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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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ganz. Ich glaube, der Tanz geht einfach weiter.«
    »Auch wenn du es früher erzählt hättest, hätten wir nichts tun können. Oder? Wir hätten so oder so warten müssen. Und jetzt, wo sich wieder etwas bewegt …«
    »So bewegt, dass es für unsere Augen sichtbar ist. Ja.«
    Nino biss sich auf die Lippen.
    »Übrigens, ich bin inzwischen auf dem Netz. Da hat tatsächlich jemand ein ungeschütztes Netz. Das heißt, ich kann mich hier irgendwo einschleichen. Vielleicht bei dieser Schneeschnepfe von nebenan. Falls sie vernetzt ist. Ich möchte verdammt gern nach etwas suchen.«
    »Falls. Ich hoffe, dass wir bald ein Stichwort haben.«
    »Hast du nicht die geringste Ahnung?«
    Nore Brand schaute ihn an, aber ihr Blick war irgendwo. Nino Zoppa mochte das nicht. Entweder man sah ihn an oder man ließ es bleiben. Wenn Nore so schaute, dann fühlte er sich wie aus Glas, wie ein Nichts, durch das man leicht hindurchschauen konnte, wie durch das Nichts eben. Aber das Nichts gab es ja nicht. Also …
    »Die Mafia ist es nicht«, sagte sie in die Stille hinein. »Das ist mal klar. Und ich glaube sogar, kein Geheimdienst.«
    »Keine Mafia? Bist du etwa enttäuscht?«
    Sie lachte. »Certo. Meine italienische Hälfte ist bitter enttäuscht.«
    Nino Zoppa schüttelte den Kopf. »Jetzt spinnst du.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Völlig.«
    »Du kannst nicht verstehen, dass meine italienische Seele der Mafia mal einen kleinen Strich durch eine kleine Rechnung machen möchte? Das große Geschäft wird nicht hier gemacht.«
    »Zum Glück!«, entfuhr es ihm.
    Sie lehnte sich zurück und schaute ihn an. Dieses Mal galt ihr Blick ihm.
    »Ich sage das einfach so. Aber im Moment sollte ich schweigen, weil ich keine Ahnung habe. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass irgendwo ein Rumpelstilzchen lauert. Ein Kobold mit einer ungeheuren kriminellen Energie. Vielleicht existiert er nur in meiner Fantasie.«
    »Märchentante«, sagte Nino Zoppa und schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht, Nino. Ich muss mir einfach etwas vorstellen können und dann hoffe ich, dass ich mit der Zeit die Wirklichkeit von meiner Fantasie unterscheiden kann. Oder anders gesagt: Meine Vorstellungen zu einem Fall müssen mit Hilfe der Hinweise der Wirklichkeit angepasst werden. Dann kommen wir den Dingen auf die Spur.«
    Nino Zoppa schaute verwirrt. »Ich verstehe nicht. Gib mir einfach ein Stichwort, damit ich endlich surfen kann.«
    »Zuerst denken, dann surfen.«
    »Ich kann beides gleichzeitig.«
    Nore Brand lachte leise. »Ach ja. Entschuldige, du Wunderkind.«
    »Ja«, sagte er, »meine Generation kann alles gleichzeitig, das ist der Unterschied zu euch.« Er schaute sie an. »Wir können fast alles gleichzeitig«, schränkte er ein. »Fast, aber denken und surfen kann ich gut gleichzeitig. Deine Generation hatte mehr Zeit als unsere, deshalb erledigst du eines nach dem andern.« Er dachte nach. »Ich würde sterben vor Langeweile!«, setzte er dann hinzu.
    »Hm?« Sie war wieder in ihren Gedanken.
    »Ich stelle mir eben vor, wie das wäre: Sterben vor Langeweile. Das muss schlimm sein.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Das war der Beweis, dass sie ihm nicht zugehört hatte. Er schaute sich um. Immerhin konnte er sich damit trösten, dass er in einem absoluten Kultmobil saß. Und es fahren durfte. Während der Arbeit! Oh, er kannte viele, die vor Neid krepieren würden.
    »Und die traurige Witwe? Besuchen wir die noch nicht?«
    »Nein, die soll sich in Sicherheit wiegen. Sie und niemand in ihrem Umfeld darf erfahren, dass wir die Fährte wieder aufgenommen haben.«
    »Sobald der große Unbekannte weiß, dass wir wieder da sind, wird er abtauchen und nichts wird sich mehr bewegen. Wir müssen uns auf Samtpfötchen vorwärtsbewegen.«
    Nino Zoppa grinste. »Dann machen wir ja genau das Richtige. Wir sind leise und farblos, eigentlich völlig unsichtbar.«

Nachts in der Kaverne
     
    Kurz vor neun Uhr waren sie unterwegs zum Flugplatz.
    Sie hatten das Kochzeug weggeräumt, das Zeltdach heruntergeklappt und Nore Brand hatte sich auf den Fahrersitz geschwungen.
    »Ich will dieses rote Sofa auch mal steuern.«
    »Mit Oldtimern hast du ja mehr Erfahrung als ich.«
    »Danke, falls das ein Kompliment war.«
    Das Lenkrad ihres Volvos hatte nicht halb so viel Spielraum, der Ganghebel musste tüchtig umgerührt werden, damit man beim Schalten fündig wurde. Der Rest ging unter in beruhigendem Schaukeln.
    »Wo ist da die Heizung?«
    Sie riegelte an einem Knopf und sofort setzte ein

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