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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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MP3-Players in einem Ohr und rieb sich mit den Fingern gedankenverloren die Kehle auf und ab. Was war das, wenn nicht eine Einladung?
    Laine brauchte alle Konzentration, um ihre Reißzähne unauffällig hinter ihren Lippen versteckt zu halten. Voller Vorfreude nahm sie seine Witterung auf – und fuhr vor Schreck zusammen.
    Es war schon geschehen! Er hatte das Geschenk des ewigen Lebens bereits erhalten. Wie hatte das passieren können?
    Am Tag zuvor war er sterblich gewesen, definitiv. Doch jetzt roch sie die Note des Vampirgiftes ganz deutlich. Das würde die Sache erschweren. Kein sanfter Tod unter ihren Lippen, wie sie es für ihn gewollt hatte. Stattdessen bestand nun die unschöne Notwendigkeit, sein Herz zu durchbohren, damit es aufhörte zu schlagen. Danach musste seine Leiche verbrannt werden, denn ein solch signifikant veränderter Körper durfte den Menschen keinesfalls in die Hände fallen.
    Und es kam noch schlimmer. Er sollte nun fähig sein, die Gedanken schwächerer Vampire zu hören. Dies war der Grund, warum Jonathan gerade sie, Laine, geschickt hatte. Keiner seiner Vampire konnte derartigen Fähigkeiten so gut widerstehen wie sie. Sogar Jonathan selbst konnte ihre Gedanken nicht hören, dabei hieß es, niemand beherrsche diese seltene Gabe so gut wie er.
    Laine biss sich auf die Innenseite der Wange. Diese Entwicklung behagte ihr nicht. Sie zwang sie, schnell zu handeln. Hoffentlich war es nicht schon zu spät. Ihre Stimmung flog dahin wie die vom Wind die Straße entlanggescheuchten Blätter.
    „Was suchst du hier, Laine?“ Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte nicht einmal in ihre Richtung gesehen und sie doch erkannt. Reflexartig blendete sie seine Sinne. Zu ihrer Verwunderung schmunzelte er daraufhin, ohne den Blick zu heben.
    „Mir war gestern nicht klar, dass du das warst“, erklärte er und rieb sich konzentriert über die Nasenwurzel. „Sonst hätte ich es verhindern können. Spar dir die Mühe, ich komme dagegen an.“
    Laine verschloss ihre Gedanken und trat näher. „Schön , dich wiederzusehen, Jamian.“
    Er schlug die Lider hoch und sie wäre fast zurückgeschreckt vor seinem scharfen Blick, den sie am Tag zuvor natürlich nicht hatte wahrnehmen können. Gestern waren seine Augen müde, schwer und von dunkelstem Braun gewesen. Heute schienen sie hell und marmoriert, wie Bernstein. Oh ja, heute war er bei Kräften, das sah man ihm an, nicht nur seinen schräg stehenden Augen. Er war der Typ Mann, dem man sowohl in seiner, aber auch in ihrer Zeit hinterhergesehen hätte, was vielleicht an seinem breiten Mund lag, um den ein ironisches Lächeln spielte. Ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass Jonathan ihn sofort verwandelt hätte, wäre er ein Mensch gewesen. Nach solchen Menschen suchte er.
    Er zog eine Braue hoch. „Sag mir, ob ich Petters jetzt danken, oder ihn töten lassen soll ?“
    „Wie bitte?“ Natürlich, das Rattengesicht hatte nicht gewusst, wozu der Wächter nun in der Lage war. Der Teufel allein wusste, was der Kienshi in den stupiden Gedanken des Vampirs gehört hatte. Petters hatte sie unbewusst verraten. Merde!
    „Der gute John Petters hat vor Angst gestunken. Wenig später tauchst du aus dem Wald auf und sagst meinen Namen, den ich dir nicht genannt habe. Vermutlich habt ihr also miteinander über mich gesprochen. Deiner Reaktion nach gehe ich nicht davon aus, dass ihr eine Überraschungsparty für mich geplant habt.“
    Laine lachte und warf den Kopf in den Nacken. Jetzt nur nicht nervös machen lassen, sondern den Spieß umdrehen. „Du nimmst dich äußerst wichtig, Jamian. Wie hast du mich überhaupt so schnell erkannt?“
    Endlich senkte er den Blick. Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf und zuckte mit den Schultern. War ihm die Frage unangenehm? Laine witterte. Das Vampirgift hatte seinen Geruch nur leicht verändert. Es war wie eine zusätzliche Note, vermischt mit dem Geruch, der sie am Tag zuvor schon so konsterniert hatte. Zu schwach für einen Menschen, zu stark für einen Wächter. Anziehend. Und sie würde ihn bekommen, auch wenn der Preis hoch war.
    „Du hast mir meine Frage nicht beantwortet.“ Er ließ sie näher treten, ohne seine Haltung zu verändern. „Was lässt dich denken, ich würde dir deine beantworten?“
    „Vielleicht bist du ein Gentleman?“, säuselte Laine.
    Er schoss ihr einen Blick zu, der ihren Kommentar filetierte wie ein Messer ein Stück zartes Fleisch. „Seh ich so aus?“
    „Nicht direkt.“

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