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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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schien sie vielleicht allein deshalb auf sich zu ziehen.
    Nur inmitten ihrer Familie, bei Jonathan und den anderen Vampiren, die er geschaffen hatte, stach sie nicht aus der Menge hervor , sondern verschmolz mit ihr, wurde optisch zum Teil eines harmonischen Ganzen. Jonathan war ein Ästhet. Nur den schönsten Menschen machte er das Geschenk seines Blutes, das sie, mit sehr viel Glück, zu dem machte, was sie waren. Nächtliche Herrscher über die Menschen.
    Fehlten sie ihr etwa? Nein, so würde sie es nicht nennen; was ihr fehlte, war die Gesellschaft jener, vor denen sie sich nicht verstellen musste. Sie verstellte sich ungern, das hatte sie eigentlich nicht nötig.
    Laine hatte bereits damit begonnen, die zweite Cola unbemerkt in dem großen Pflanzenkübel neben ihr zu entsorgen, als die Tür aufgestoßen und der unverwechselbare Geruch Ihresgleichen in den Raum getrieben wurde. Neugierig sah sie auf, direkt in das mürrische Gesicht des eintretenden Vampirs, das sich ein wenig aufhellte, als er sie erblickte. Ein Schwächling, erkannte sie auf den ersten Blick. Noch jung, sicher keine zehn Jahre lang unsterblich. Äußerlich war er knapp vierzig. Und abgrundtief unansehnlich. Sie unterdrückte ein Kopfschütteln. Welcher Vampir hatte eine solche Kanallie als würdig empfunden, ihm die Unsterblichkeit zu schenken? In Gedanken taufte Laine ihn Rattengesicht .
    Er ging durch das Pub, nickte einigen Menschen zu und setzte sich ihr gegenüber hin. Sie begegnete seinem Blick freundlich, es konnte nicht schaden, ihn bei Laune zu halten.
    „Dich schickt also der sagenumwobene Jonathan“, stellte Rattengesicht fest.
    „Ganz recht. Mein Name ist Laine.“
    „John. John Petters.“ Er senkte den Blick, offenbar war es ihm peinlich, nach Menschenart einen Nachnamen zu nennen. „Gibt viele Johns hier in der Gegend.“
    „Verstehe.“ Laine lehnte sich über den Tisch in seine Richtung. „Dann erzähl doch mal, John, John Petters. Was kannst du mir über den Wächter eurer Stadt sagen?“ Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme so leise, dass kein Mensch ihre Worte verstanden hätte. Den Unterton ließ sie bewusst warm klingen. Schwächlinge waren leicht zu manipulieren, ein kleiner Hauch von Lolitacharme reichte in aller Regel aus.
    Petters gab der Kellnerin ein Zeichen, nicht zu stören, bevor er sprach. „Bryonts ist sein Name. Jamian Bryonts. Er ist noch jung, völlig unerfahren. Ziemlich schwach, wenn man bedenkt, dass Kienshi meist mehr Körperkraft besitzen, umso jünger sie sind. Allerdings hat er einen kleinen Bruder, eigentlich noch ein Kind, aber schon mit den Kräften eines Wächters. Der ist stark, aber der Ältere lässt ihn kaum ran.“ Rattengesicht rieb sich den Bart. „Die Methoden dieses Wächters sind … ungewöhnlich. Ich sag es dir gleich, Laine. Du wirst dir mit deinem Auftrag in diesem Dorf keine Freunde machen.“
    „Dass ich hier nicht willkommen bin, musste ich bereits bemerken“, sagte Laine, schlug bekümmert die Augen nieder und zog einen Schmollmund. Diesen John Petters wollte sie auf ihrer Seite.
    Ein junger Wächter also. So jung, dass er den menschlichen Geruch möglicherweise noch nicht ganz abgelegt hatte, und ihren Fähigkeiten gegenüber noch offen war. Ob dies möglich war? Unweigerlich dachte sie an den seltsam gut informierten Menschen, dem sie das Leben geschenkt hatte. Es wäre der Gipfel der Ironie, wenn er tatsächlich ein Wächter war. Aber es würde einiges erklären.
    Doch zunächst musste sie mehr über die Feinde aus eigenen Reihen erfahren. „So eine Schmach, von den eigenen Leuten verraten und angegriffen zu werden. Warum haben sie das getan, John?“
    Der Vampir atmete tief ein, ehe er antwortete. „Man muss zugeben, dass es sich bei Bryonts gut lebt.“ Er klang zerknirscht. „Er lässt uns in Ruhe, solange wir uns an die Regeln halten und die Menschen von der Jagd nichts mitbekommen. Vielen von denen, die sich hier niedergelassen haben, gefällt das besser als die ständigen Reibereien anderswo. Sie nehmen die Einschränkungen hin.“
    „Das ist ja erbärmlich!“ In den Augen ihres Gegenübers erkannte Laine jedoch, dass Rattengesicht nicht ihrer Meinung war. Nur die Tatsache, dass er wusste, wie viel auf dem Spiel stand, ließ ihn zum Verräter an diesem Wächter werden.
    „Diesen Vampiren ist es offenbar Grund genug, um einen mächtigen Artgenossen anzugreifen, also sei vorsichtig“, warnte er sie.
    „Natürlich, John Petters. Mach dir keine Sorgen

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