäre …“
    Laine stöhnte lautlos auf. Was hatte sie sich da aufhalsen lassen? Jamian war in der Gewalt des Mannes, der ihr Volk auslöschen wollte, sein vermaledeiter Bruder ebenso und sie spielte die Nanny. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn das Mädchen ihr nicht so leidtun würde. Weiterhin ließ sich die Vorstellung von Jamian – ihrem Jamian! – und dieser schottischen Schnepfe Sinead nicht ausblenden. Wenn sie die Augen schloss, sah sie Bilder vor sich, die eine Wut heraufbeschworen, die … einfach nur wehtat . Sie trat das Gaspedal gegen das Bodenblech.
    Murphys Gesetz hatte knallhart zugeschlagen: Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet, dann wird man genau diese wählen. Was schief gehen kann, geht schief.
    Das Mädchen zog geräuschvoll die Nase hoch. „Was wollen wir tun?“
    „Na, was werden wir schon tun?“ Laine wollte zischen, aber sie merkte selbst, dass es kraftlos klang, wie ein Reifen, der Luft verlor. „Ich fahre dich nach Hause und du wirst über all das, was passiert ist, nie wieder ein Wort verlieren. Kein. Wort.“
    „Denkst du, ich wäre lebensmüde?“ Amy klang trotzig. „Aber was ist mit Junias? Und was hat das mit seinem Bruder auf sich? Wir müssen doch irgendetwas tun.“
    „Können wir aber nicht.“ Laine musste bitter lächeln. Die Kleine hatte trotz allem noch Mut und würde sich wohl auch ohne zu zögern einer Verfolgungsjagd anschließen, um ihrem Freund zu helfen. Sie verstand das. Wie gern wäre sie Jamian gefolgt, wie gern hätte sie ihn da rausgeholt. Doch in einem Kampf gegen mehrere Wächter hätte sie keine Chance. Das Mädchen noch weniger. Sie würde sie nicht zur Schlachtbank führen, dieses kleine, mutige, nervtötende Wesen.
    „Wir müssen abwarten, Amy. Wir sind gleich in Glen Mertha. Wohin muss ich fahren?“
    „Nach dem Ortseingang die zweite links“, antwortete Amy. Sie klang zutiefst enttäuscht.
    Als Laine kurz darauf vor der Haustür des Mädchens anhielt, überkam sie ein eigenartiges Gefühl von Hilflosigkeit.
    Amy blieb regungslos auf dem Beifahrersitz. „Laine?“ Ihre Stimme klang zwei Oktaven höher als zuvor. „Es wird doch alles gut, oder?“
    Laine zog bemüht einen Mundwinkel hoch, sagte aber

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