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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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„Nicht, ehe es fertig ist. Außerdem male ich nicht, ich zeichne.“
    „Mein bester Bruder.“ Junias stieß geduldig Luft aus. „Was zeichnest du?“
    Er bekam keine Antwort. Jamian sah grüblerisch durch ihn hindurch. „Ich frage mich, welche Farbe ihre Augen haben.“
    „Wen meinst du?“
    „Zu ihrem Gesicht würden blaue Augen passen, aber ihrer Stimme nach sind sie braun.“
    „Ähm, Jamie? Du malst – sorry, du zeichnest – mit Kohle. Die ist grau.“
    Wie ertappt starrte Jamian auf das Stück angespitzter Kohle zwischen seinen Fingern. „Nein! Du hast recht , das ist sie. Ist mir gar nicht aufgefallen! Wie gut, dass du mir das endlich sagst.“
    „Du Blödmann! Um wessen schöne Augen geht es überhaupt? Und wie kannst du jemanden zeichnen, den du noch nicht mal genau genug gesehen hast, um zu wissen, welche Farbe …“
    „Sag mal, June, ist das Essen fertig?“ Jamian sprang vom Tisch und schob den Block in eine Schublade.
    „Sag mal, Jamie“, äffte Junias ihn nach. „Bin ich dein Dienstmädchen?“
    „Zum Glück nicht!“ Jamian verstrubbelte ihm die Haare. Es war Monate her, seit er das zuletzt gemacht hatte. „Dafür, Kleiner, bist du viel zu hässlich.“
    Damit verschwand er nach unten und ließ Junias ratlos ob der unerwartet guten Laune zurück.
    „Was hast du denn heute Nacht vor?“, fragte er Jamian, als sie wenig später mit gefüllten Tellern im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen, der im Halbstundenrhythmus eine Sitcom nach der anderen abspielte.
    Sein Bruder zog die Brauen zusammen. „Ich werde gleich Petters anrufen und hoffen, dass er mir immer noch Auskunft über die Stimmung unter den Vampiren gibt, auch wenn ich ihn versetzt habe.“
    „Hm. Wird er sicher“, erwiderte Junias mit vollem Mund. „Die waren gestern alle nervös. Ich glaube, dein Vampirmädchen hat unsere Blutsauger ganz schön Nerven geko…“ Fast hätte er sich an dem Gedanken verschluckt, der ihm plötzlich durch den Kopf schoss. „Jamie? Du hast nicht sie gemalt!“
    „Nee.“
    „Und du hast sie auch nicht … gezeichnet. Oder?“ Jamian grunzte unverbindlich und Junias wurde schlecht. „Bitte sag Nein!“
    „Warum denn nicht? Sie ist hübsch. So viel kann ich dir sagen, ohne sie genau gesehen zu haben.“
    „Hübsch“, wiederholte Junias fassungslos. „Hübsch. Sie kommt her und macht Ärger. Sie ist ein Blutsauger und scheißt auf unsere Gesetze. Was bedeutet, dass sie vermutlich tötet. Sie hat dir fast das Leben, und definitiv das Hirn ausgesaugt. Aber was soll’s ? Sie ist ja hübsch!“
    „Na, ich lebe ja noch, oder?“, Jamian feixte, doch seine Sorglosigkeit war nicht länger echt. „Aber das tut nichts zur Sache. Ich hab sie nur gezeichnet, nicht zum Essen eingeladen.“
    Junias schnaufte verächtlich.
    „Ich zeichne auch tote Vögel und einmal hab ich sogar Prince Charles und Camilla gezeichnet, weißt du nicht mehr ? Das hat nichts zu bedeuten. Was die Blutsaugerin hier will , werde ich schon rausfinden. Und guck nicht so. Ja, ich sehe zu, dass sie wieder verschwindet.“
    Junias roch Ärger, aber ein Streit würde zu nichts führen. „Okay. Brauchst du mich heute Nacht dazu?“
    Jamians Antwort wirkte lustlos. „Nee. Heute Abend will ich nur John Petters treffen. Alles andere muss bis morgen warten, ich brauch eine Mütze Schlaf.“
    „Geht mir auch so. Ich fahr dann selbst in die Stadt runter, okay?“
    „Aye.“
    Seltsam, dass Jamian sofort zustimmte und nicht nachfragte, warum er allein fahren wollte. Irgendetwas sagte Junias, dass auch sein Bruder nicht die ganze Wahrheit über seine Vorhaben in dieser Nacht gesagt hatte. Er hoffte nur, dass es nichts mit Vampirbräuten zu tun hatte.

    *
    Laine parkte ihren Transporter vor dem Pub, in dem sie den Vampir treffen wollte, der die nötigen Informationen über ihre Zielperson besaß.
    Sie war pünktlich und ärgerte sich, denn der andere war es nicht. Nur der Duft von Menschen und der stechende Geruch von Alkohol erfüllten das Lokal. An einem der hinteren Tische ließ sie sich nieder, bestellte der Unauffälligkeit halber eine Dose Cherry Coke und wartete.
    Gelangweilt schob sie sich einen Kaugummi in den Mund und lauschte den Gesprächen der Menschen. Sie spürte , wie sie beobachtet wurde, hörte jede geflüsterte Bemerkung. Als Fremde fiel sie in dieser Gegend auf, und das war nicht gut. Sie sehnte sich nach der Anonymität der Großstädte, in denen sie für gewöhnlich ihre Zeit totschlug. Laine hasste Blicke und

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