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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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um mich, ich kann auf mich aufpassen. Ich konnte nicht damit rechnen, in eine Falle gelockt zu werden, das war ein Fehler. Da ich jetzt gewarnt bin, mache ich sicher keinen zweiten. Nenn mir die Namen meiner Angreifer, und sag mir, wo ich sie finde.“
    „Sie werden dich finden, nehme ich an. Sie heißen Christian, Vladin und Rachel. Der, den du getötet hast, hieß Boris. Nimm dich vor Rachel in Acht . Sie kannte ihn seit Langem und wird ihn rächen wollen.“
    „Das soll sie gern versuchen. Kommen wir noch einmal zu dem Wächter, John Petters.“ Laine legte allen Charme, den sie Rattengesicht gegenüber aufbringen konnte, in ihren Augenaufschlag. „Erzähl mir mehr über ihn. Wie sieht er aus?“
    „Wie ich sagte, noch ein ganz junger Kerl. Anfang zwanzig. Braunes Haar, knapp bis zum Kinn.“
    Laine unterdrückte den Anflug ihres Erschreckens genau wie das erstaunte Lachen, das gegen ihre Kehle drängte. Mehr brauchte sie nicht zu hören, die Sache war klar. Sie hatte bereits einen zweiten Fehler gemacht: Ihn am Leben gelassen. Unter dem Tisch grub sie ihre Fingernägel in die Handfläche, um den Ärger im Zaum zu halten. Sie hätte es so einfach haben können … noch ein, zwei Schluck e , und er wäre dahin gewesen. C ’ est du jamais vu!
    Gleichzeitig amüsierte es sie wider Willen, dass ihr Retter tatsächlich etwas Besonderes gewesen war. Welch Ironie, dass gerade er ihr Leben gerettet und sie seines verschont hatte. Ja, das Schicksal hatte seine Freude an guter Satire, und Laine ging das ebenso. Der Süße würde seine Heldentat noch bereuen.
    „Soso.“ Ein Schmunzeln ließ sich nicht vermeiden. „Und wo finde ich den Kienshi?“
    Der Vampir warf sich in die Brust. „Dabei kann ich dir helfen, Laine. Ich treffe ihn gegen elf beim Friedhof am Waldrand, keine drei Kilometer von hier.“
    Friedhof? Das wurde ja immer lächerlicher. Diese altmodischen Schotten! Jetzt fehlten nur noch Fledermäuse.
    „John Petters, du kleiner Fuchs“, schmeichelte sie jedoch, streckte ihre Hand aus und strich ihm mit dem Finger leicht über die Wange, ohne sich ihren Widerwillen gegen die Berührung anmerken zu lassen. „Ich bin entzückt. Du servierst ihn mir ja auf dem Silbertablett.“
    Von Spannung erfüllt wartete Laine später im Wald, ein gutes Stück vom Treffpunkt entfernt, an dem John Petters den Kienshi traf.
    Er sollte ihre Anwesenheit nicht sofort registrieren, sondern davon ausgehen, dass alles in bester Ordnung sei. Erst später wollte Laine in Erscheinung treten, den Wächter überraschen und ihn ein weiteres Mal einlullen. Warum einen Kampf riskieren und durch den Lärm andere Vampire anlocken? Sie würde ihn ganz sanft und leise töten. Tendre.
    Er würde Wachs in ihren Händen sein und ihre Absichten erst durchschauen, wenn es zu spät war.
    Schade um die schönen Augen. Doch der Gedanke an sein Blut, das gleich schon ihr gehören würde, hatte etwas außerordentlich Verlockendes.
    Lange musste sie nicht warten. Der Wächter war pünktlich. Spätestens jetzt, da sie seine Stimme gedämpft durch den Wald vernahm, war jeder Zweifel ausgeräumt. Er war es.
    Laine verharrte bewegungslos und lauschte. John Petters erzählte auf seine einfältige Art eine verharmloste Variante der aktuellen Geschehnisse. Der Kienshi gab mit jovialer Stimme trockene Bemerkungen als Antworten, die Rattengesicht vermutlich nur zur Hälfte verstand. Laine musste mehrmals das Lachen unterdrücken, sich einmal sogar die Faust vor den Mund pressen, als der Wächter einen ironischen Kommentar abgab und das dümmliche Schweigen des Vampirs, lauter als alle Worte es vermocht hätten, durch den Wald klang. Eines musste man diesem Mann lassen: Er hatte Humor und spielte ihn aus. Wirklich bedauerlich, dass gerade er sterben musste. Aber nicht zu ändern.
    Nach einer Weile gab John Petters das unauffällige Zeichen, sich zurückzuziehen. Unnötigerweise, sie hatte natürlich mit angehört, dass das Gespräch dem Ende zuging.
    Sie wartete noch einen Moment und schlenderte dann aus dem Wald, verursachte Geräusche, als hätte sie ganz zufällig diesen Weg gewählt und nicht damit gerechnet, jemandem zu begegnen.
    Laine bog um die letzte Ecke und machte ihn in etwa hundert Metern Entfernung aus. Er lehnte an der Mauer, die den Friedhof umgab, als würde er auf jemanden warten. Auf sie? Neben der drei Meter hohen Wand aus bulligen Quadersteinen sah er beinah zierlich aus. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopfhörer eines

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