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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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versehentlich zu töten.
    Dieser Grund reizte sie. Er machte sie aggressiv. Ließ rötlichen Nebel wie einen Wurm durch ihre Hirnwindungen kriechen und um Streit betteln. Jetzt verhielt sie sich auch schon wie diese kastrierten Dorfvampire, die sich an die Gesetze hielten, um keinen Ärger mit ihren Wächtern zu riskieren. Das war doch … ja, erbärmlich. So hatte sie es immer genannt. Erbärmlich. Feige und widernatürlich.
    Nun, in ihrem Fall war das ab heute anders.
    Gesetze konnte man in jede Richtung kippen. Sie hatte einen triftigen Grund, dem Wächter von Glen Mertha keinen Ärger zu machen. Denn auch wenn Glen Mertha weit weg war, so würde er davon erfahren, wenn sie eine weitere Leiche hinter sich ließe. Es würde ihn bekümmern.
    Dass er schlecht von ihr denken könnte, zwickte Laine wie ein Splitter, der sich bei jeder Bewegung tiefer in ihr Fleisch fraß. Es war ein guter Grund, sich erbärmlich und widernatürlich zu geben und stolz darauf zu sein.
    Aber was machte sie sich vor? Natürlich würde er schlecht von ihr denken. Wie konnte sie sich etwas anderes wünschen ? Egal , wie viele Menschen sie am Leben ließ – sie würde ihn mit dem, was sie vorhatte, so viel tiefer treffen, so viel schmerzlicher verletzen.
    Die Lüge schmeckte bitter. Doch in ihrer Lage war Ehrlichkeit ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte.
    Mit routinierten Handgriffen entfernte sie die Bänder aus dem Überwachungssystem und zerstörte sie. Zum Glück war es weder die neuste Technik noch kompliziert. Einfache Videoaufnahmen, mehr eine Abschreckung für Ladendiebe. Schwerere Jungs lachten über Derartiges und Laine nahm es kaum zur Kenntnis. Sie ließ die Kasse aufschnappen und griff nach den größeren Scheinen. Nicht nur, weil sie einen gewöhnlichen Raub vortäuschen wollte, bei dem die Verkäuferin wohl niedergeschlagen oder mit Chloroform betäubt worden war; sondern in erster Linie, weil sie Geld benötigte. Jonathan verwaltete das Vermögen all seiner Vampire und gab selten mehr heraus als unbedingt erforderlich. Laine besaß Geld, aber sie kam nicht dran.
    Sie hielt sie den Atem an, trat ins Freie und floh schnell wie ein Schatten. Ungesehen rannte sie durch ein paar verwinkelte Gassen und verschwand im nahen Wald, dessen Finsternis sie tröstlich in ihre Mitte nahm.
    Die vertrauten Geräusche der Tiere, die die Nacht mit Leben erfüllten, beruhigten ihr Gemüt nur wenig. Sie suchte nach einer Lichtung, um durch das Blätterwerk ein Stück Himmel zu erkennen, aber an diesem Himmel waren nur Wolken. Schwere, trübe Wolken, die keinen Regen hergaben. „Wo sind die verdammten Sterne, wenn man sie sehen will ? “, flüsterte Laine und schreckte mit ihren Worten einen jungen Hirsch auf, der sie zuvor kaum beachtet hatte. Warum auch immer, aber sie brauchte heute ein paar Sterne.
    In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen und der Schutz der Nacht wäre ein weiteres Mal vergangen.
    Wie schmeichelnde Hände griffen düstere Gedanken nach Laine. Streichelten sie, liebkosten sie, als wollten sie sie zärtlich zu weiterer Schwermut verführen.
    Jamian. Es tat weh, an ihn zu denken. Daran, dass er nun wohl in den Armen dieser Sinead lag. Gleichzeitig war es ein beruhigender Gedanke. So sehr Laine die Vorstellung auch missfiel, in Gefangenschaft der Kienshi war Jamian sicher. Rational betrachtet musste sie darauf hoffen, dass sie ihn erst wieder gehen lassen würden, wenn die ganze Sache ausgestanden war. Sie hoffte, dass es schnell der Fall sein würde.
    Oh, er würde sie hassen, so sehr hassen; daran bestand kein Zweifel. Die verführenden Hände wurden eiskalt und schienen ihr plötzlich die Luft abzudrücken. Mit seinen menschlichen Empfindungen konnte er gar nicht in der Lage sein, die Dinge zu sehen, wie Laine es tat. Dazu war er zu jung und besaß zu viel von der Moral, die die Menschen propagierten. Nie würde er verstehen, dass manchmal der Tod des einen wichtig war, um das Leben anderer zu schützen. Er würde sie verachten und ihr nie verzeihen.
    Doch er würde leben.
    Das war oberste Priorität. Und jedes Opfer wert .
    Wenn da nur nicht die Zweifel wären. Diese naiven kleinen Hoffnungsfunken, die immer wieder versuchten, Strohfeuer zu legen, um sie zu täuschen.
    Rachel hatte Jamian ihre Hilfe zugesichert, und vielleicht würden sich andere Vampire anschließen. Immer wieder kam Laine der törichte Gedanke, dass sie es möglicherweise schaffen, und Jonathan schlagen könnten. Gemeinsam.
    Doch jedes Mal

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