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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ihnen in die Falle gerannt; er war ein solcher Idiot.
    War es vielleicht klüger, jetzt einfach nach Hause zu fahren? Nach der Mittagspause kam ohnehin nur noch Sport. Der Gipfel der Demütigung, weil er den unsportlichen Trottel spielen musste, der zu seinem schlaksigen Körper passte.
    Leider befand sich der Motorradschlüssel in seiner Windjacke und die hing in der Cafeteria über dem Stuhl. Also musste er mitspielen und das Mobbingopfer mimen. Aber nur noch heute. Diese Nacht würde er seinen Spaß mit ihnen haben und morgen seine Ruhe.
    Das Tablett bot einen beinah interessanten Anblick. Es war bis zur Oberkante mit einem Gemisch aus Milch und Ketchup voll, darin schwamm etwas, was Junias auf den ersten Blick als Rotze identifizierte. Die Reste seines Mittagsessen s dümpelten ebenso in der Mischung wie das durchweichte Taschenbuch.
    „Wie originell.“ Er nahm seine Jacke vom Stuhl, ohne das Tablett noch eines Blickes zu würdigen. Seiner feinen Nase war er äußerst dankbar, denn sie warnte ihn davor, nicht in die Jackentasche, und damit voll in die Scheiße zu greifen. Zum Glück war sein Schlüssel in der Innentasche, und die hatten sie offenbar übersehen. Vorsichtig zupfte er ihn hinaus und ging auf den Tisch von Brian und seinen Freunden zu. Ohne einen von ihnen eines Blickes zu würdigen, ließ er die Jacke direkt neben ihrem Tisch in einen der Papierkörbe fallen. Sollten sie sich am Geruch erfreuen, während er sich vom Fahrtwind beruhigen ließ.
    „Hey, Bryonts“, rief Garry. „Was riecht hier so?“
    Gibbs grölte. „Bryonts hat die Hosen voll. Das Baby braucht frische Windeln! Jemand muss Mummy rufen.“
    Junias verharrte in der Bewegung. Die Vorstellung, Brian Gibbs einmal quer durch die Cafeteria zu schleudern, ließ ihn vor Verlangen erzittern. Für eine Sekunde war er nicht Junias Bryonts, sondern ein Monster, dem es nichts ausmachte, einen Unschuldigen zu töten. Und Brian war nicht mal unschuldig …
    Nein, keine weiteren Fehler! Er durfte sich nicht provozieren lassen, das war es nicht wert. Tief atmete er ein, als könnte er dadurch seine fliehende Menschlichkeit wieder einsaugen, ungeachtet dessen, dass sie sich beim nächsten Ausatmen wieder davonzumachen drohte. Es wäre so leicht, Gibbs ’ schöne Visage zu einem Fall für realuglypeople.com zu machen.
    „Brian, jetzt reicht es aber!“, stach eine leise Stimme mitten in seine Gedanken. „Das ist überhaupt nicht mehr lustig! Du weißt, dass seine Mutter tot ist.“
    Junias schoss herum und fixierte Amy wutentbrannt. „Halt du dich bloß raus!“ Er kümmerte sich nicht darum, dass er sie eigentlich gar nicht hätte hören können. „Das geht dich einen Dreck an, hast du mich verstanden? Ich brauch dein scheiß Mitleid nicht.“
    Für einen Moment erwiderte sie seinen Blick erschreckt, dann wütend. Schließlich rieb sie die Lippen gegeneinander, senkte die Augen nach einem kurzen Seitenblick zu Brian und wurde knallrot.
    Die gehässigen Bemerkungen hörte Junias kaum mehr. Er ließ den Helm im Spind, lief zu seiner Maschine und bretterte mit durchdrehendem Hinterrad davon.

Auge in Auge

    Am gemäßigten Tempo, mit dem der Mini in die Einfahrt einbog, erkannte Junias, dass es seinem Bruder besser gehen musste.
    Jamian konnte sich meisterlich beherrschen, ja. Aber zu Hause zwang er sich selten dazu , und an seinem Auto ließ er normalerweise seinen ganzen Frust ab.
    Junias beendete das Onlinerollenspiel , mit dem er den Nachmittag nebst unzähligen Zombies totgeschlagen hatte , und schaltete den PC aus. Er verließ sein Zimmer, als Jamian die Haustür aufschloss.
    „Hey, June.“ Jamian begrüßte ihn mit einem unsicheren Grinsen. „Wegen heute Morgen … Du weißt schon. Es tut mir leid, okay?“
    Mir auch. Mir tut alles so leid, wollte Junias antworten, doch er sagte bloß: „Hmpf.“
    Jamian trug zwei Einkaufstüten in die Wohnküche. Junias folgte ihm langsam, schnupperte und versuchte, am Geruch zu erkennen, was sich darin befand. Ihr übliches Spielchen; aber Junias roch nur ein wirres Durcheinander an Düften unter dem chemischen Gestank des Plastiks. Er konnte sich auf keinen Einzelnen genug konzentrieren, um ihn zu identifizieren.
    „Jede Menge Zeug unter zu viel Plastikweichmacher“, antwortete er auf die Frage, die Jamian noch nicht gestellt hatte.
    „Bingo! Mein Bruder hat gewonnen. Der erste Preis: Tüten ausräumen und kochen. Herzlichen Glückwunsch!“
    Junias verdrehte die Augen. „Dir geht’s

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