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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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gewaltiges Rauschen ein.
    Das war die Belüftung. Diese funktionierte perfekt und frischte das Innere des Wagens nullkommaplötzlich mit arktischen Luftmassen auf.
    »Sorry, das war nicht so gemeint.«
    Der zweite schwarze Knopf ließ sich nicht bewegen.
    »Das wäre die Heizung«, sagte Nino Zoppa.
    »Da tut sich aber nichts.«
    »Das weiß ich auch.«
    Nino Zoppa fischte nach einer Wolldecke und wickelte sie um seine dünnen Beine.
    »Gib mir auch ein Zipfelchen davon.«
    »Nein, wer fährt, muss Beinfreiheit haben.«
    Matten war nur ein paar Kurven entfernt.
    In der Nähe des Dorfes steuerte sie den Bus an den Straßenrand, in den Schutz eines hohen Gebüsches. Keine Straßenlampe weit und breit.
    Es war Nacht. Das Dorf lag wie ausgestorben da. Aus einem Stall ertönte das Stöhnen einer Kuh. Ein Hund antwortete mit lautem Gebell.
    Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckten sie in der Ferne die Umrisse des Hangars. Als sie davorstanden, löste sich ein riesiger Schatten aus der Dunkelheit.
    »Ihr seid pünktlich«, murmelte Hene Hari. »Folgt mir.«
    Mit weit ausholenden Schritten ging er voraus.
    Nach etwa hundertfünfzig Metern verlangsamte er, blieb hin und wieder stehen und horchte.
    »So. Wir sind da«, flüsterte er.
    Sie standen vor einer schwarzen Wand.
    »Das hier kenne ich auswendig. Hier brauche ich noch kein Licht.«
    Da schepperte etwas ganz kurz auf. »Also, Sesam, öffne dich. Das ist unser Code.«
    Er lachte leise.
    »Wie ihr seht, kann ich zaubern. Kommt!«
    Hene Hari schob die zwei rasch durch eine Toröffnung.
    Nore Brand sah nichts. Es war stockdunkel. Sie spürte, dass sie von Mauern umgeben war, eiskalten, feuchten Mauern.
    »So, da wären wir. Wir schließen natürlich ganz sorgfältig ab hinter uns. Das ist hier der Brauch. Haben schließlich nicht Säcke anstatt Türen zu Hause.« Hene Hari lachte wieder leise vor sich hin. »Jetzt kann man Licht machen, wenn man will. Jetzt sind wir sicher. Von draußen sieht das kein Mensch.«
    Nore Brand machte ihre Taschenlampe an. Der Schatten des Riesen war erschreckend groß. Mit seinem Schatten allein würde er ein Heer in die Flucht schlagen.
    Er trug einen unförmigen Gegenstand unter seinem Arm.
    »Mein Arztköfferchen«, sagte er leise und tätschelte den ausgebeulten Lederkoffer.
    Nore Brand leuchtete den Raum ab. So groß hatte sie sich diese Kaverne nicht vorgestellt. Kein Ort zum Verweilen. Die nasse Kälte kroch durch die Kleider direkt auf die Haut.
    »Schaut, da sind die Kisten. Voll von Armee-Plunder. Man hat nicht alles abtransportiert. Ich glaube, die haben das schlicht vergessen hier oben.«
    »Was ist in diesen Kisten?«
    »Plunder, alte Waffen, Munition, Schutzhelme, Kochgeschirr, kaputte Zelte, Gashelme, Feldstecher, Sattel, Zaumzeug und weiß der Kuckuck was. Die Armee hatte früher noch Pferde. Das braucht niemand mehr, man lässt das hier einfach verrotten.«
    »Und welche Kisten suchen wir?«, fragte Nino.
    »Kisten mit frischen Spuren vom Tragen, Öffnen und Schließen.«
    »Ja, klar, natürlich«, murmelte er.
    Hene Hari hatte seine Taschenlampe hervorgeholt. Sie passte zu seiner Größe und warf das Licht wie ein Scheinwerfer durch die Halle.
    »Von außen sieht man das Licht der Taschenlampe nicht. Das habe ich geprüft. Eigentlich sind wir hier sicher, aber ihr müsst Augen und Ohren offenhalten. Ab und zu kommt jemand. Keine Ahnung, ob irgendeiner hier in der Nacht kontrolliert. Weiß auch nicht, wann diese Kisten abtransportiert werden sollen. Meistens geschieht das tagsüber. Dann hängen sie ein paar an einen Helikopter. Das soll dann aussehen, als ob einfach Baumaterial zum Berg hinaufgeflogen werden soll. Vielleicht ist es auch nichts anderes. Vielleicht. Und wenn es anders ist, dann ist es ganz schlau eingefädelt!« In seiner Stimme schwang Anerkennung mit.
    »Also, mit welcher Kiste beginnen wir?«
    Nore Brand und Nino Zoppa gingen durch die Reihen. Die meisten Kisten waren von Spinngewebe zugedeckt und von Mäuse- und Rattendreck. Mäuse! Nore zuckte zusammen.
    Sie gingen suchend durch die endlosen Reihen von Kisten.
    »Das ist ja eklig!«, schrie Nino Zoppa plötzlich auf. »Ich habe eben eine Ratte gesehen!«
    »Eine? Hier leben ganze Kolonien!«, antwortete Hene Hari belustigt.
    Nore Brand fühlte, wie das Blut in ihren Adern gefror. Ratten und Mäuse! Sie versuchte mit aller Macht, diesen Gedanken zu verdrängen. Wenn sich dieses Getier bloß zurückhielt, solange sie hier

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