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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Adam begrüßte ihn mit einem kumpelhaften Handschlag, als würden sie sich schon Jahre kennen. Er frotzelte freundlich über den unerwartet festen Händedruck aus derart dünnen Ärmchen, was Junias nicht störte, denn Adam zählte selbst zum Typ „Australischer Sommer“: lang und dürr. Von den blonden Haaren abgesehen, war er das Gegenteil seiner Schwester, die er zur Begrüßung trotz quiekender Proteste hochhob und einmal im Kreis herumwirbelte. Junias konnte den gerade zwanzig gewordenen jungen Mann auf Anhieb leiden.
    Dass es sich bei der Party mehr um ein zwangloses, gemeinsames Herumhängen handelte, war ihm nur recht. Solange er nicht tanzen musste, war alles in Ordnung.
    „Iss keine Kekse“, warnte Amy im Flüsterton, als sie das Wohnzimmer betraten. „Iss niemals auf einer solchen Party Kekse. Vor allem nicht bei Adam.“ Junias wunderte sich zwar, denn Jamian hatte den gleichen Rat gegeben, aber er sagte nichts. Kekse waren ohnehin nicht sein Fall.
    Adams Freunde, die sich in dem kleinen Wohnzimmer fast stapeln mussten, waren ein freundlicher, bunt gemischter Haufen. Vom indischen Mädchen im Bollywoodkostüm nebst Bindi auf der Stirn, bis hin zu einem animalisch behaarten Hünen im Kilt war alles anwesend. Die meisten kannten Amy bereits und begrüßten sie freundlich. Auch Junias schienen sie nach erstem Beäugen schnell in ihrer Mitte aufzunehmen, ohne sich groß um ihn zu kümmern. Er bekam von einem untersetzen Typen mit Milchgesicht trotz seinem „Nein, danke“ ein Bier in die Hand gedrückt.
    „Wer kein Bier hat“, stellte der Milchbubi klar, „der hat auch nichts zu trinken. Wer nichts zu trinken hat, muss dursten. Und kein Alkohol ist auch keine Lösung.“
    Nach dieser Weisheit wurde Junias glücklicherweise nicht weiter beachtet. Gut, denn so würde keinem auffallen , dass er das Bier nicht trank. Schließlich musste er noch fahren.
    Erleichtert, nicht zum Small Talk genötigt zu werden, machte er es sich mit Amy in der Nähe einer überdimensionalen Schale voll Chips auf dem Fußboden bequem. Sie hörten der gedämpften Jazzmusik zu , sowie den Gesprächen, die sich um Professoren, Bücher, das ein oder andere – mehr oder weniger legale – Rauschmittel drehten, außerdem um Umweltverschmutzung, Musik, aktuelle Filme, Politik, die Körperverletzung, die sie in der Mensa als Essen vorgesetzt bekamen, sowie rund ein Dutzend anderer Themen. Junias ’ einzige Wermutstropfen waren die Raucher. Der Zigarettenqualm biss ihm schmerzhaft in der Nase und ließ ihm die Augen brennen, doch er hätte sich eher die Zunge abgebissen, statt etwas zu sagen. Bald schon formierten sich kleinere Grüppchen. Amy unterhielt sich mit zwei jungen, alternativ ausschauenden Männern und einem Mädchen mit hüftlangen Rastazöpfen über die möglichen Bedeutungen von Steinkreisen wie Stonehenge und Co . sowie die mysteriösen Druidentreffen, die dort im Geheimen abgehalten wurden.
    Junias fand die Tatsache, dass ihn niemand dazu drängte, seine Meinung kundzutun, so entspannend, dass er sich bald mitten in einer eifrigen Diskussion über logische Fehler in großen Kinoblockbustern wiederfand; ein Thema, zu dem kaum jemand mehr zu sagen hatte als Junias. Derlei Kleinigkeiten waren ihm schon früher ins Auge gefallen, seitdem er jedoch ein Kienshi war, konnte er keinen Film mehr nennen, in dem keine Fehler gemacht wurden. Gab es eine Unklarheit, fand er sie.
    Der Abend verlief angenehm, die Leute waren nett und schienen Keks für Keks sogar noch netter zu werden. Langsam bekam er eine Ahnung, warum man ihn vor dem Gebäck gewarnt hatte. Erstaunlich, dass er sich mit diesen, ihm völlig fremden Studenten, so angenehm die Zeit vertreiben konnte. Mit den Jungs aus seinem Jahrgang ließen sich nicht einmal ein paar einfache Worte wechseln, ohne von ihnen verspottet zu werden. Vielleicht sollte er in der Schule auch mal solche Kekse verteilen.
    Später folgte Junias Amy in die Küche, wo ein kaltes Buffet aufgebaut war. Katie war gerade dabei, Servietten und Besteck aufzufüllen. Amy ging ihr unaufgefordert zur Hand und Junias gab sich Mühe, nicht im Weg zu stehen.
    „Adam hätte das mit den Keksen lassen sollen“, meinte Amy besorgt. „Ich hätte dich vorwarnen müssen, Junias. Er verträgt kein Marihuana und lernt es einfach nicht. In spätestens einer halben Stunde tanzt er mit nacktem Hintern auf dem Tisch und in einer Stunde wird er tief und fest schlafen und vor morgen Mittag nicht mehr

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