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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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runterziehen zu lassen. Er konnte zwar seinen Kopf nicht ab-, aber zur Ablenkung den Fernseher einschalten. Begleitet von dem leisen Hintergrundgeräusch einer wilden Autobahnverfolgungsjagd zog er sich aus und ging ins Bad. Schade, dass die Blutflecke auf seiner Kleidung leider nicht, wie in schlechten Filmen üblich, verschwunden waren. Er ärgerte sich, dass sie keine Zeit gefunden hatten, wenigstens Wechselsachen zu Hause abzuholen. Die Flecken waren auf seinem schwarzen T-Shirt zwar unauffällig, aber zur Schule gehen konnte er so nicht.
    Als er nach einer Dusche das Badezimmer wieder verließ, war Jamian schon zurück. Er saß mit dem Rücken zu ihm auf dem zweiten Bett, das direkt neben dem Fester stand, und starrte gedankenverloren nach draußen. Obwohl er sich nicht umdrehte, und ohne, dass Junias hätte sagen können, woran er das erkannte, strahlte sein Bruder ein fast unerträgliches Gefühl der Beklemmung aus.
    „Alles okay?“
    Jamian schnaufte leise, Junias konnte nur vermuten, dass es ein angedeutetes Lachen darstellte. „Aye.“
    „Worüber denkst du nach?“
    Tief atmete Jamian ein und mit einem Seufzen wieder aus. „Keine Ahnung.“
    „Privatsache also“, schlussfolgerte Junias. „Geht es um die Vampirin?“
    Jamian zögerte mit der Antwort. „Sie heißt Laine. Kann schon sein. Wie denkst du darüber, June?“
    Seltsame Frage. Jamian hatte ihn, was Mädchen betraf, noch nie nach seiner Meinung gefragt, Sinead war dafür das beste Beispiel. Junias konnte sie nicht ausstehen, was seinen Bruder jedoch nie interessiert hatte.
    „Weiß nicht recht.“ Er räusperte sich unbehaglich. „Das ist reichlich skurril, oder? Ein Wächter und eine Vampirin. Das ist wie Katz und Maus. Und ich muss zugeben, dass ich richtig schockiert war, weil du die Blutsaugerin …“
    „Laine!“
    „Okay. Weil du diese Laine geschickt hast, um Amy nach Hause zu bringen. Hast du echt Vertrauen zu ihr? Sie sind trotz allem unberechenbar.“
    Jamian lachte leise. „Wer ist das nicht?“ Er deutete auf den Fernseher, der inzwischen die Spätnachrichten zeigte. Junias schluckte, weil es um Berichterstattungen aus irgendwelchen Kriegsgebieten ging. Oder war es ein Selbstmordattentat? Er konnte all diese Meldungen kaum mehr auseinanderhalten .
    „Vielleicht hast du recht“, sagte er und streckte sich auf seinem Bett aus. Die Laken rochen nach Heißmangel und die Matratze war herrlich weich. Er war müde, seine Augen brannten so sehr, dass er sie kaum schließen konnte. „Wir sind auch nicht ungefährlich.“ Er schluckte schwer gegen den Kloß in seinem Hals an, zog sich die Decke bis unters Kinn und drehte sich um. Eine Nacht zu schlafen, ohne dass seine Träume ihn wecken würden, war eine wundervolle Vorstellung. Vielleicht würde es in diesem fremden Bett gelingen. Ob er dann morgen ein schlechtes Gewissen hätte? Durfte man die Schuld vergessen, sei es nur für eine Nacht?
    Er versuchte , das Grübeln zu unterdrücken. „Ist schon okay, Jamie. Solange sie dich nicht beißt und dein Blut trinkt.“
    Jamian gab keine Antwort mehr und bewegte sich minutenlang nicht von der Stelle. Doch Junias war zu erschöpft, um länger nachzudenken.
    Er schlief viel schneller ein, als er es erwartet hätte.

Strohfeuerhitze

    Der Blutstrom ihres Opfers wurde schwächer, der Herzschlag verlangsamte.
    Laine ließ von dem mageren Körper ab, biss sich auf die Zungenspitze und leckte über die Wunden ihrer Reißzähne, damit diese sich durch ihr Blut schlossen. Sie ließ die Frau ohne besondere Vorsicht hinter dem Tresen auf den rissigen Linoleumboden fallen. Für einen Moment wunderte sie sich über sich selbst. Wie leicht es ihr diesmal gefallen war, aufzuhören und der Frau das Leben zu lassen.
    Sie schnalzte mit der Zunge. Natürlich war es ihr leicht gefallen. Das war keine Kunst, so wie es an diesem Ort stank. Der scharfe Geruch von Benzin sowie der schwere, bleierne von Öl lagen wie eine dicke Nebelzunge um die Tankstelle und erfüllten auch das kleine Verkaufshäuschen. Draußen war Laine das Atmen kaum möglich, so sehr ätzten die Gerüche in ihrer Nase. Im Inneren des Flachbaus waren sie immer noch so übermächtig, dass sie den süß-salzigen Duft des Blutes kaum wahrnehmen, geschweige denn genießen konnte. Aber aus dem Grund hatte sie diese einsame Tankstellenangestellte inmitten abstoßender Gerüche ausgewählt. Um ganz sicher aufhören zu können.
    Es gab einen guten Grund, die Frau trotz ihrer Vorsätze nicht

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