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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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dürfte sie gemerkt haben.
    „Was machst du denn hier?“
    Junias zuckte mit den Schultern, versuchte krampfhaft, seine Unsicherheit vor ihr nicht zu zeigen. Sie stand zu weit weg, und sie würde in Panik geraten, wenn er sie jetzt packte. Ihr Herz raste, als stände sie kurz vor dem Hyperventilieren.
    „Er hat dich geschlagen, da konnte ich schlecht weitergehen, oder?“
    „Ähm. Was?“ Amy runzelte die Stirn. „Er hat mich nicht geschlagen. Ich hab ihm eine Ohrfeige verpasst. Aber woher weißt du das?“
    Irritiert blickte Junias auf den Bewusstlosen zu seinen Füßen. Jetzt, wo sie es sagte, und Brians Gesicht langsam wieder einen normalen Farbton annahm, erkannte er tatsächlich weiße, rot umrandete Abdrücke einer kleinen Hand auf seiner Wange. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn es reichlich unangebracht war. Er steckte tief im Mist.
    „Gut gemacht, Amy“, musste er jedoch anerkennen.
    Sie musterte ihn skeptisch und knetete ihre Finger.
    Innerlich fluchte er wie ein Bauer. Er wollte ihr nach der Sache nicht noch mehr Angst machen, aber er musste jetzt Prana von ihr nehmen, um ihre Erinnerungen zu löschen. Der Vorgang radierte nur wenige Minuten aus dem Speicher, viel Zeit zum Überlegen blieb nicht. Andererseits konnte er sie danach auch kaum hier liegen lassen. Gibbs würde möglicherweise vor ihr wach werden. Oh klasse – wo hatte er sich wieder reingeritten?
    „Mit deinem Gehör stimmt etwas nicht“, sagte Amy unvermittelt. „Du hörst außergewöhnlich gut. Das ist es, hab ich recht?“
    „Wie kommst du auf so was ?“
    „Ich ahne das schon lange.“ Amys Worte klangen überraschend sicher. Sie hielt seinem Blick stand und erwiderte ihn sogar mit einer Herausforderung, die sich im Verengen ihrer Lider zeigte. Junias spürte sich erröten. „Wenn jemand leise über dich redet, blickst du immer auf. Nur ganz kurz, meist nur mit den Augen, als würdest du es eigentlich nicht wollen. Du schreckst bei Geräuschen oft zusammen oder verziehst das Gesicht, als wäre es unerträglich laut. Gestern hast du meine Worte in der Cafeteria gehört, dabei hab ich nur geflüstert. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass meine Vermutung richtig sein muss.“
    Junias klappte fast der Kiefer runter . Sie beobachtete ihn wirklich gut. Warum? Aus Interesse? An … ihm?
    „Und jetzt eben hast du unseren Streit gehört, stimmt ’s ? Du dachtest, er würde mich bedrängen.“
    „Er hat dich bedrängt. Und ich weiß auch , warum. Weil da eine Wette läuft. Ich habe gehört, wie sie darüber sprachen.“
    „Eine Wette.“ Amy wirkte nicht alarmiert , nur traurig , und das tat ihm leid. Aber wenn das alles war, was sie bemerkt hatte, musste er vielleicht gar nicht an ihren Erinnerungen herumpfuschen .
    „Du hast also recht , es stimmt. Ich höre etwas besser als der Durchschnittsmensch. Weiß auch nicht, warum das so ist. Freakig, oder?“ Wenn die wüsste, wie freakig er wirklich war. „Hör mal, Amy, es wäre nett, wenn …“
    „Ich sag keinem was.“ Sie erriet seine Gedanken sofort. „Das hab ich bisher nicht getan und ich hab es auch nicht vor. Du stehst nicht gern im Mittelpunkt, oder?“
    „Du merkst aber auch alles.“ Er feixte. „Wie auch immer, ich verschwinde jetzt, ehe Brian aufwacht. Ich glaube, wenn der mich in seinem Haus erwischt, ist meine Visage ein Fall für den plastischen Chirurgen.“
    „Es sah nicht aus, als hättest du große Mühe mit ihm“, erwiderte Amy, doch auch sie trat zur Tür. Sie ging dicht an Junias vorbei und er rang ein weiteres Mal mit der Entscheidung, ihr einfach die Erinnerung zu löschen. Vermutlich war es seine letzte Chance.
    „Das war nur der Überraschungseffekt.“ Er ließ sie gehen, weniger , weil er es wollte, sondern weil er nicht anders konnte. „Ein Adrenalinschub, oder so .“
    Amy nickte und murmelte etwas wie: „Kann schon sein.“
    „Ich hoffe, dass der Schlag vor den Kopf ihm die Erinnerungen an das, was hier passiert ist, genommen hat“, meinte Junias, als er hinter Amy die Treppen runter ging. „ So was kommt vor, oder? Ansonsten bin ich morgen tot.“ Verstohlen sah er sich um, als sie durch die Tür ins Freie traten, doch niemand schien Notiz von ihnen zu nehmen. Vorsichtig zog er die aufgebrochene Tür zu. Amy durfte das zerstörte Schloss nicht bemerken. Seine Sorgen erwiesen sich als unbegründet, sie schien völlig in Gedanken und achtete nicht auf die Umgebung. Den Blick auf den Boden gerichtet, blieb sie

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