Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
seinem Schatten folgte eine junge Frau, die auf ihren hohen Schuhe kaum laufen konnte. Ihr Lippenstift war verschmiert und passte nicht zu ihrem Teint. Sie war beinah noch ein Kind und hatte sich unbeholfen zurechtgemacht für diesen Kerl, dem Laine drei Meilen gegen den Wind anroch, dass jede Mühe an ihn verschwendet war. Laine suchte nach solchen Menschen – sie erkannte sie auf den ersten Blick, als säße ein winziger Seismograf in ihrem Hirn, der auf jede verdorbene Aura anschlug und sie zu ihr führte. Auch heute lag sie richtig. Der Mann torkelte ein paar Schritte die Straße hinauf, das Mädchen folgte ihm, rief ihm etwas nach. Als Antwort packte er sie, zerrte sie in eine schmale Gasse und drückte sie mit seinem Körper gegen die nasse Wand. Er presste seinen Mund in ihr Gesicht und seine Hand unter ihr Shirt. Stoff riss mit leisem Ratschen und aus der Kehle des Mädchens drang ein verhaltener Laut. Laine verschmolz mit den Schatten, doch die beiden hätten ihre Anwesenheit ohnehin nicht bemerkt. Seine alkoholgetriebene Lust mutierte zu Gier; ihre scheuen Versuche, ihn abzuwehren, schien er nicht wahrzunehmen. Laine wusste es besser. Es war ihm egal. In ihrem Magen begann es zu kribbeln. Sie wartete noch ein wenig, belauschte die Versuche der Blonden, ihn davon zu überzeugen, sie in Ruhe zu lassen. Sie war doch scharf auf ihn gewesen, hatte das Date gewollt, so seine Erwiderung. Aber nicht so – nicht hier – nicht so schnell. Sie rief zögernd um Hilfe. Er versetzte ihr eine Maulschelle, ehe er ihr den Mund zudrückte und das Shirt so tief zog, dass ihre Brüste aus dem Ausschnitt sprangen. Die Tränen der Frau ließen Mascara grau über ihre Wangen laufen. Laine hatte genug gesehen. Es war Zeit, das Spiel umzudrehen.
    Mit einem Gedanken blendete sie die Sinne des Mannes. Nur einen Moment, der ausreichte, um dem Mädchen die Flucht zu ermöglichen. Laine wollte ihn nicht zu stark verunsichern, er sollte bloß denken, dass ihm vom Trinken schwummrig geworden war. Die Schritte der Blonden klapperten über das Kopfsteinpflaster, sie strauchelte, verlor wie Cinderella einen Schuh und lief davon. Heute Nacht würde sie glauben, das mieseste Date ihres Lebens gehabt zu haben. In wenigen Tagen sollte ihr jedoch klar werden , da s s der wirklich böse Teil des Abends erst nach ihrem Aufbruch begonnen hatte.
    Laine wandte sich dem Mann zu, der sich an die Wand stützte. Knapp dreißig mochte er sein, sein dunkelblondes Haar stand zerzaust nach oben ab und seine blauen Augen waren glasig. Schweiß klebte ihm das Hemd an den Körper. Ob er mit dem Mädchen getanzt hatte? Laine streifte die Kapuze vom Kopf, schüttelte ihre Locken und trat aus dem Schatten, der ihr das Versteck geliehen hatte. Sie lächelte ihrem Gegenüber zu, als wären sie verabredet gewesen. Sodann verlangsamten sich seine Schritte, die Augen weiteten sich und er öffnete den Mund zu einer stummen Frage. Ja, sie war jung und damit genau das, was er bevorzugte, was wiederum ihn zu ihrem Beuteschema machte. Touché.
    „Geht es Ihnen gut ? “, raunte sie ihm zu. „Brauchen Sie Hilfe?“ Im gleichen Moment wusste sie, dass sie ihn in der Tasche hatte. Sie waren doch alle gleich. Leicht zu beeinflussen, so dankbare Opfer. Kein Mann empfand Misstrauen, wenn ein hübsches Mädchen ihm Hilfe anbot.
    „Danke, Miss, es ist alles in Ordnung“, sagte er. Es wäre höflich gewesen, wenn er dabei in ihr Gesicht statt auf ihre Brüste gesehen hätte. Ob Jamian sie auch so angestarrt hatte, als sie hilflos gewesen war? Der plötzliche Gedanke ärgerte sie und noch schlimmer war ihr Eindruck, dass er es nicht getan hatte. Nein, er hatte ihr doch gleich sein Hemd umgelegt.
    „Wirklich?“ Laine war nicht länger nach Spielchen. Der Durst verstärkte sich bei jedem Atemzug, der seinen Geruch in ihre Lungen lockte. „Sie scheinen mir nicht ganz sicher auf den Beinen zu stehen. Hatten Sie einen Streit? Ich sah eine Frau entrüstet davonstürmen .“
    „Schlampe“, murmelte er, zuckte gleich darauf zusammen, als wäre ihm etwas herausgerutscht, was er ihr gegenüber nicht aussprechen wollte. „Ich meine … die hat mich einfach sitzen gelassen. Mir noch eine geknallt, einfach so.“
    „Nicht möglich!“
    „Versteh’s auch nicht. Dabei hab ich ihr das Essen bezahlt. Mit Dessert.“ Er stieß auf. „Ach ja. Und Wein!“
    „Frauen können grausam sein.“ Laine versteckte ein Schmunzeln, indem sie sich abwandte, als schau t e sie sich um. „Sie

Weitere Kostenlose Bücher