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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ein Hupen. Das schrille, quietschende Geräusch einer Vollbremsung. Laine riss für einen Moment die Augen auf und erkannte durch die trüben, roten Schlieren auf ihrer verbrannten Netzhaut den Wagen beinah zu spät. Nur ein Sprung zur Seite verhinderte den Zusammenstoß. Sie rollte sich über den Boden und war sogleich wieder auf den Füßen. Blind taumelte sie weiter, stieß mit den Händen gegen das Blech des Transits und stocherte zitternd nach dem Schloss. Wo war das verdammte Schlüsselloch? Der Schlüssel schabte über den Lack.
    „Alles in Ordnung?“, stammelte jemand hinter ihr. Der Autofahrer war ausgestiegen. Nicht auch das noch. Wenn er nun ihr verbranntes Gesicht sah!
    „Großer Gott! Wie konnten Sie einfach auf die Straße laufen? Ich hab Sie kaum gesehen, ehrlich nicht. Sind Sie in Ordnung? Miss?“
    „Verschwinde!“, fauchte sie aufgebracht in seine Richtung, bekam endlich die Tür auf und warf ihren Rucksack auf den Beifahrersitz. Hastig sprang sie in den Wagen, startete und raste mit durchdrehenden Reifen los, ohne mehr als verschwommene Konturen vor sich sehen zu können. Sie blinzelte heftig, ihre Augen tränten, der Schmerz strahlte bis ins Genick. Wie eine eiserne Kralle, die sie im Griff hielt.
    Sie musste hier fort. Komplett fort, weg aus der Sonne, weg aus dem Land, weg von Jamian und seinem zum Tode verurteilten Bruder.
    Einige Blocks weiter blieb sie im Schatten eines Gebäudes stehen, das sie kaum erkennen konnte. Die Straße war hier menschenleer, das schien einen viel zu kurzen Moment Sicherheit zu versprechen. Mehr würde sie nicht bekommen. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, fuhr sich mit den kühlen Fingerspitzen über die brennende Stirn. Ein Stöhnen entfloh ihr vor Schmerz , und weil sie diese UV-Unverträglichkeit so sehr hasste. Nur wenige Sekunden und sie hatte bereits einen deutlich sichtbaren Sonnenbrand. Die Sonne war den meisten Vampiren gefährlich, doch Laine kannte keinen Vampir ihres Alters, auf den sie derart aggressive Wirkung hatte wie auf sie. Mit einem Seufzen schnitt sie sich die Kuppe ihres Zeigefingers an einem ihrer Zähne auf und ließ sich Blut ins Auge tropfen. Es brannte schlimmer als zuvor und Laine krümmte sich zusammen, ehe sie die Prozedur am anderen Auge wiederholte. Eine qualvolle Behandlung, blutige Tränen liefen ihr über das Gesicht und hinterließen auf den verbrannten Wangen ein unangenehmes Kribbeln. Doch sie hatte keine Zeit , zu warten, bis sich ihre Augen von allein regenerierten, daher musste sie nachhelfen. Fast blind weiterzufahren würde in einem Verkehrsunfall enden. Sie verteilte den letzten Bluttropfen von ihrem Finger auf der Stirn und kramte die Sonnenbrille aus dem Handschuhfach. Mit ihr konnte sie wieder halbwegs sehen. Zu ihrer Linken erkannte sie schlechte Graffitis auf dem tristen Mauerwerk, ein seltener Anblick in dieser gepflegten Stadt. „Auch Höllenhunde verrecken!“, stand in blutroten Lettern auf Höhe ihres Wagens. Wie eine Warnung. Persönlich an sie adressiert.
    Laine schauderte, rückte die Kapuze zurecht und fuhr sofort los.
    Sie kam ohne weitere Zwischenfälle aus der Stadt hinaus und fand im Wald eine ruhige Stelle, an der sie den Tag verbringen konnte.
    Lieber wäre sie nach Glen Mertha zurückgefahren. Die Sicherheit, die sie bei Jamian genossen hatte, war trügerisch und einengend, schon möglich. Aber das konnte sie ignorieren. Das Gefühl war trotz allem gut gewesen.
    Genug jetzt davon – mit den Träumereien musste es vorbei sein .
    Sie zog das Netzteil ihres Mobiltelefons aus der Seitenablage des Beifahrersitzes, steckte es in den Zigarettenanzünder und schloss ihr Handy daran an. Das Gerät bekam Strom und fiepte, um eingegangene SMS zu vermelden. Laine zögerte es hinaus, diese zu öffnen. Für eine Weile betrachtete sie die Reste von Jamians Klebstoffschmiererei auf ihrer Windschutzscheibe, die sie nur oberflächlich abgewischt hatte.
    „Bringt nichts“, sagte sie sich dann selbst und öffnete die erste SMS von Jonathan. Sie war von Sonntag. Der Text ließ sie nach Luft schnappen.
    „Laine. Haben einen früheren flug erwischt und sind bereits in london. Gib uns die adresse des kienshi und die sache ist morgen frueh erledigt. Jon.“
    Morgen früh … das war heute. Ihr Daumen zitterte beim Aufrufen der zweiten SMS.
    „Laine, warum meldest du dich nicht? Ich versuche permanent , dich anzurufen. Ist alles in ordnung? Bitte sofort um rueckmeldung, kleines, mache mir

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