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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Jahrzehnte aus reiner Langeweile totgeschlagen.
    Von einem hatte das Land in jedem Fall eine ganze Menge zu bieten. Von bitterster Ironie.
    Sie war zehn Minuten über die Zeit, als sie am Treffpunkt ankam. Seltsam, dass vor dem Bahnhofsgebäude keiner der teuren Wagen parkte, mit denen Jonathan sich gern vergnügte. Tatsächlich schien sie auf den ersten Blick allein zu sein, obgleich sie eine Anwesenheit zu spüren glaubte, die ihr nicht behagte. Sie schulterte ihren Rucksack, schloss den Transit zu und hielt die Umgebung hinter sich über den Seitenspiegel im Auge.
    „Du bist spät!“, durchbrach eine schneidende Frauenstimme die Nacht. Laine unterdrückte das Zusammenzucken und drehte sich langsam um. Auf dem Dach eines Wohnhauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Tameth. Wie oft war sie ganz in Weiß gekleidet, was ihre tiefbraune Haut, der man das Vampirdasein nicht ansah, und ihre schwarzen hüftlangen Rastalocken betonte.
    Natürlich musste sie wieder dramatisch über Dächer tanzen. Typisch Tameth.
    Laine schüttelte abfällig den Kopf, doch die andere Vampirin ließ als Reaktion nur die Zähne in ihrem dunklen Gesicht aufblitzen.
    „Deine Eitelkeit wird dich noch den Kopf kosten, Tameth.“ Laine wandte sich ab und ging ein Stück die Straße hinunter. „Irgendwann kommen wir alle in Teufels Küche, weil du so viel Aufmerksamkeit auf dich ziehst. Etwas diskreter lebt es sich länger.“
    „Und auf meine Art lebt es sich angenehmer!“
    Aus den Augenwinkel n nahm Laine die Bewegung vor dem Hintergrund der nächtlichen Schwärze wahr. Tameth lief ein Stück parallel zur Straße über den Dachfirst, dann sprang sie. Wie Engelsflügel flatterten ihre weiten Ärmel im Wind, bevor Tameth neben Laine auf dem Boden aufsetzt e , den Schwung lässig abfederte und spöttisch den Kopf neigte.
    „Immer noch die gleiche Laine. Eine klugscheißende Besserwisserin vor dem Herrn.“
    „Und immer noch die gleiche Tameth. Die katholische Reinkarnation der sieben Todsünden.“ Laines Blick fiel auf das große, massivgoldene Kreuz, das schwer um Tameths Hals hing. „Aber tröste dich: Ich glaube nicht, dass du für deine Sünden büßen wirst, wenn du deinem Herrn einmal gegenübertreten musst. Wenn es ihn gibt, dann ist er sicher käuflich. Und mit dem dicken Klunker kannst du deine Eintrittskarte in den Himmel ganz sicher bezahlen.“
    „Schmor in der Hölle, Laine“, fauchte Tameth und Laine konnte ein Grinsen kaum verbergen. Mit ihrem Glauben konnte man ihre Lieblingsfeindin fuchsteufelswild machen, und jetzt, da Tameth nicht länger eine Rivalin um Jonathans Gunst darstellte, bereitete ihr diese Provokation den buchstäblichen Heidenspaß. Es war auch zu absurd: eine mordende Vampirin, die vor Holzkreuzen niederkniete. Doch womöglich repräsentierte Tameth ihre verehrte Religion ja sogar besser als mancher Heilige.
    „In die Hölle gehe ich mit Freuden. Wenn du ins Paradies kommst, dann will ich da gar nicht hin.“ Laine warf Tameth ein abgrundtief falsches Lächeln zu, das mit gleicher Bosheit erwidert wurde.
    „Das kannst du auch kaum“, schoss die andere zurück. „Schließlich scheint da die Sonne.“ Lachend warf sie den Kopf in den Nacken. Dass sie mit ihrer dunklen Haut trotz ihrer jungen Jahre als Vampir der Sonne trotzen konnte, hatte Laine nicht selten neidisch werden lassen und dieser Umstand war Tameth bewusst.
    „Genug jetzt von der Märchenstunde“, sagte Laine. „Wenn ich mich missionieren lassen möchte, dann lade ich einen von Jehovas Zeugen zum Dinner ein. Komm zum Punkt: Wo ist Jon?“
    „Er erwartet dich. Das Hotel liegt in der Nähe.“ Ohne ein weiteres Wort setzte sich Tameth in Bewegung und schwebte mit schwingenden Hüften die Straße entlang. Laine war mulmig, doch sie folgte ihr.
    Nach ein paar Minuten erreichten sie das Hotel, einen nobel restaurierten Altbau im viktorianischen Stil. Durch einen gepflegten Vorgarten führte ein Weg aus weißem Kies bis zur Veranda, die von einem Zäunchen aus kunstvoll gedrechselten Holzstreben eingefasst war.
    „Wir gehen durchs Fenster“, sagte Tameth und sah sich nach ungewollten Zuschauern um, ehe sie über den Rasen lief und Laine zur Hinterseite des Gebäudes führte. „Jonathan will nicht auffallen.“
    „Sehr vernünftig“, kommentierte Laine und erntete einen geringschätzigen Blick.
    Tameth stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne und im ersten Stock wurde ein Fenster geöffnet. Der braune Lockenkopf Jonathans

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