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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hatten. Sie hatten ihn zur Wachsamkeit gemahnt, als sie sich an seinen Hals warf, mit der Absicht, ihn in einem Sinne zu vernaschen, der ihm gar nicht behagte.
    Gallig kroch das schlechte Gewissen seine Kehle hoch. Auf sich war er noch viel zorniger als auf den Vampir. Er hätte sie nicht laufen lassen dürfen. Die Maximen seines Volks schienen plötzlich nur noch zu bestehen, damit er sich an ihnen reiben konnte, bis er sie oder sie ihn gebrochen hatte n . Für Laine. Und sie wollte ihm als Gegenleistung ans Blut. Was für ein überaus dankbares Mädchen.
    Erschöpft rollte er sich auf den Bauch, legte die Stirn auf den Unterarm und schloss die Augen. Die Müdigkeit zog sich wie ein bewölkter Himmel über ihm zu, aber die Geräusche jenseits des Schleiers lenkten ihn ab. Für einen Wächter war es nicht sicher, nachts zu schlafen. Die Instinkte versuchten zu vereiteln, dass man ein leichtes Opfer für rachsüchtige Blutsauger wurde. Aber in dieser Nacht war die Erschöpfung größer als der Selbsterhaltungstrieb und Jamian fiel irgendwann in einen komatösen Schlaf.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als er von seinem Handy geweckt wurde. Schlaftrunken nahm er den Anruf entgegen, auch wenn er lieber länger als nur vier Stunden geschlafen hätte.
    „Kienshi, hier spricht Rachel.“
    Was wollte ausgerechnet die jetzt? Die Befürchtung, sie könnte Laine erwischt haben, schlug ihn augenblicklich hellwach.
    „Wir haben John Petters in dieser Nacht getötet“, sagte die Vampirfrau kühl. „Ich bin ab dieser Stunde deine neue Informantin.“
    „Wie unerfreulich“, gab er ebenso frostig zurück. Mist, das roch nach einer Lüge oder verdammt bösem Ärger. „Darf ich den Grund erfahren?“
    „Frag deine kleine Freundin.“ Eine typisch emotionslose Antwort. „Wenn du sie vor uns findest, denn wenn wir sie zuerst finden, wird sie dir nicht mehr viel zu sagen haben.“
    „Ihr mögt euch nicht besonders, was? Das hab ich durchaus gemerkt. Lass dir gesagt sein, dass ich in meinem Gebiet keine Revierkämpfe dulde. Sag dies auch den anderen. Ich verlange unauffälliges Verhalten.“
    „Du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt, indem du sie verteidigt hast, Wächter.“
    „Soll das eine Drohung sein, Blutsauger?“
    „Eine Warnung, Jamian“, antwortete die Vampirfrau. Erstaunlich, dass sie ihn beim Vornamen nannte. Normalerweise wurden die Vampire ihm gegenüber nicht persönlich. „Vor ihr. Sie ist gefährlich. Für dich.“
    „Wer bist du? Mein Kindermädchen?“ Er lachte, und hoffe, es klang blasiert und nicht so nervös, wie er sich fühlte. „Meint ihr nicht, dass ich auf mich selbst aufpassen kann?“
    „Jamian, du vermagst deine Schwächen für gewöhnlich zu überspielen, aber dein Verhalten legt sie mit einem Mal vollkommen offen. Sie erkennt, verursacht und nutzt deine wunden Punkte im gleichen Maß. Du solltest wissen, was sie vorhat.“
    Er seufzte unbeeindruckt, obwohl er alles andere als das war. „Also gut. Was hat sie vor?“
    „Wir haben nicht herausfinden können, wie sie auf die Idee kommt. Aber sie geht davon aus, dass sie dich töten wird.“
    Jamian ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen. Sie wollte mehr als nur sein Blut trinken? Sie wollte … ihn umbringen? Das klang nicht einmal abwegig, er zweifelte keinen Moment an Rachels Glaubwürdigkeit. Nur sein Blut zu trinken wäre auch zu gefährlich, danach würde sie ihn töten müssen, wenn sie nicht selbst sterben wollte. Ein weiteres Mal würde er sich das nicht bieten lassen.
    „Warum wollt ihr mir helfen? Was soll diese Warnung? Habt ihr sie angegriffen, weil ich so ein netter Kerl bin, oder was steckt dahinter?“
    Rachel stieß langsam Luft aus, es rauschte in der Leitung. „Weißt du, wie alt ich bin, Wächter?“
    „Ich bin zu höflich, um eine Frau danach zu fragen. In jedem Fall siehst du bestimmt viel jünger aus.“
    „Unterlasse die Scherze, Jamian, die Lage ist bitter. Ich bin fast vierhundert Jahre alt. Die letzten beiden Jahre lebe ich zum ersten Mal in all dieser Zeit ohne Angst. Ich bin das Kriegstreiben leid. Den permanenten Kampf gegen die Wächter – ich habe ihn jahrhundertelang überlebt und meist gewonnen, damit du es weißt. Aber ich bin ihn müde geworden. Ich weiß den Frieden zu schätzen, den du geschaffen hast. Und ich bin bereit, diesen Frieden zu verteidigen, mein Wächter.“
    Jamian schluckte, und das lag nicht allein daran, wie respektvoll sie ihn angesprochen hatte. Er musste sich

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