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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Mums Grab stand! Ich hab gesehen, dass er ein Vampir war, aber keiner aus der Gegend. Ein Fremder, der bei Sonne rumlaufen kann. Ist abgehauen, als ich näher kam. Was wollte der am Grab meiner Mutter?
    Jamian hat mir nicht geglaubt, denk ich. Er hat das nicht gesagt, aber ich weiß es. Er traut mir meinen Job nicht zu. Er ist sauer, dass ich in meinem Alter schon ein Kienshi bin. Als es die Tage zu einer Klopperei mit zwei Blutsaugern kam, hat er mich weggeschickt wie ein Kind. Vielleicht ist er neidisch, ich hab den Eindruck, dass ich stärker bin als er.
    Die Sache mit dem Prana klappt jetzt besser. Ich kann allein aufhören, meist hör ich nur zu früh auf, dann bringt es nichts und ich muss noch einem Menschen Kopfschmerzen verursachen. Sie tun mir leid, aber … fuck. Jamian sagt, ich soll mir keine Gedanken machen. Ich hab keine Wahl.
    Junias überblätterte die nächsten Einträge. Sie waren unwichtig und handelten nur davon, welche Gerüche ihn anekelten, was ihm wieder alles zu laut war, wie stark er jetzt war und wie gern er mal einen Blutsauger verkloppen würde. Und dass Jamian dies zu verhindern wusste, was ihn aufregte.
    Er suchte nach jener Notiz, die er seit dem Eintrag nie wieder gelesen hatte. Die Schrift auf der Seite war noch krakeliger als auf allen anderen, völlig verschmiert und verwischt. Kaum noch zu entziffern.
    0 2. 0 5.08 – Jamian hatte immer Angst, dass es passieren würde. Jetzt ist es passiert. Ich hab diesen Mann … ich kann es nicht aufschreiben. Er hatte keine Chance, sich zu wehren. Ich bin ein Monster. Ein Mörder. Sie werden mich umbringen.
    Es tut mir so leid, ich wollte das nicht. Oh Gott, ich wollte das doch nicht!

    Danach kam nur noch ein weiterer Eintrag, gut eine Woche alt.
    28. 0 5.08 – Bin allein. Gerade läuft mein Prozess in Edinburgh. Sie verhandeln meine Strafe, als ob es da etwas zu verhandeln gäbe. Auf den Mord an einem Menschen gibt es nur eine Strafe, da kann Jamie den ganzen Senat in Stücke reißen. Das Schlimmste ist, dass ich zu Hause bleiben muss. Ich bin zu jung für eine Verhandlung. So was Verlogenes hab ich noch nie gehört und inzwischen verstehe ich, warum Jamie so zornig war, dass sie mich jetzt schon zum Wächter gemacht haben. Er hat gesagt, sie wären besser nie gekommen. Er hat recht . Sie müssen nicht jede Nacht in seine toten Augen gucken und damit leben, ein Mörder zu sein. Ich weiß inzwischen, dass er Dylan hieß. Zwanzig war er, kam aus London, war zum Campen hier und wollte weiter Richtung Norden. Er wollte am Loch Ness nach dem Ungeheuer Ausschau halten. Ein Ungeheuer hat er gefunden.
    Ich wünschte, sie wären nie gekommen. Sie müssen es nicht wieder tun, immer wieder, jede verdammte Nacht wieder. Immer mit der Angst, erneut die Kontrolle zu verlieren.
    Vielleicht ist es besser so, dass sie mich umbringen werden. Dann bin ich zumindest die Schuldgefühle los. Hoffentlich. Scheiße, ich hab Angst.
    Die leere Seite lag vor ihm, der Kuli in seiner Hand. Die Lust, einen euphorischen Kommentar über den Abend zu verfassen, war in Erinnerungen versoffen. Junias wischte sich mit dem Ärmel über die Nase, setzte den Stift etwas zittrig auf dem Papier an und begann zu schreiben.

    0 4. 0 6.08 – Vergnüge mich zu meinem Spaß und aus Rache mit Menschen, die mir nichts entgegenzusetzen haben. Wohin das führt, hab ich wohl verdrängt, dabei ist „es“ gerade mal einen Monat her. Dass mein Bruder „es“ auf ewig bezahlen wird, muss mir auch entgangen sein.
    Meine Augen leuchten in phosphoreszierendem Grün, wie radioaktiv verseucht. Wie bei einem Monster aus einem billigen Horrorfilm. Das bin ich wohl.
    Beschützt habe ich noch niemanden, hab keinen Mörder gefangen. Stattdessen bin ich selbst einer geworden. Frag mich, ob Jamian das Richtige getan hat, indem er mein Leben rettete. Ich fürchte , nicht. Er wird es bereuen. Nicht heute, nicht morgen. Aber irgendwann wird er es bereuen, er hat lange Zeit, sich dessen bewusst zu werden. Und spätestens dann hab ich auch noch meinen Bruder verloren.
    PS: Hab neulich nachts von Ratten geträumt, die meine Seele gefressen haben. Ob die sich den Magen verdorben haben?

    *
    „New Record“, knurrte Jamian, als er den Mini vor dem Haus abbremste. Tatsächlich hatte er für die Strecke von Glen Mertha bis nach Hause fast nur die Hälfte der üblichen Zeit benötigt. Um ein Haar hätte er den Mini in seiner Raserei vor einen Baum gesetzt, als er in einer Kurve ins Schleudern geraten war. Aber

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