Stolen Mortality
aufwachen.“
„Dein Bruder ist unverbesserlich“, bestätigte Katie mit einem Kopfschütteln. „Aber er nimmt das Zeug echt selten.“
Amy rollte mit den Augen. „Aber wenn, dann bis zum Exzess. Ich mag das nicht.“
„Sieh es ihm nach, er ist halt nix gewohnt. Erzähl es nicht eurer Mutter, die macht ihn glatt einen Kopf kürzer.“
Amy grummelte etwas, das sich wie „Sollte sie besser mal“ anhörte und stopfte sich mit finsterem Gesicht ein Stück Brot in den Mund.
Katie schob die Jalousien zur Seite und warf einen kritischen Blick aus dem Fenster. „Sagt mal, wollt ihr heute Abend wirklich noch mit dem Motorrad nach Hause fahren? Es sieht nach Gewitter aus. Vielleicht bleibt ihr lieber über Nacht hier im Gästezimmer.“
Junias spürte, wie er beim Gedanken, mit Amy in einem Zimmer zu schlafen, vorsorglich errötete.
„Mir wäre wirklich unbehaglich, wenn ihr fahren würdet“, beharrte Katie. „Ruft doch zu Hause an und gebt Bescheid. Wir haben immer ein paar Zahnbürsten für solche Fälle.“
Junias warf Amy einen fragenden Blick zu und sie nickte zustimmend und sagte: „Warum nicht. Ich hab auch keine Lust bei Gewitter die ganze Strecke zurückzufahren .“
Er zog das Handy aus der Hosentasche und tippte eine SMS an seinen Bruder. Amy hatte mehr Mühe, ihrer Mutter zu erklären, dass sie erst am nächsten Tag nach Hause kommen würde.
„Nein Mum, ich trinke nichts. – Nein, Junias hat auch nichts getrunken, es ist wirklich nur das Wetter. – Nein, Dad muss uns nicht abholen. – Mum! Natürlich nicht, wo denkst du hin ? – Junias schläft bei Adam im Zimmer“, sie zwinkerte ihm zu, woraufhin all sein Blut in seinen Kopf wollte, „und ich im Gästebett. Denkst du, Adam würde etwas anderes zulassen? – Nein, Mum, Adam trinkt auch nichts, du kennst ihn doch!“ Ein weiteres Zwinkern, diesmal Richtung Katie. Schließlich beendete Amy das Gespräch mit einem Kuss aufs Handy und drückte das Gespräch weg. „Meine Mutter ist die reinste Plage!“, stöhnte sie. „Aber es ist okay.“
„Prima.“ Katie wuselte davon.
Mit gefüllten Tellern gingen Amy und Junias zurück ins Wohnzimmer, wo Adam und ein paar seiner Freunde offenbar beschlossen hatten, dass es nicht ausreichte, sich zu betrinken und an dubiosen Keksen zu erfreuen.
„Das darf nicht wahr sein.“ Amy stützte beide Hände in die Hüften. „Jetzt kiffen die. Oh Gott, Junias, du musst meinen Bruder für den reinsten Vollidioten halten. Und soll ich dir was sagen? Du hast recht, er …“ Sie stutzte. „Junias? Hallo? Geht es dir gut?“
„Hm-m“. Junias hatte diesen würzigen, süßlichen Geruch nach verbranntem Harz tief in die Lungen gesogen. Der Duft war ihm sofort in den Kopf gestiegen und hatte dort eine angenehm sanfte Schwere verursacht. Neugierig holte er ein weiteres Mal Luft.
„Holla.“ Es biss in der Nase. Hinterließ ein belegtes Gefühl auf der Zunge. Und fühlte sich gut an. Oh, verdammt gut.
„Oh , oh!“ Amy zupfte heftig an seinem Ärmel. „Ich habe den Eindruck, selbst passives Kiffen könnte etwas viel für dich sein. Wollen wir lieber einen Moment rausgehen?“
„Ach was, alles bestens.“
Amy war nicht einverstanden. „Lass uns doch eine Runde spazieren gehen, ja? Komm schon, ich habe keine Lust , mir die Haschorgie hier reinzuziehen. Es wird jetzt sehr bald sehr peinlich hier und mir ist nicht nach Fremdschämen.“
Etwas widerwillig stellte Junias seinen Pappteller auf einer Kommode ab und folgte Amy nach draußen. Sie übertrieb. Kein Mensch bekam von ein bisschen Tütenrauch direkt einen Rausch. Und ein Kienshi schon gar nicht. Oder? Waren diese putzigen Puzzles an den Treppenhauswänden eben schon so bunt gewesen?
Erst , als die feuchte Nachtluft seinen Kopf kühlte, wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich kurz vor einem kleinen Rausch gestanden hatte. Offenbar reagierte er durch seine feine Nase empfindlicher auf die Wirkstoffe. Das hätte ins Auge gehen können. Kienshi auf Droge kam bestimmt nicht so gut an. Hungriger Kienshi noch weniger.
Er hatte an diesem Tag noch keine Kraft genommen. Eigentlich war sein Plan gewesen, dies zu erledigen, nachdem er Amy nach Hause gefahren hatte. Aber daraus würde nun nichts werden. Zwar wusste sie, was er war, er brachte es dennoch nicht über sich, für eine Weile zu verschwinden und sie spekulieren zu lassen, was vor sich ging. Allerdings wirkte sich gute Laune positiv auf seinen Bedarf an Prana aus. Er spürte zwar das Verlangen,
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