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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Geräuschen.
    Wie immer frönte er einen ausgedehnten Moment lang diesem Zustand zwischen Schlafen und Wachen, spürte die Schwere seines Körpers und versuchte, den Traum noch ein wenig nachklingen zu lassen. Ein genüssliches Seufzen kam über seine Lippen und er wollte sich strecken. Und bemerkte mit einem Mal, dass seine Glieder schwerer waren, als es normal gewesen wäre. Viel schwerer. Aus dem Seufzen wurde ein erschrecktes Keuchen. Die Erinnerung kam mit solcher Wucht, dass sie ihm den Schädel sprengen wollte.
    „Laine!“ Mühsam griff er sich an die Kehle, dabei rutschte die Decke ein Stück von seinem Körper. Er erstarrte. Seine Brust war von Blut besudelt.
    Oh Scheiße.
    Es war noch dunkel, doch durch die torbogenförmigen Fenster Richtung Osten erkannte er, dass der Himmel schon von Schwaden aus hellem, rosig schimmerndem Grau durchzogen wurde. Wie Atemwölkchen im Winter. Ungefähr halb fünf am Morgen also. Von irgendwo hörte er die Stimme seines Bruders nach ihm rufen. Oder bildete er sich dies nur ein? Verwirrt rief er im Geist Junias ’ Namen und sofort antwortete ein erleichtertes: Wir sind gleich bei dir.
    Jamian rieb über sein Gesicht, um wach zu werden. Es war nicht so schlimm wie beim ersten Mal, als sie ihn ausgesaugt hatte. Aber schlimm genug. Seine Glieder fühlten sich träge und langsam an, wie in dem dämmrigen Schwerezustand nach zu viel Alkohol. Es hätte sich fast gut angefühlt – menschlich – wenn es nicht so kalt gewesen wäre. Wenn nicht all diese Gedanken wären, die sich wie eine Schlinge aus Stacheldraht immer enger um seine Brust zogen und ihm den Atem abschnürten.
    Warum hatte sie das getan? War es ihr durchgegangen, hatte sie die Kontrolle verloren? Er richtete sich schwerfällig in eine sitzende Position auf und lehnte den Hinterkopf an die Steine. Ihm kam ein anderer, weit schlimmerer Gedanke in Betracht, doch er verbot sich diesen. Nein, sein Bruder kam eilig näher, sie hatte ihren Auftrag nicht erfüllt. Sie hätte ihn nie verraten!
    „Deine Blutsaugerin hat den Verstand verloren!“, blaffte Junias ihn an, kaum dass er ihn sehen konnte. Sinead war bei Junias.
    Beide rissen für einen Moment die Augen auf und starrten Jamian an, während er sich unter der Decke in seine nasse Kleidung zwängte, die Laine eingesammelt und neben ihm abgelegt hatte, ehe sie verschwunden war.
    „Was ist passiert?“, fragten beide wie aus einem Mund.
    Das hätte Jamian auch gern gewusst. Er grunzte frustriert. „Offenbar hat Laine Hunger bekommen.“
    Sinead stemmte die Hände in ihre Hüften. „Ich wusste es. Hab ich dich nicht gewarnt, du Snack, oder hab ich dich gewarnt?“
    Die hat sie doch nicht mehr alle, du glaubst nicht, was ich diese Nacht erlebt habe! Junias mentale Stimme klang verwirrt und aufgeregt. Jamian wurde ein wenig übel.
    Ich hab Sinead nicht alles erzählt – vorerst nicht. Aber nur dir zuliebe. Deine Blutsaugerin ist verrückt geworden!
    Gleich June, warte mal , bat Jamian, da seine Aufmerksamkeit im gleichen Moment von etwas anderem auf sich gezogen wurde. Als er sein Hemd hatte aufheben wollen, war ein kleiner Gegenstand aus einer Falte des Stoffs gerutscht. Er nahm ihn vorsichtig an sich und wendete ihn zwischen den Fingern.
    „Warum hat sie mir das da gelassen ?“ Gedankenverloren befühlte er die filigranen Linien der durchbohrten Muschel, die an einem Lederband befestigt war.
    „Oh nein, wie süß!“ Sineads Stimme troff vor Ironie. „Ein Abschiedsgeschenk. Als kleines Dankeschön für die nette Einladung zum Essen.“
    „Sie hatte ihre Gründe“, entgegnete Jamian schwach, den Blick auf das kleine Schmuckstück gerichtet. „Ganz sicher.“
    „Ja – ganz sicher!“, bellte Junias aufgebracht und sprach stumm weiter. Nur gefallen mir diese Gründe ganz und gar nicht! Sie hat mich angegriffen und gezwungen, mit ihr zu kommen.
    Was? Nein! Jamian spürte, wie alle restliche Farbe sein Gesicht zu verlassen schien. Mühsam konzentrierte er sich darauf, sich vor Sinead nichts anmerken zu lassen und knöpfte mit zitternden Händen sein Hemd zu.
    Junias stapfte wütend die Mauern entlang. Doch! Dann fuhr sie plötzlich fast vor einen Baum und hat mich rausgeschmissen und weggejagt. Kannst du mir sagen, was das bedeuten soll?
    Keine Ahnung.
    „Keine Ahnung!“, wiederholte Junias laut. „Du hast keine Ahnung, aber davon jede Menge.“
    „Wie auch immer“, meldete sich Sinead wieder zu Wort. „Wir sollten erst mal sehen, wo wir einen frühen

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