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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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es.

Aufmerksamkeiten

    Seit einer Stunde lungerte Junias in Glen Mertha herum, hatte sich die Sonderangebote in dem kleinen, überteuerten Sportgeschäft angesehen, im Schreibwarenladen einen neuen Block und ein paar Kulis gekauft und sich schließlich in der völlig veraltet sortierten Videothek darüber aufgeregt, dass man dort nach wie vor mehr Spiele für den Gameboy als für die Playstation anbot. Konnte man Gameboys überhaupt noch kaufen? Der Laden war in den Neunzigern zurückgeblieben , was für die Verhältnisse des restlichen Örtchens natürlich recht fortschrittlich war. Für eine Videothek allerdings …
    Einen Film hatte er trotzdem mitgenommen, etwas Lustiges von einem ständig betrunkenen Superhelden mit Liebeskummer. Den würde er Jamie unter die Nase reiben, aber erst, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es ein Happy End gab. Jamian vertrug offene Enden nicht, er malte – ach nein, er zeichnete – dann immer seltsame Dinge.
    Anschließend schlenderte Junias eine Weile durchs Dorf, sah zwei Mädchen aus der Stufe unter ihm und einen Blutsauger. Keiner sprach ihn an, sie glotzten ihm nur nach. Die Mädchen flüsterten, als er vorbeiging .
    „Jamian Bryonts jüngerer Bruder, hast du gesehen? Wie heißt er gleich?“
    „Keine Ahnung, ganz komischer Name. Julius oder so.“
    „Schräger Typ, aber schöne Augen hat der. Hat was Finsteres im Blick.“ Beide kicherten.
    „Ich hab gehört, er soll ein ziemlich arroganter Schnösel sein, total abweisend. Der hält sich für was Besseres, hundert pro.“
    Junias verbot sich, dem Gespräch weiter zu lauschen. Alter, da wurde man von der einen Hälfte der Schule gemobbt und von der anderen ignoriert – schon hieß es, man hielt sich für was Besseres. Was auch sonst? Wunderte sich Jamian ernsthaft darüber, dass er sich von Idioten umgeben fühlte?
    Er näherte sich dem Pub, in dem sich sein Bruder mit Sinead vergnügte.
    Bist du langsam mal so weit ? , dachte er an ihn gewandt. Du sagtest was von ’ ner halben Stunde.
    June, lass mich bitte mal in Ruhe, antwortete Jamian abweisend.
    Na super. Junias war genervt. Er hatte keine Lust, noch länger allein im Dorf herumzuhängen und sich zu langweilen.
    Dann lauf ich eben, ich will nach Hause.
    Jamian reagierte nur mit einem flüchtigen: Ja klar, mach. Offenbar lenkte die Frau ihn gut ab.
    Missmutig trottete Junias in Richtung Wald. Am Stadtrand passierte er das von akkurat gestutzten Ligusterhecken umschlossene Einfamilienhaus der Gibbs. Er hätte nicht einmal aufgesehen, doch als er Stimmen aus dem Inneren hörte, ging er langsamer. Brians Zimmer ging nach vorne raus, das Fenster war gekippt.
    Brian redete auf jemanden ein. „Komm schon, Süße, hab dich doch nicht so. Wie alt bist du eigentlich, sechzehn? Du benimmst dich wie zwölf.“
    „Hör auf, Brian!“ Das war unverwechselbar eine sehr aufgebrachte Amy Meggyn. Junias hatte nicht gewusst, dass dieses stille Mädchen über eine so schneidende Stimme verfügte. Sie fauchte fast. „Noch ein solcher Kommentar und ich bin weg. Und zwar endgültig.“
    „Sag mal, bist du frigide oder so was ? Wie lange willst du mich eigentlich noch hinhalten. Meine Güte, wir sind doch keine Kinder mehr.“
    Junias schnaubte abfällig. Das war keine Art, mit der Freundin umzugehen. Da war sicher die Wette im Spiel, ob er sie rumbekam. Offenbar verlor Brian. Aber was ging es ihn an? Er sollte weitergehen.
    „Du spinnst wohl, Brian.“ Da hatte er den Beweis: Amy hielt die Situation im Griff, sie stauchte ihn regelrecht zusammen.
    „Amy, Süße! Stell dich nicht so an. Mach dich mal locker!“
    „Nein, Brian!“
    „Komm, du magst das doch.“
    Junias hielt den Atem an. Dieses Gibbs- Dreckschwein bedrängte Amy. Dem ging es offenbar schon wieder viel zu gut, der bettelte ja nahezu nach weiteren Kopfschmerzen!
    „Brian, lass das!“ Amys Stimme wurde lauter, dringlicher. „Nicht!“
    „Schluss mit lustig“, hörte sich Junias murmeln. Bevor er es sich anders überlegen konnte, drückte er das galvanisierte Eisentor zum Vorgarten auf und war in wenigen Schritten an der Tür, wo er Sturm klingelte. Im Inneren des Hauses ertönte erneut Brians Stimme.
    „Verdammt, wer ist das denn jetzt? Scheiß drauf, wir sind nicht da.“
    „Brian, ich werde jetzt gehen.“
    „Sag mal, findest du das fair? Du kannst mich nicht erst heißmachen und dann verschwinden.“
    „Ich hab dich überhaupt nicht …“ Amy klang, als würde sie jeden Moment anfangen zu

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